Früherer Exil-Premier des Kosovo warnt vor pauschaler Kriminalisierung der UCK
26. Februar 2003Köln, 23.2.2003, DW-radio / Albanisch, Fadil Gashi
Bujar Bukoshi, der ehemalige Exil-Premierminister der international nicht anerkannten Republik Kosova, hat in einem Interview mit der Deutschen Welle erklärt, dass die auf Verlangen des Haager Tribunals erfolgte Festnahme von vier Kosova-Albanern Kosova erschüttert habe.
"Trotzdem dürfen wir auf keinen Fall mit der internationalen Gemeinschaft in Streit geraten" sagte Bukoshi, der jetzt Vorsitzender der Neuen Partei Kosovas ist. "Das Haager Tribunal soll die Ereignisse während des Kriegs untersuchen, aber auf keinen Fall darf man die ungeheuren, von serbischen Kräften verübten Verbrechen, den Völkermord, wie ich das nenne, mit einzelnen Entgleisungen auf die gleiche Stufe stellen". "Alle Tendenzen, den Befreiungskrieg der UCK als solchen zu kriminalisieren, sind inakzeptabel" so Bukoshi.
Zu der Frage des Status von Kosova sagte Bukoshi, er halte die Forderung von UNMIK-Chef Michael Steiner "Zuerst Standards, dann Status" für berechtigt. "Ich würde Steiner nicht kritisieren, denn Kosova wird nicht durch diesen Grundsatz gefährdet. Im Gegenteil, Kosova muss diese Standards erfüllen. Eines verstehe ich aber nicht: Wie kann man organisierte Kriminalität durch Aufrufe, also Appelle, bekämpfen? Die organisierte Kriminalität kann nur durch die Polizei und staatliche Institutionen bekämpft werden". Die albanischen Institutionen in Kosova brauchen mehr Kompetenzen, und das hat Herr Steiner versprochen", sagte Bukoshi.
Die Drohung des serbischen Premierministers Zoran Djindjic mit der Gründung eines serbischen Ministaats im Norden Kosovas nimmt Bukoshi nicht Ernst:
"Die serbischen Politiker sind sehr raffiniert. Solche Erklärungen geben sie ab in der Absicht, damit die Öffentlichkeit zu provozieren. Djindjic ist wie ein Déjà-Vu-Erlebnis , das kenne ich sehr gut. Er beweist noch einmal, dass er ein Egoist ist und sehr unverantwortlich gegenüber der serbischen Minderheit in Kosova. Mit so etwas arbeitet er nicht im Interesse der Serben von Kosova und ihrer Rückkehr nach Kosova. Er macht das im eigenen Interesse und er ist der Mann, der den bosnisch-serbischen Führer Karadzic noch 1996 umarmt hat, in einer Zeit, als der sogar schon von Milosevic im Stich gelassen worden war." (MK)