"George Bush hat die Ungerechtigkeit gegenüber Mazedonien teilweise korrigiert"
23. November 2004Skopje, 23.11.2004, UTRINSKI VESNIK, mazed.
Wie wird sich der EU-Annäherungsprozess auf Mazedonien auswirken, nachdem der amerikanische Präsident George Bush am 4. November 2004 Mazedonien unter seinem verfassungsmäßigen Namen anerkannt hat? Wird diese amerikanische Unterstützung nicht die Chancen Mazedoniens in Richtung Europa behindern, weil die EU diesen Schritt nicht gut geheißen hat? Was wird Polen, das immer freundschaftliche Beziehungen zu Mazedonien hegte, in dieser Lage tun? Das waren die Fragen, die wir Tadeusz Mazowiecki, dem ersten polnischen Premierminister nach dem Niedergang des Kommunismus und ehemaligen UN-Sonderbeauftragten für Ex-Jugoslawien sowie dem ehemaligen polnischen Außenminister Bronislaw Geremek gestellt haben.
"Ich bin kein Anhänger der Politik des amerikanischen Präsidenten George Bush. Zu der Entscheidung (Anerkennung Mazedoniens – MD) möchte ich ihn beglückwünschen und ihm danken, weil Bush meine und die Wünsche des polnischen Volkes bezüglich der Ungerechtigkeiten der internationalen Gemeinschaft gegenüber Mazedonien teilweise korrigiert hat. Ich sehe optimistisch auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Europa. Die amerikanische Unterstützung war und ist für den Kontinent wichtig", erklärte Mazowiecki.
Er könne deshalb die Aufregungen in Brüssel und in Athen nicht verstehen. Er sei noch immer überrascht, dass es in Europa noch Politiker gibt, die die Republik Mazedonien als einen provisorischen Staat ansehen. "Wie kann man noch die unsinnige Bezeichnung Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien ertragen? Es ist ungerecht und unvernünftig. Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (FYROM) gibt es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr; seit zwei, drei Jahren auch das sogenannte Klein-Jugoslawien nicht mehr. Es sind nur die Erinnerungen an die politischen Karten und die Aufzeichnungen der Historiker geblieben", so Mazowiecki. Er könne auch nicht verstehen und bedauere, dass diese Bezeichnung in den Unterlagen der "alten Maschinerie" wie der UNO noch existiere.
"Wenn es schon vor zehn Jahren keine Argumente zur Rechtfertigung des unsinnigen Namens gegeben habe, so gibt es sie heute noch weniger. Die Bürger Mazedoniens haben bestätigt, dass sie den Frieden und die Stabilität schätzen, dass sie keine großstaatlichen Ambitionen haben, dass sie die Zusammenarbeit mit den Nachbarn wollen, dass sie kompromissbereit sind und dass sie den Armen helfen, obwohl sie auch wenig haben. Was sollen sie noch beweisen?", schlussfolgerte Mazowiecki.
Auch der jetzige polnische Europaabgeordnete Bronislaw Geremek begrüßt die Entscheidung von George Bush, weil sie von äußerster Wichtigkeit für die Bürger Mazedoniens ist.
"Ich habe diese Bezeichnung (FYROM) nie gutgeheißen. Ich hatte das Dilemma als früherer Außenminister gehabt, als ich bei den offiziellen internationalen Begegnungen als auch bei denjenigen, die in Polen organisiert wurden, gezwungen war, die Bezeichnung auszusprechen. Ich habe versucht, dies zu vermeiden. Das gleiche habe ich diskret auch den anderen empfohlen", so Geremek.
Warum hat die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Beunruhigung in Brüssel und Athen hervorgerufen?
"Ich denke, so weit wäre es nicht gekommen, wenn Präsident Bush vor seiner Entscheidung die UNO und die anderen internationalen Organisationen konsultiert hätte. Seine Entscheidung hat viele Politiker verunsichert. Vielleicht fühlen sich einige europäische Politiker sogar beleidigt, dass Bush sie anlässlich dieser für Europa wichtigen Fragen umgangen hat. Die UNO muss das Problem definitiv lösen", erklärte Bronislaw Geremek. (fp)