Gaza-Einsatz ausgeweitet: Israel plant "Sicherheitszonen"
Veröffentlicht 2. April 2025Zuletzt aktualisiert 2. April 2025Israel greift weiter aus der Luft den Gazastreifen an. Immer im Visier: die radikalislamische Hamas, die in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer herrscht und von vielen Staaten als Terrororganisation eingestuft wir. Doch bei Luftangriffen auf Hamas-Kämpfer und deren Stellungen soll es offenbar nicht bleiben.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat eine deutliche Ausweitung der Einsätze der Armee im Gazastreifen angekündigt. Ziel sei es, "das Gebiet von Terroristen und Terror-Infrastruktur zu säubern", heißt es in einer Mitteilung des Ministers. Darin ist auch von Eroberungen die Rede. "Große Gebiete" des Gazastreifens sollten zu "israelischen Sicherheitszonen" werden.
Für die Ausweitung der Einsätze im Süden des Gazastreifens entsandte das Militär nach Medienberichten eine weitere Einheit. Ziel der neuen Bodenoffensive im Gazastreifen ist laut Armee auch die Errichtung einer Pufferzone entlang der Grenzen des Küstengebiets.
"Ich rufe die Einwohner Gazas dazu auf, jetzt für die Vertreibung der Hamas und die Rückführung aller Geiseln aktiv zu werden", ließ Katz verlauten. "Dies ist der einzige Weg, den Krieg zu beenden." Katz hatte bereits zuvor gedroht, Israel werde Teile des Gazastreifens dauerhaft einnehmen. Je länger sich die islamistische Hamas weigere, Geiseln freizulassen, desto mehr Territorium werde sie an Israel verlieren.
Erneute Flucht der Einwohner von Rafah
In den vergangenen Tagen hatte die israelische Armee die Bewohner der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen und in benachbarten Orten aufgefordert, von dort zu fliehen. Nach vielen Monaten des Krieges war am 19. Januar im Gazastreifen eine Waffenruhe in Kraft getreten. Viele Vertriebene innerhalb des Gebiets kehrten daraufhin in ihre Heimatorte zurück.
Mitte März nahm Israel die massiven Angriffe wieder auf, nachdem keine Einigung mit der Hamas auf die Konditionen für eine Verlängerung der Feuerpause erzielt worden war. Israels Armee begann seitdem auch Bodeneinsätze gegen die Hamas in Rafah, am Samstag weitete sie die Offensive eigenen Angaben nach auf ein zweites Viertel der Stadt aus.
Tote bei israelischen Luftangriffen
Bei den aktuellen israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 15 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien auch Kinder, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal der Nachrichtenagentur AFP.
Der erste Luftangriff habe im Morgengrauen ein von Flüchtlingen bewohntes Haus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens getroffen. Dabei seien 13 Menschen getötet worden, sagte Bassal. Bei einem zweiten Angriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Nuseirat seien zwei weitere Menschen getötet worden.
Wie palästinensische Medien berichten, wurde später bei einem israelischen Luftangriff im nördlichen Gazastreifen eine Klinik des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA getroffen. Mindestens 19 Menschen seien bei dem Vorfall in Dschabalija getötet worden, darunter neun Minderjährige. Weitere seien verletzt worden, meldet die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Dem Bericht zufolge hielten sich im Bereich der Klinik Binnenvertriebene auf. In dem Gebäude sei ein Feuer ausgebrochen.
Israels Armee spricht von Hamas-Kommandozentrum
Die israelische Armee sprach dagegen von einem Angriff auf Hamas-Terroristen in Dschabalija. Diese hätten sich in einem Kommandozentrum aufgehalten, "das zur Koordinierung von Terroraktivitäten und als zentraler Treffpunkt der Terrororganisation diente". Von dort aus seien Anschläge auf israelische Ziele geplant worden. Man habe vor dem Angriff Maßnahmen getroffen, um Zivilisten zu schonen, heißt es von der israelischen Armee.
Auslöser des Israel-Hamas-Krieges war der Überfall palästinensischer Extremisten auf israelische Ortschaften und ein Popfestival am 7. Oktober 2023. Bei dem brutalen Angriff der Hamas und anderer radikalislamischer Gruppen wurden rund 1200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel antwortete unter anderem mit großflächigen Bombardements in Gaza, die dort Zehntausende Menschen töteten - darunter viele Zivilisten.
Erneut Siedlergewalt gegen palästinensisches Dorf
Auch im von Israel besetzten Westjordanland, dem anderen Palästinensergebiet, kommt es weiter zu Attacken auf Bewohner. Erneut haben dort israelische Siedler ein palästinensisches Dorf angegriffen. Die israelische Armee sprach von gewaltsamen Auseinandersetzungen und kündigte eine Untersuchung an.
Südlich von Nablus sollen israelische Siedler das Dorf Duma am Dienstagabend überfallen und unter anderem Fahrzeuge und zwei Viehfarmen in Brand gesteckt haben, wie Medien berichten. Die Einzelheiten würden derzeit überprüft, teilte Israels Armee mit.
Der Vorsitzende des Dorfrates von Duma sagte, dass rund 300 israelische Siedler das Dorf gestürmt hätten. Israelische Soldaten am Ort hätten auch Tränengas gegen Dorfbewohner eingesetzt.
Der Angriff führte laut Armee zu einer "gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen israelischen Zivilisten und Palästinensern in der Gegend". Dabei wurden Medienberichten zufolge mehrere Palästinenser von scharfer Munition und Gummigeschossen verletzt. Die Armee verurteilte den Zwischenfall und kündigte entschlossenes Handeln an, "um Sicherheit und Ordnung in der Region aufrechtzuerhalten".
Die Gewalt radikaler israelischer Siedler hat nach Angaben von Betroffenen sowie israelischen Aktivisten und Menschenrechtsgruppen seit Beginn des Krieges im Gazastreifen im Oktober 2023 stark zugenommen. Sie werfen Israels Armee vor, die Gewalt der Siedler gegen Palästinenser und palästinensisches Eigentum zu ignorieren sowie die Siedler bei ihren Taten zu schützen.
Am Montagabend hatte Israels Armee die Bestrafung von mehreren Soldaten bekanntgegeben. Dabei ging es um Vandalismus in einer Schule und einer Klinik bei einer Razzia gegen das palästinensische Dorf Jinba im Süden des besetzten Westjordanlands. Vor der Razzia war es in Jinba auch zu einem Angriff radikaler Siedler und Zusammenstößen zwischen Siedlern und Palästinensern gekommen.
AR/sti/ch (dpa, afp, kna)
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