Familien von Vermissten im Kosovo verlangen Aufklärung über das Schicksal ihrer Angehörigen
31. August 2004Pristina, 30.8.2004, KOSOVA LIVE, engl.
Nur durch Dialog zwischen Serben und Albanern könne das Problem der entführten und vermissten Personen gelöst werden. Dieser Ansicht sind ein albanischer Forensik-Experte und ein Vertreter des Serbischen Verbands der Familien entführter und vermisster Personen.
"Ich verstehe die Familien völlig, selbst wenn sie nur fünf Minuten auf Informationen über ihre Angehörigen warten müssen, ganz zu schweigen von fünf Jahren. Wären wir in der gleichern Lage, würden wir genauso reagieren", so der Forensiker Arsim Gerxhaliu.
Heute, am Internationalen Tag der Vermissten Personen haben die Familien von vermissten Albanern in Prishtina demonstriert. Am Morgen wurden etwa 200 Familien gewaltsam auseinander getrieben mit der Begründung, die Demonstranten hätten die Hauptstraße blockiert. Während des Einschreitens der Polizei wurden etwa 30 Personen festgenommen und später frei gelassen. Die Demonstranten versammelten sich am Nachmittag erneut.
Gleichzeitig brachten etwa 250 Familien von entführten und vermissten Serben in Gracanica ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck und beklagten:: "Es sind schon sechs Jahre vergangen und wir wissen noch nicht einmal etwas über die Personen, die vor dem Krieg entführt wurden".
Die Demonstranten im Gracanica kritisierten die internationale Gemeinschaft für ihre Passivität beim Thema der Vermissten.
In der vergangenen Woche übergaben die serbischen Behörden UNMIK-Vertretern in Merdare die sterblichen Überreste von 38 Albanern, die während des Krieges in Kosova getötet wurden. Vertreter albanischer Verbände für vermisste Personen fordern, dass alle Leichen die aus den Massengräbern in Belgrad exhumiert werden, gemeinsam und nicht getrennt überführt werden.
Laut den Daten des UNMIK-Büros für Vermisste gibt es immer noch 3500 vermisste Personen.
Arsim Gerxhaliu, der der Arbeitsgruppe über vermisste Personen angehört, ist der Auffassung, dass der Dialog Prishtina-Belgrad so rasch wie möglich fortgesetzt werden sollte. "Ich denke, dass die albanischen und serbischen Familien, deren Angehörige vermisst werden, zusammenarbeiten müssen.
Sasa Perinic vom Serbischen Verband der Familien der Vermissten stimmt der Ansicht zu, dass eine Kooperation beim Austausch von Informationen helfen würde. Laut Perinic "sollte ein offener Dialog bestätigen, wer schuldig ist an den Verbrechen an Albanern und Serben und die Schuldigen müssen zur Rechenschaft gezogen werden". (MK)