Früherer kommunistischer Parteichef des Kosovo befürwortet Dialog mit Belgrad
20. November 2002Köln, 18.11.2002, DW-radio / Albanisch
Der frühere kosovarische Spitzenpolitiker Azem Vllasi hat sich zum Verhältnis der Kosova-Albaner und Serben zueinander geäußert. Auf der Konferenz "Die Albaner und ihre Nachbarn" am letzten Wochenende in Luzern sei noch einmal bestätigt worden, dass die Albaner für einen Dialog mit allen ihren Nachbarn seien.
Zu den Problemen im Verhältnis zu Serbien sagte Vllasi, der kurz vor der Aufhebung der Autonomie Kosovas durch Belgrad Parteichef Kosovas war: "Obwohl Belgrad nach der Absetzung Milosevics zahlreiche Reformen durchgeführt hat, hat sich im Hinblick auf die Albaner Kosovas nicht viel getan. Immer noch hat Belgrad dieselben Vorbehalte gegenüber Kosova. Diese Politik verhindert, dass die Serben aus Kosova die neuen Lebensumstände akzeptieren. Die Möglichkeit einer Integration und einer demokratischen Entwicklung in der kosovarischen Gesellschaft, ist somit ebenfalls nicht gewährleistet. Währenddessen bemühen sich die Albaner, das Gefühl der Angst nicht wieder größer werden zu lassen.
Auf die Frage, ob die Angst und die Zweifel der Albaner in Bezug auf den Dialog mit den Serben nicht übertrieben groß seien, antwortete Vllasi:
"Die albanische Seite muss offen sein für einen Dialog, der unumgänglich ist, weil einfach zu viel dafür spricht. In Kosova, weiß man jedoch, dass die Notwendigkeit für einen Dialog zwischen den Serben und unseren Bürgern besteht. Der Dialog ist wichtig für die Stabilisierung der ethnischen Verhältnisse und die Verbesserung der Lage der serbischen Minderheit. Mit Belgrad besteht die Möglichkeit, einen Dialog zu führen wie zum Beispiel über die wirtschaftliche Zusammenarbeit und auch in anderen Bereichen, aber es ist unnötig , jetzt in dieser Phase mit Belgrad über den künftigen Status Kosovas zu sprechen. Das Problem ist sehr kompliziert und benötigt auch eine Vermittlung durch die internationale Gemeinschaft.
Auf die Frage, ob die Albaner auch die Verantwortung für die serbische Minderheit übernehmen können, antwortet Vllasi:
"Jetzt sind die Albaner eher dazu bereit als direkt nach dem Krieg, diese Verantwortung zu tragen. Diese Bereitschaft wird von Tag zu Tag größer, aber das reicht nicht aus, deshalb stehen wir vor einer großen Verantwortung, die Serben als gleiche Bürger zu behandeln. Aber auch die Serben müssen ganz offen zeigen, dass sie interessiert sind an der Stabilisierung der Lage im Kosova, aber sie sollten nicht versuchen, wieder eine serbische Herrschaft zu installieren. Interview: (Islam Spahija) (MK)