Thomas Müller - die Klublegende verlässt den FC Bayern
Nach 25 Jahren beim FC Bayern, 17 davon als Profi, geht die Ära Thomas Müller in München zu Ende. Kaum einer verkörpert Deutschlands erfolgreichsten Fußballklub so sehr wie der unorthodoxe Angreifer.
Der Gladiator sagt: Servus!
"Ich habe es geliebt, der moderne Gladiator zu sein", sagt Thomas Müller nach seinem Heimspiel für den FC Bayern. "Aber ich bin nicht traurig, ich freue mich auf das, was kommt - auch wenn es nicht halb so schön sein wird. Ich liebe euch alle! Macht's gut, Servus!" Seine lange Reise, die ihm etliche Titel und den Status als Klublegende einbringt, beginnt 25 Jahre zuvor.
Anfänge in der bayerischen Provinz
Schon mit vier Jahren beginnt Thomas Müller in seinem Heimatdorf Pähl bei München mit dem Fußballspielen. Früh beweist er dort seine außergewöhnlichen Qualitäten. Als Neunjähriger (Foto, 2.v.r.) erzielt er in einer Saison 120 Tore und weckt damit das Interesse des "großen Nachbarn" FC Bayern.
Jugend beim FC Bayern
Von der D- bis zur A-Jugend durchläuft Müller alle Jugendmannschaften des FC Bayern und zählt dort immer zu den erfolgreichsten Torschützen. Er spielt schon bei den Junioren unter anderem mit den späteren Bayern-Profis Toni Kroos, Holger Bastuber und Diego Contento zusammen.
Debüt in der Bundesliga
Am 1. Spieltag der Saison 2008/2009 darf Müller erstmals auch in der Bundesliga für die Bayern auflaufen. Im Spiel gegen den Hamburger SV wechselt der damalige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann ihn zehn Minuten vor dem Ende für Miroslav Klose ein.
Premierentreffer bei Premiere in der Champions League
Einige Monate später darf Müller auch erstmals in der Champions League ran. Im März 2009 wird er im Achtelfinal-Rückspiel gegen Sporting Lissabon eingewechselt und erzielt nach wenigen Minuten den Treffer zum 7:1-Endstand.
Müller spielt immer!
Unter Louis van Gaal entwickelt sich Müller endgültig zur festen Größe im Bayern-Kader. Der knorrige Niederländer ist von Juli 2009 bis April 2011 Bayern-Trainer und fördert Müller und andere Nachwuchsspieler. Den vielseitigen Offensivspieler schätzt er am meisten. "Müller spielt immer!", lautet van Gaals Credo.
Erfolg in der Königsklasse
Den wichtigsten Titel seiner frühen Karriere feiert Müller mit dem FC Bayern im Jahr 2013. Gegen Borussia Dortmund holen die Münchner nach zwölf Jahren Wartezeit wieder den ersehnten "Henkelpott", den Champions-League-Pokal. Ein Jahr später ist Müller sogar Weltpokalsieger und Weltmeister und hat mit nur 24 Jahren im Grunde bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.
Keine Muskeln, keine Technik
Wie Müller selbst zugibt, ist er kein großer Ballvirtuose und beherrscht keine Tricks. Ein großer Modellathlet ist er mit seinen dünnen Beinen auch nicht. Dafür hat er ein unvergleichliches Gespür dafür, wo er stehen oder sich hinbewegen muss, um gefährlich zu sein und zum Abschluss zu kommen. Diese Fähigkeit bringt ihm den Beinamen "der Raumdeuter" ein.
Radio Müller
Keiner spricht so viel wie Thomas Müller - egal ob auf oder neben dem Platz, beim Training oder in der Kabine. Müller dirigiert, kommentiert, feuert an und reklamiert - er hat nie Sendepause. Münchens Co- und Amateur-Trainer Hermann Gerland gibt ihm daher recht schnell den Spitznamen "Radio Müller".
Titelhamster
34 Titel feiert Müller - davon 33 mit dem FC Bayern. 13 Mal wird er deutscher Meister und sechsmal DFB-Pokalsieger. Zweimal gewinnt er mit den Münchnern die Champions League und die Klub-WM. Hinzu kommen etliche Supercups. Gemessen an gewonnenen Trophäen ist Müller gemeinsam mit Toni Kroos (ebenfalls 34 Titel) der erfolgreichste deutsche Fußballer.
Rekordspieler
Keiner läuft so oft für den FC Bayern auf wie er. Insgesamt trägt Müller das Bayern-Trikot in 749 Pflichtspielen (Stand 9.5.2025). Im September 2024 löst er Sepp Maier (709) als Rekordspieler der Münchner ab - die Torwartlegende war ebenfalls 17 Jahre lang Profi bei den Bayern (1962 bis 1979).
Pferdezüchter und halber Olympiasieger
Ein zweites Standbein hat sich Müller bereits aufgebaut. Gemeinsam mit seiner Frau Lisa (Foto), einer Dressurreiterin, betreibt er vor den Toren von München ein Gestüt mit einer Pferdezucht. Auf Checker, einem Pferd, an dem Müller zu 50 Prozent Mitbesitzer ist, gewinnt Christian Kukuk 2024 in Paris Gold im Springreiten.
Gemeinsam gealtert
Viele seiner langjährigen Bayern-Weggefährten wie Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm haben ihre Karrieren vor längerer Zeit beendet. Immer noch an Müllers Seite steht Torhüter Manuel Neuer (l.). Beide sind in der ewigen Bestenliste der Spieler mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga und der Champions League weit nach oben geklettert.
Nur noch Ersatz
So oft in der Startelf der Bayern wie Kapitän Neuer steht Müller in der laufenden Saison aber bei Weitem nicht mehr. Entweder spielt er gar nicht oder nur ein paar Minuten kurz vor dem Spielende. Richtig glücklich mit der neuen Rolle wirkt der 35-Jährige nicht.
"Fokus auf die Zukunft"
Der FC Bayern begründet die Trennung von Thomas Müller mit der Kaderplanung. Man wolle den Fokus auf die Zukunft richten, erklärt Sportvorstand Max Eberl die Entscheidung. Seine letzten Pflichtspiele für die Münchner werde Müller bei der Klub-WM in den USA im Sommer bestreiten, hieß es vom Verein. Auch ein eigenes Abschiedsspiel für ihn soll es geben.
Ende der langen Karriere?
"Der Verein hat sich bewusst dafür entschieden, mit mir keinen neuen Vertrag für die nächste Saison zu verhandeln. Auch wenn dies nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach, ist es wichtig, dass der Verein seinen Überzeugungen folgt", schreibt Müller Anfang April in einem Brief an die Fans. Ob er seine aktive Karriere woanders fortsetzen wird, verrät der Fußballprofi (noch) nicht.