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SportGlobal

Genderdebatte: World Boxing verspricht "faire Regeln"

Jonathan Crane
27. Februar 2025

Der vom IOC vorläufig anerkannte neue Box-Weltverband World Boxing spricht nach der Genderdebatte bei den Olympischen Spielen in Paris von "erheblichen Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Aktiven".

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Boxerin Imane Khelif trifft ihrem olympischen Viertelfinalkampf in Paris ihre Gegnerin Luca Anna Hamori im Gesicht
Goldmedaillengewinnerin Imane Khelif (r.) stand im Mittelpunkt der Genderdebatte während der Olympischen Spiele 2024 in ParisBild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

"Für uns stehen die Boxerinnen und Boxer an erster Stelle, und die Sicherheit der Athleten ist absolut vorrangig", erklärte ein Sprecher des vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorläufig anerkannten Box-Weltverbands World Boxing gegenüber der DW. "Wir haben schon seit einiger Zeit erkannt, dass die Klärung des Geschlechts ein äußerst komplexes Thema ist, das erhebliche Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Aktiven mit sich bringt."

World Boxing werde in den "kommenden Wochen" eine Richtlinie für Transgender- und DSD-Aktive erarbeiten. Unter DSD (Differences of Sex Development) versteht man eine Gruppe von seltenen, angeborenen Abweichungen von der typischen Geschlechtsentwicklung. Bisher tauchen die Begriffe Transgender und DSD noch nicht in den Wettkampfregeln von World Boxing auf.

Eine Arbeitsgruppe des medizinischen Ausschusses habe "Daten und medizinische Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Quellen und von Experten aus der ganzen Welt geprüft, um eine aktualisierte Richtlinie zu entwickeln, die darauf abzielt, faire Wettbewerbsbedingungen für Männer und Frauen zu schaffen und die Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten", so der Sprecher von World Boxing.

World Boxing tritt an die Stelle der IBA

Am Mittwoch hatte das IOC den im April 2023 gegründeten Weltverband vorläufig anerkannt. Das gilt als wichtiger Schritt, um dem Boxsport auch bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 einen Platz im Wettkampfprogramm zu sichern. Bei den Spielen 2021 in Tokio und 2024 in Paris hatte das IOC die Boxkämpfe selbst veranstaltet.

Der Grund: Der eigentlich dafür verantwortliche Weltverband International Boxing Association (IBA) war wegen des Verdachts der Korruption sowie manipulierter Kampfurteile 2019 suspendiert worden. 2023 entzog die IOC-Vollversammlung dem Verband endgültig die olympischen Rechte.

World-Boxing-Präsident Boris van der Vorst beim Gründungskongress des Verbands 2023
World-Boxing-Präsident Boris van der Vorst begrüßt die vorläufige Anerkennung seines VerbandsBild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Das IOC machte wiederholt klar, dass Boxen bei den Spielen 2028 nur dann olympische Sportart bleibe, wenn ein neuer Weltverband die Wettkämpfe organisiere. "Der Erhalt des Platzes bei den Olympischen Spielen ist absolut entscheidend für die Zukunft unseres Sports", sagte der Niederländer Boris van der Vorst, Präsident von World Boxing.

Die IOC-Entscheidung, seinen Verband vorläufig anzuerkennen, bringe das Boxen diesem Ziel einen Schritt näher. World Boxing hat derzeit 78 Mitglieder auf fünf Kontinenten. Der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) hatte sich im August 2023 dem neuen Weltverband angeschlossen.

Umstrittene Geschlechtstests

Bei den Spielen 2024 in Paris war das Boxen von der heftigen Debatte über den Olympiastart der späteren Goldmedaillengewinnerinnen Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-ting aus Taiwan überschattet worden. Die IBA hatte erklärt, Khelif und Lin hätten bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 nicht näher bezeichnete Geschlechtstests nicht bestanden und deshalb nicht bei den Frauenwettbewerben antreten dürfen.

Das IOC hatte wiederholt die Zulassung Khelifs und Lins zu den Wettkämpfen in Paris verteidigt und die Tests der IBA als "unrechtmäßig" bezeichnet. Beide Boxerinnen seien als Frauen geboren und aufgewachsen und boxten bereits seit Jahren bei Frauenwettbewerben, so das IOC. Ihr Geschlecht stehe auch in ihren Pässen. Das sei entscheidend für ihre Startberechtigung.

Khelif und Lin haben bisher noch keinen Wettkampf bestritten, der vom Verband World Boxing organisiert wurde. Die taiwanesische Kämpferin zog im vergangenen Jahr ihre Teilnahme an einer World-Boxing-Veranstaltung in England zurück, nachdem Bedenken über ihre Startberechtigung geäußert worden waren.

Dieser Artikel wurde aus der englischen Originalversion "World Boxing promises 'fair playing field' for women" adaptiert.