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KonflikteNahost

Gaza-Krieg: Diplomatie und Demonstranten drängen auf Deal

7. September 2025

Israel zeigt sich fest entschlossen, mit einer Großoffensive die Stadt Gaza vollständig einzunehmen. Doch der Druck auf Premier Benjamin Netanjahu zur Beendigung des Kriegs wächst.

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Palästinenser untersuchen Trümmer des Al-Susi-Turms
Wurde bei einem israelischen Luftangriff zerstört: der 15-stöckige "Al-Susi-Tower" in Gaza-StadtBild: Omar Ashtawy/APA Images/ZUMA/picture alliance

Angesichts der geplanten Großoffensive der israelischen Armee in der Stadt Gaza laufen die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Kriegs im Gazastreifen auf Hochtouren. Laut Medienberichten wollen die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten in Kürze einen neuen Vorschlag für ein entsprechendes Abkommen vorlegen. US-Präsident Donald Trump berichtete von intensiven Verhandlungen mit der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, deren Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg in dem Palästinensergebiet auslöste.

Rasmussen auf Nahost-Mission

Israels Außenminister Gideon Saar betonte bei einer Pressekonferenz mit seinem dänischen Kollegen Lars Løkke Rasmussen, der Krieg könnte umgehend beendet werden, wenn die Geiseln freigelassen würden und die Hamas ihre Waffen niederlege. Die von Staaten wie Frankreich, Belgien und Kanada angekündigte Anerkennung eines Staates Palästina bezeichnete Saar als Fehler. "Es wird uns weder dem Frieden noch der Sicherheit näherbringen, es wird die Region destabilisieren."

Lars Løkke Rasmussen und Gideon Saar zwischen ihren Ladesflaggen
Trafen sich am Sonntag: die Außenminister Lars Løkke Rasmussen (l.) und Gideon SaarBild: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix/picture alliance

Rasmussen als Vertreter der Ratspräsidentschaft der Europäischen Union, die Dänemark gerade innehat, äußerte tiefe Besorgnis über "die humanitäre Katastrophe in Gaza". Er forderte einen sofortigen Stopp des Kriegs.

Der dänische Außenminister und sein israelischer Kollege wollen nach eigenen Angaben auch neue Wege zur Evakuierung von Patienten aus dem Gazastreifen prüfen. Rasmussen sagte dazu: "Ich hoffe, dass wir etwas ausarbeiten können, das machbar ist und tatsächlich eine echte Wirkung hat."

Geisel-Freilassung im Fokus

Bei einer Großdemonstration am Samstagabend vor der Residenz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu forderten wieder zigtausende Menschen den Regierungschef auf, einen Deal mit der Hamas einzugehen. Es war eine der bisher größten Anti-Kriegs-Kundgebungen in Jerusalem.

Die Hamas erklärte, sie sei offen "gegenüber jeglichen Ideen und Vorschlägen", die zu einem dauerhaften Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, der Einfuhr von Hilfsgütern und dem Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge führten. Zugleich bekräftigten die Islamisten ihre Zustimmung zu einem Vorschlag der Vermittler für eine 60-tägige Waffenruhe.

Der Vorschlag sieht vor, dass während dieser Waffenruhe zunächst zehn lebende Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen. Israels Regierung beharrt jedoch auf einem umfassenden Deal, bei dem alle Geiseln auf einen Schlag freigelassen werden. 20 Verschleppte sollen noch am Leben sein.

Netanjahus "Überlebensinstinkt"

Premier Netanjahu pocht außerdem auf einer Kapitulation und Entwaffnung der Hamas - was diese ablehnt. Er möchte zudem, dass Israel die Sicherheitskontrolle über den Gazastreifen behält, während die Hamas erneut den vollständigen Abzug der israelischen Truppen verlangte.

Kritiker werfen Netanjahu vor, den Krieg unnötig in die Länge zu ziehen. Seine rechtsextremen Koalitionspartner, von denen sein politisches Überleben abhängt, sind gegen eine Waffenruhe.

Demonstration für Rückkehr der Geiseln
Großdemo in Jerusalem: Viele Israelis sorgen sich vor allem um das Leben der in den Gazastreifen verschleppten GeiselnBild: Tania Kraemer/DW

"Der persönliche Überlebensinstinkt des Ministerpräsidenten darf nicht über die Notwendigkeit gestellt werden, alle Geiseln zurückzuholen und unnötige Todesfälle als Teil eines endlosen Krieges zu verhindern, dessen Zweck darin besteht, die Koalition zu erhalten", erklärte das Forum der Geiselfamilien. Es befürchtet, dass die Einnahme von Gaza-Stadt das Leben ihrer Angehörigen gefährden würde.

Das israelische Militär hatte in den vergangenen Tagen seine Einsätze rund um die Metropole des Palästinensergebiets am Mittelmeer ausgeweitet. Die Armee warf tausende Flugblätter über Stadtvierteln ab, in denen die Bewohner zur Evakuierung aufgefordert wurden. Bei einem Luftangriff am Samstag wurde ein weiteres Hochhaus in Gaza-Stadt zerstört, das von der Hamas genutzt worden sein soll.

Raketenalarm in Israel

Der "Islamische Dschihad", der von vielen Staaten ebenso wie die Hamas als Terrororganisation betrachtet wird, reklamierte derweil einen Raketenangriff auf Israel für sich. Es habe sich um eine "Reaktion auf die Verbrechen des zionistischen Feindes gegen unser Volk" gehandelt, hieß es.

Die israelische Armee teilte mit, zwei Geschosse seien auf israelisches Gebiet geflogen. Eine Rakete sei von der Luftabwehr abgefangen worden, eine zweite in einem offenen Gebiet niedergegangen. Zuvor hatte es in israelischen Grenzorten und in der Stadt Netivot Raketenalarm gegeben.

wa/AR/fab (dpa, rtr, afp)

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