Schmähvideo muss aus dem Netz
27. Februar 2014Der Internetkonzern Google muss das islamfeindliche Schmähvideo "Unschuld der Muslime" aus seinem Videoportal YouTube entfernen. In dem Amateur-Film wird der Prophet Mohammed als Gewalttäter, Frauenheld, Homosexueller und Kinderschänder verunglimpft. Der 14-minütige Trailer des Films von insgesamt 1 Stunde und 14 Minuten hatte im Sommer 2012 weltweit heftige antiwestliche Massenproteste ausgelöst, bei denen mehrere Menschen getötet worden waren.
Ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien gab jetzt der Klägerin Cindy Lee Garcia Recht. Der Film verstoße gegen das Urheberrecht der Schauspielerin, die geltend machte, von den Machern ausgetrickst worden zu sein. Mit ihrem ersten Versuch war sie vor Gericht noch gescheitert.
Google: Nur Autoren haben Urheberrecht
YouTube hatte sich trotz Aufforderung von US-Präsident Barack Obama und anderen führenden Politikern geweigert, das Video vom Netz zu nehmen. Das Unternehmen hatte argumentiert, ein Eingehen auf diese Forderungen käme einer ungerechtfertigten staatlichen Zensur gleich und würde die Google-eigenen Regeln zum Schutz der freien Rede verletzen.
Außerdem, so das Unternehmen, hätte nur der Filmemacher Basseley Youssef, nicht aber die Schauspieler ein Copyright an dem Video und nur er könne es vom Netz nehmen. Er allein habe die Dialoge geschrieben und die Produktion gemanagt. Auch verletze das Video weder Grundsätze noch Gesetze von Sitte oder Anstand.
Gericht: Es gibt Ausnahmen
Dem widersprach jetzt das Gericht. Der Fall sei durchaus außergewöhnlich und die Schauspielerin habe einen Anspruch auf Urheberrecht erwirkt, das YouTube respektieren müsse.
Dies schon deshalb, weil Garcia glaubte, in einem völlig anderen Film mitzuwirken als dem, der dann im Internet veröffentlicht wurde, so die Richter. Hätte sie gewusst, in was für einem Propagandafilm sie mitwirkte, hätte sie die Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Regisseur Youssef abgelehnt.
Das Urteil, so der Vorsitzende Richter Alex Kozinski, sei aber kein Freibrief für alle Schauspieler. Es gelte nur für diesen speziellen Fall. Garcia sei von den Machern ausgetrickst worden. Zudem hatte sie mehrfach Morddrohungen erhalten, wie die Lokalzeitung "San Jose Mercury News" berichtete. Sie hatte sich vergeblich an Google gewandt und versuchte schon 2012, die Ausschnitte per einstweiliger Verfügung löschen zu lassen.
Google kündigt Berufung an
Einer der drei Richter widersprach seinen beiden Kollegen. Der nur fünf Sekunden lange Auftritt von Frau Garcia, auch wenn er wichtig für den Film sei, mache sie noch nicht zur Autorin. Es sei nicht zu erkennen, welchen schöpferischen Anteil sie durch ihre Darstellung geleistet habe, so Richter N. Randy Smith.
Google hat das Video inzwischen vom Netz genommen, kündigte aber an, in Berufung zu gehen.
gmf/se (afp, ap, dpa)