FAKTI: "Die Korruption in Mazedonien hat jeden Lebensbereich erreicht"
23. Juli 2002Skopje, 18.7.2002, FAKTI, alban.
Ja, generell ist die Korruption auf dem Balkan ein Teil der Lebensart. Die Menschen auf dem Balkan haben sich mit dieser Tatsache abgefunden. Sie haben sich mit der Tatsache abgefunden, dass die Wurzeln der gesamten Maschinerie des Staates in der Korruption ruhen. Es ist nicht zufällig, dass wir sagen, dass die Korruption in Mazedonien einige Merkmale hat, die sie von der in anderen Balkanstaaten unterscheiden. Das liegt auch daran, dass zur Zeit des früheren Jugoslawien, als hauptsächlich Mazedonier an der Macht waren, Albaner die Schafe waren, die es zu scheren galt, wann immer die Bürokratie und die Autokratie ihre ungezügelte materielle Lust befriedeigen mussten.
Nach der Unabhängigkeit Mazedoniens hat sich die Korruptionsmentalität kaum geändert. Die Albaner werden immer noch auf unterschiedliche Art und Weise geschoren. Wenn es um Staatsbürgerschaft, Beschäftigung, die Eröffnung von Läden, Tankstellen, Firmen, die Erteilung von Konzessionen, das Gesundheitswesen, den Import diverser Produkte und so weiter ging, füllten sich die Taschen des korruptem Apparats vom einfachen Polizisten bis zum Premierminister.
Wenn in diesen Jahren ein Albaner ein Haus bauen wollte, musste er ein weiteres für den Mazedonier bauen, der ihm die Baugenehmigung erteilte, wenn ein Albaner sich einer dringenden Operation unzerziehen musste, dann musste er Deutsche Mark ausspucken. Daher haben die Albaner, die keinen anderen Ausweg hatten, die Korruption in diesen staatlichen Behörden installiert, die immer, die heutige Zeit eingeschlossen, einen albanischen Klienten oder Patienten, der vor ihnen erscheint, als Devisenquelle betrachten.
Die Korruption ist jedoch institutionalisiert worden und hat nun jeden Lebensbereich erreicht. Die Anstrengungen, die Ausländer gegen die Korruption in Mazedonien unternehmen, sind nutzlos. Es ist überflüssig, die Korruption zu diagnostizieren. Sie ist überall. Vielleicht ist sie bedeutender unter den Politikern, die den Eintritt in die Politik als das Einfachste betrachten und, unabhängig davon, welche politische Kombination an der Macht ist, gibt es immer Vorbilder in den staatlichen Institutionen. Beschäftigte, Abgeordnete, Minister, sie alle haben die Zauberformel des Reichwerdens begriffen, das Erbe der Vergangenheit.
Daher bedeutet die Tatsache, dass die letzten beiden Regierungen der Korruption den Krieg erklärt haben, nicht, dass die Korrupten angetastet werden. Sie haben verstanden, dass es nicht ratsam ist, die politische Rivalität auf die Aufdeckung von Affären und Beziehungen zu lenken, denn man weiß ja nie, was der morgige Tag bringt, und die logische Vernunft rät ihnen, die Korruptionsnetze unangetastet zu lassen.
Das Bekenntnis der internationalen Gemeinschaft und ihre Belohnungen für das Aufspüren der korrupten Elemente im Staatsapparat sind nutzlos. Auch der BDI (Demokratische Union für Integration, die Partei des ehemaligen UCK-Führers Ali Ahmeti – MD), die die Ausrottung der Korruption in ihr Programm aufgenommen hat, wird dies schwer fallen, da, wie oben erwähnt, die Vorbilder bereits da sind. Und es gibt viele Menschen hier, die die Politik als den besten Weg zum Reichwerden ansehen. (MK)