Weniger Asylanträge in der EU: Deutschland nur noch Platz 3
8. September 2025Trendumkehr bei der Zuwanderung nach Europa: Die Zahl der Asylanträge in der Europäischen Union sowie in den Nicht-Mitgliedsländern Norwegen und Schweiz ist im ersten Halbjahr 2025 deutlich zurückgegangen. Nach Angaben der EU-Asylagentur (EUAA) in Maltas Hauptstadt Valletta wurden bis Ende Juni in der Staatengruppe aus 29 Ländern (EU+) insgesamt 399.000 neue Anträge registriert. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 ist das ein Rückgang von 114.000.
Minus 43 Prozent in Deutschland
Erstmals seit Jahren war Deutschland nicht mehr das wichtigste Aufnahmeland. Frankreich (78.000 Anträge) und Spanien (77.000) lagen vor der Bundesrepublik (70.000). Dahinter folgten Italien (64.000) und Griechenland (27.000). Bezogen auf die Bevölkerung verzeichnete Griechenland die meisten Anträge - einen pro 380 Einwohner.
Und noch etwas hat sich nach der Halbjahresbilanz der EU-Asylagentur geändert: Nach dem Machtwechsel in Syrien kommen die meisten neuen Asylbewerber nicht mehr von dort nach Europa, sondern aus dem südamerikanischen Staat Venezuela.
Von den Asylbewerbern aus Venezuela stellten fast alle ihren Antrag in Spanien, wo ihre Muttersprache gesprochen wird. Als Zielland attraktiv ist es für Venezolaner zudem aufgrund einer wachsenden Wirtschaft und einer Regierung, die Einwanderer willkommen heißt. Die Massenauswanderung aus dem lateinamerikanischen Land wird als direkte Folge der autoritären Herrschaft von Machthaber Nicolás Maduro gesehen, der Venezuela seit 2013 regiert.
Weniger Antragsteller erhalten am Ende Asyl in Europa. Die Anerkennungsquote sank auf 25 Prozent. Das ist der niedrigste jemals verzeichneten Wert. Grund sei vor allem die Aussetzung der Verfahren für Syrer in vielen EU-Staaten. Dies sei, so die EUAA, ein statistischer Effekt und keine Verschärfung der Schutzkriterien.
Viele Klagen gegen Asylentscheidungen
Bei den deutschen Verwaltungsgerichten ist der Rückgang von Asylanträgen noch nicht spürbar. Die Zahl der Asylklagen ist nach einer Auswertung der "Deutschen Richterzeitung" (DRZ) im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Demnach gingen bis zum 30. Juni 76.646 neue Hauptsacheverfahren bei den Verwaltungsgerichten ein. Damit übertrifft die Zahl der Verfahren schon jetzt die Gesamtbilanz des Jahres 2023 (71.885) und erreicht bereits drei Viertel des Niveaus von 2024 (100.494).
Die deutliche Reduzierung der Zahl der Asylanträge in den vergangenen Monaten sei wohl noch nicht in den Verwaltungsgerichten angekommen, sagt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Es sei aber zu erwarten, "dass wenn wir unseren Weg konsequent weitergehen und die Asylantragszahlen weiter fallen, dass es auch irgendwann in der Justiz ankommen wird" und dann zu einer dauerhaften Entlastung der Verwaltungsgerichte führen werde.
AR/stu (epd, dpa, kna)