Flugzeug mit geflüchteten Afghanen in Berlin gelandet
5. März 2025Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat ein Charterflugzeug Afghanen und ihre Angehörigen nach Berlin gebracht, die von Deutschland eine Aufnahmezusage erhalten hatten. Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mitteilte, waren 132 Passagiere an Bord des Flugzeugs, das die Geflüchteten von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad in die Bundeshauptstadt brachte. 57 der Passagiere waren Minderjährige, sieben Kinder jünger als zwei Jahre.
25 weitere Menschen aus Afghanistan, die ursprünglich ebenfalls für diesen Flug vorgesehen waren, konnten den Angaben zufolge kurzfristig doch nicht mitfliegen. Hier habe die "Bundespolizei auf mögliche Unstimmigkeiten" bei den Dokumenten hingewiesen, betonte der Sprecher. Der Fall werde aufgearbeitet.
Zu den Voraussetzungen für die Einreise nach Deutschland gehörten unter anderem eine zweifelsfreie Identitätsklärung sowie eine umfassende Sicherheitsüberprüfung, so der Ministeriumssprecher. Seinen Angaben zufolge war unter denjenigen, die schließlich in Berlin landeten, auch eine ehemalige Ortskraft mit fünf Angehörigen.
Erster Flug brachte 155 Afghanen nach Deutschland
Bereits am 25. Februar war ein ebenfalls in Pakistan gestartetes Charterflugzeug mit 155 besonders gefährdeten Afghaninnen und Afghanen in Berlin gelandet. Bei mehr als der Hälfte der Passagiere handelte es sich nach Angaben der Bundesregierung um Menschen aus dem Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Personen aus Afghanistan.
An Bord waren damals laut Innenministerium auch fünf ehemalige Ortskräfte deutscher Institutionen mit ihren Angehörigen sowie Menschen, die über die sogenannte Menschenrechtsliste beziehungsweise ein Überbrückungsprogramm Zusagen erhalten hatten.
Kritik von CDU, CSU und AfD an Fortsetzung der Aufnahme
Politiker von CDU und CSU, darunter einige Landesinnenminister, hatten in den vergangenen Tagen kritisiert, dass die Bundesregierung die Aufnahmeprogramme nicht beendet. Sie forderten gleichzeitig mehr Anstrengungen, um Abschiebungen nach Afghanistan zu ermöglichen, wo im August 2021 die militant-islamistischen Taliban erneut die Macht übernommen hatten. Der innenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio, sagte, seine Partei fordere "die völlige Einstellung dieser willkürlichen Flüge".
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, es gehe bei der Aufnahme um Menschen, die von den Taliban verfolgt würden - das seien unter anderem Ortskräfte, Menschenrechtsaktivistinnen und Journalisten. Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wurden demnach rund 48.000 Aufnahmezusagen für Menschen aus Afghanistan erteilt. 35.800 Menschen seien nach einer Sicherheitsprüfung eingereist, 3.000 Menschen mit Aufnahmezusage befänden sich aktuell noch im Verfahren.
Drahtzieher von Attentat an Kabuls Flughafen 2021 festgenommen
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor die Festnahme eines Drahtziehers des Selbstmordattentats mit mehr als 180 Toten am Flughafen von Kabul während des chaotischen Abzugs der US-Streitkräfte 2021 verkündet. Der "für diese Gräueltat verantwortlichen Top-Terrorist" sei mit Hilfe Pakistans gefasst worden, so Trump in Washington.
Laut der US-Nachrichtenplattform "Axios" handelt es sich bei dem Verdächtigen um Mohammed Scharifullah. Er ist ein Anführer des Ablegers der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat in Afghanistan und Pakistan" (IS-K). Scharifullah werde voraussichtlich an diesem Mittwoch in den Vereinigten Staaten eintreffen, meldete "Axios" unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter.
Die radikalislamischen Taliban hatten im August 2021 inmitten des Truppenabzugs der USA und ihrer Verbündeten aus Afghanistan die Macht in dem Land wieder an sich gerissen. Überschattet wurde der Truppenabzug von dem Selbstmordanschlag am 26. August am Flughafen der Hauptstadt Kabul, bei dem 13 US-Soldaten und mindestens 170 Afghanen getötet wurden.
Zum Zeitpunkt des Anschlags hatten an dem Airport tausende Menschen versucht, an Bord eines der Evakuierungsflugzeuge zu kommen, mit denen die USA und andere westliche Staaten ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus Afghanistan in Sicherheit brachten.
sti/pg (dpa, afp, epd)
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