Geständnis nach langem Schweigen
20. Juni 2012Auf die Frage des Richters Peter Noll, ob die Anklage mit ihren Vorwürfen gegen ihn richtig liege, gab Gribkowsky ((im Artikelbild in der Mitte) zu: "Es stimmt im Wesentlichen." Das Münchner Landgericht hatte dem ehemaligen Top-Manager, der sich wegen Bestechlichkeit und Untreue verantworten muss, für ein Geständnis zuvor eine Begrenzung des Strafmaßes auf eine Strafe zwischen sieben Jahren und zehn Monaten und neun Jahren zugesichert. Als Höchststrafe hätten Gribkowsky für die angeklagten Vergehen fünfzehn Jahre Haft gedroht.
Der heute 54-jährige Gribkowsky war früher Vorstand der Bayerischen Landesbank. Von 2003 bis 2008 war er dort unter anderem für die Formel-1-Beteilung zuständig, die der Bank nach der Pleite des Medienkonzerns von Leo Kirch als Sicherheit für einen Milliardenkredit zugefallen war. Der Motorsport-Fan Gribkowsky verkaufte das Paket schließlich 2006 an den britischen Investor CVC. Im Zuge dieses Geschäfts soll er vom langjährigen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Schmiergelder in Höhe von 44 Millionen Dollar erhalten haben. Denn CVC als Miteigentümer war Ecclestone genehm. Gribkowsky soll deren Offerte daher in der Bayern LB durchgeboxt haben, ohne Alternativen zu prüfen. Dabei soll der Bank ein Schaden von gut 66 Millionen Dollar entstanden sein.
"Ich kam da nicht mehr raus"
Der Prozess gegen Gribkowsky läuft bereits seit Oktober. Bislang hatte er die Vorwürfe über seine Anwälte stets zurückgewiesen. Weil Gribkowsky selbst vor Gericht so lange zu den Vorwürfen geschwiegen hatte, haben die Richter bisher mehr als 40 Zeugen vernommen, darunter auch Ecclestone.
Jetzt sagte der frühere Top-Banker, er habe sich auf das Ecclestone-Angebot eingelassen, die Beteiligung schnell zu verkaufen und dafür von ihm einen neuen Job als Berater zu bekommen. "Ich mache das. Ich komme zu dir, aber erstmal verkaufen wir", zitierte Gribkowsky sich selbst. Erst später habe er bemerkt, dass er so zwischen die Fronten gerate und mit jeweils einem Bein in beiden Lagern stehe. Zunächst habe er noch gedacht, er könne die Lage im Griff behalten. Es sei aber doch sehr dünnes Eis gewesen. "Das Problem war: Ich kam da nicht mehr raus. Der Deal lief schon."
qu/wl (dpa, rtr)