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Glückwünsche zum neuen Jahr

11. Januar 2014

Zum Jahresbeginn wünschen wir einander viel Glück. Aber was Glück wirklich ausmacht, ist gar nicht so leicht zu definieren, so jedenfalls die Meinung von Pater Heribert Arens von der katholischen Kirche.

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Symbolbild Blüte mit Biene
Bild: Fotolia/Oleksiy Ilyashenko

Noch klingen sie in mir nach, die Glückwünsche zum neuen Jahr – und noch kommt der eine oder andere gute Wunsch bei mir an – immer noch früh genug. Das Jahr hat noch 354 Tage. Da lasse ich mir gerne noch Glück wünschen.

Glück wünschen wir uns bei vielen Gelegenheiten: zum Geburtstag, zum Namenstag, zum bestandenen Examen, zur Geburt eines Kindes – oder auch zum neuen Jahr. Da sprechen wir „Glück-Wünsche“ aus.

Und was ist Glück?

Ein Witz aus der DDR-Zeit fragte: „Kennen Sie den Unterschied zwischen Glück und Pech?“ „Glück“, so lautete die Antwort, „ist es, dass wir als Bürger der Deutschen Demokratischen Republik leben dürfen.“ „Und Pech?“ – „Dass ausgerechnet wir dieses Glück haben.“

Wer sagt uns schon, was Glück oder was Pech ist!

Das Glück der kleinen Dinge

Das Wort „Glück“ ist gar nicht so leicht mit Erfahrung zu füllen. Clemens von Brentano, der Dichter der Romantik, gab folgende Anregungen:

Glück ist gar nicht mal so selten, / Glück wird überall beschert.
Vieles kann als Glück uns gelten, / was das Leben uns so lehrt.

Glück ist jeder neue Morgen, / Glück ist bunte Blumenpracht.
Glück sind Tage ohne Sorgen, / Glück ist, wenn man fröhlich lacht.

Glück ist eine stille Stunde, / Glück ist auch ein gutes Buch.
Glück ist Spaß in froher Runde, / Glück ist freundlicher Besuch.

Glück ist niemals ortsgebunden, / Glück kennt keine Jahreszeit.
Glück hat immer der gefunden, / der sich seines Lebens freut.

In diesen Versen spricht der Dichter nicht vom „großen Glück“. Er erinnert an viele kleine Glücksmomente.

Viele meinen, dass sie glücklich werden, wenn sie im Überfluss haben. Doch jeder weiß, dass Überfluss nicht immer glücklich macht. Da hat jemand alles, was er braucht, ja mehr, als er braucht – aber glücklich ist er nicht! Sein Reichtum ödet ihn an. Sein Wunsch nach „immer mehr“ ist unersättlich.

Glücklich sind dagegen oft Menschen, die gar nicht so viel haben, die sich aber an dem wenigen, das sie haben, freuen können. „Wir haben unser tägliches Brot und sind dankbar“, sagen sie. „Meine Frau liebt mich, das macht mich glücklich“, sagt ein Mann. „Unsere Kinder entwickeln sich prächtig, auch wenn wir ihnen nicht viel bieten können“, freuen sich Eltern. „Was frag ich viel nach Geld und Gut, wenn ich zufrieden bin“, singt ein Volkslied. Menschen brauchen oft nicht viel, um glücklich zu sein. In den „unansehnlichen Reichtümern“ ist oft mehr Glück als im Überfluss.

„Deus maximus in minimis“ – diese Aufschrift war früher auf vielen Bienenhäusern zu lesen: „Gott ist am größten in den Kleinsten“. In den kleinen Geschenken des Glücks kommst du Gott eher auf die Spur, als in den großen. Ein Hauptmann, ein heidnischer noch dazu, hat das offensichtlich begriffen. Er brauchte nicht viel von Gott, um glücklich zu werden. Ein Wort genügte. Darum bat er nur um ein Wort, um mehr nicht. Er bekam es – und wurde der glücklichste Mensch der Welt.

Haben, um zu geben

Trotzdem gibt es viele, die es als Glück ansehen, wenn sie viel haben. Doch was nutzt es mir, wenn ich alles habe, aber ich sitze einsam in meinem Besitz. Glück ist oft weniger im Haben, als im Geben zu finden. Viele sind glücklich, wenn sie für andere da sein können, wenn sie haben, um geben zu können. Das macht sie glücklich.

Dabei geht es nicht nur um Materielles. Ich habe ja viel mehr, was ich geben kann, selbst wenn ich materiell arm bin: ich kann meine Liebe geben, meine Zuwendung, ich kann ein gutes Wort verschenken, ich kann meine Ohren geben, in die hinein ein anderer sein Herz ausschütten kann. In einem alten Gebet steht der Satz: „Wer gibt, der empfängt!“ Und was empfängt er? Glück!

Was wünsche ich jemandem, wenn ich ihm zum neuen Jahr Glück wünsche? Ich wünsche ihm eine hohe Achtsamkeit für die kleinen Dinge, die Glück schenken. Ich wünsche ihm Freude an den kleinen Geschenken, die ihm zeigen, dass andere Menschen ihn gern haben – und dass Gott ihn gern hat.

Wer die kleinen Glücksgaben zu schätzen weiß, ist glücklich.

Zum Autor:

Pater Heribert Arens OFM
P. Heribert Arens ofmBild: Heribert Arens

Heribert Arens ist Franziskaner und lebt im Franziskanerkloster Vierzehnheiligen in Oberfranken. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher, insbesondere zu Predigt und Spiritualität. Er ist Mitarbeiter bei der Zeitschrift "Der Prediger und Katechet" und Mitglied im Kuratorium für den "Deutschen Predigtpreis".