Faktencheck: Trumps falsche Behauptungen zu Grönland
14. März 2025Die Parlamentswahlen in Grönland wurden von einem Thema dominiert: Dem Ziel Donald Trumps, das semi-autonome Gebiet von Dänemark zu übernehmen. Die oppositionelle Demokratische Partei (Demokraatit), die sich selbst als sozialliberal bezeichnet, hat dabei überraschend gewonnen – und strebt eine Unabhängigkeit von Dänemark an. Und wollen auch nicht abhängig von den USA werden.
Jens-Frederik Nielsen wird höchstwahrscheinlich Grönlands neuer Premierminister und wendet sich klar gegen Trumps wiederholte Forderungen, das Gebiet zu annektieren. "Wir wollen keine Amerikaner sein. Nein, wir wollen keine Dänen sein. Wir wollen Grönländer sein, und wir wollen in Zukunft unsere eigene Unabhängigkeit", erklärte Nielsen gegenüber Sky News. "Und wir wollen unser eigenes Land selbst aufbauen."
Gleichzeitig verbreiten sowohl US-Präsident Donald Trump als auch seine Anhänger falsche Behauptungen über die aktuelle politische Situation zwischen den USA und Grönland. Das DW Faktencheck-Team hat sich zwei aktuelle Behauptungen angeschaut.
Wie viele Stützpunkte haben die USA in Grönland?
Behauptung: "Wir haben bereits einige Stützpunkte in Grönland", sagte Trump am Donnerstag bei Gesprächen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus, wie er auch in diesem Post auf X zitiert wird. Er fügte hinzu, dass die Vereinigten Staaten Grönland für ihre nationale Sicherheit benötigten.
DW-Faktencheck: Falsch
Die Vereinigten Staaten verfügen nur über einen einzigen funktionsfähigen Militärstützpunkt in Grönland: die "Pituffik Space Base" (ehemals Thule Air Base), die sich an der Nordwestküste Grönlands befindet. Sie wurde 1951 gegründet und steht seit 2020 unter dem Kommando der US-Space Force. Der Stützpunkt gründet auf Vereinbarungen zwischen dem Königreich Dänemark und den USA und stützt sich auf gegenseitige Verteidigung.
Laut dem unabhängigen Thinktank Council on Foreign Affairs sind in Ptuffik etwa zweihundert aktive Mitarbeiter beschäftigt "sowie Raketenabwehr- und Weltraumüberwachungsanlagen". Zudem gibt es ein Radar mit einem Frühwarnsystem, das ermöglicht, von Russland aus abgefeuerte ballistische Interkontinentalraketen zu erkennen.
Donald Trump erklärte wiederholt, er wolle Grönland annektieren, weil das Gebiet für die Vereinigten Staaten strategisch wichtig sei. Grönland liegt zwischen Europa und Nordamerika, und seine Nähe zum Arktischen und Nordatlantischen Ozean macht es wertvoll für die USA.
Neben Sicherheitsbedenken könnten auch wirtschaftliche Faktoren das Interesse der USA an Grönland begründen. Auf der Insel werden wertvolle Vorkommen an Öl, Gas, Gold, Uran und Zink vermutet, insbesondere in den südlichen Regionen. Da der Klimawandel die ökologische Landschaft Grönlands verändert, könnten diese Ressourcen künftig leichter zu fördern sein. Das würde die geopolitische Bedeutung der Insel erhöhen.
Grönland strebt derzeit die Unabhängigkeit von Dänemark an und ist seit 1953 keine dänische Kolonie mehr. Aktuell ist es ein selbstverwaltetes Gebiet unter dänischer Kontrolle. Kopenhagen verwaltet die Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik.
Hat die Pro-US-Partei die Wahl in Grönland gewonnen?
Behauptung: "Die Pro-US/Trump-Partei hat gestern Abend die Wahl in Grönland gewonnen. Die Menschen in Grönland wollen die europäische Kolonialherrschaft beenden und eine Zukunft mit Amerika aufbauen", heißt es in einem viralen Post auf X mit mehr als 277.000 Aufrufen.
DW-Faktencheck: Falsch
Diese Behauptung ist nicht wahr. Die grönländische Oppositionspartei Demokraatit hat die Parlamentswahlen am Dienstag gewonnen. Die Partei, die eine langsame Annäherung an die Unabhängigkeit von Dänemark möchte, nicht aber an die Kontrolle durch die USA befürwortet, erhielt 29,9 Prozent der Stimmen. Sie strebt die Unabhängigkeit Grönlands an, allerdings erst dann, wenn das Gebiet politisch und wirtschaftlich weiterentwickelt ist.
Da keine der Parteien eine Mehrheit der 31 Sitze im Parlament erhielt, werden in den kommenden Tagen Verhandlungen zur Bildung einer Koalition geführt. Die offiziellen Wahlergebnisse in Grönland werden erst in einigen Wochen von den Wahlbehörden bestätigt werden.
Meinungsumfragen zeigen außerdem, dass nur 6 % der Grönländer eine Angliederung ihrer Insel an die USA wünschen, während 85 % dagegen sind.
Auch der scheidende grönländische Ministerpräsident Mute Egede lehnt die wiederholten Forderungen Trumps, Grönland zu übernehmen, ab und schrieb auf Facebook: "Nun hat der amerikanische Präsident wieder einmal die Idee gewagt, uns zu annektieren. Das kann ich auf keinen Fall akzeptieren. (...) Denn dieses Mal müssen wir unsere Ablehnung gegenüber Trump verschärfen. Behandeln Sie uns nicht weiter mit Respektlosigkeit. Genug ist genug".
Egede wird Grönland weiterhin führen, bis die neue Regierung gebildet wird.
Hat Trump weitere Pläne für nach der Annexion Grönlands gepostet?
Behauptung: Donald Trump hat angeblich auf seiner Plattform Truth Social geteilt, dass er Grönland und Alaska annektieren wolle. Der Screenshot des Beitrags wurde auf mehreren Social-Media-Plattformen geteilt, so auch hier auf X.
DW-Faktencheck: Fake
Es gibt mehrere Hinweise dafür, dass Trump nie einen solchen Beitrag auf Truth Social veröffentlicht hat.
Eine Suche nach den jüngsten Beiträgen von Trump in dem sozialen Netzwerk liefert keine Ergebnisse. Auch eine erweiterte Google-Suche führt nicht zu Beiträgen auf der Plattform mit demselben oder einem sehr ähnlichen Inhalt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Beitrag derzeit nicht existiert, was aber nicht bedeutet, dass er möglicherweise früher gepostet und dann gelöscht wurde.
Alles, was man von dem angeblichen Posting finden kann, sind Screenshots. Diese wurden mehrfach auf verschiedenen Social-Media-Plattformen, wie Instagram und Bluesky, geteilt. Es scheint sich dabei jedoch nicht um verschiedene Screenshots zu handeln, sondern immer um denselben Screenshot: Jeder Upload scheint die gleiche Schriftart und -größe sowie den gleichen Hintergrund und Stil zu haben. Auch Merkmale wie die Anzahl der Wiederveröffentlichungen oder das Datum der Veröffentlichung fehlen immer.
Auch andere Details wie eine seltsame Schreibweise (z. B. das Wort 'annexe'), mehrere grammatikalische Fehler und die widersprüchliche Aussage, Alaska annektieren zu wollen - als ob das Gebiet nicht bereits Teil der USA, sondern eine Region Kanadas wäre - lassen Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Beitrags aufkommen.
Der Account, der den angeblichen Screenshot auf der Plattform X viral verbreitete, bezeichnet sich selbst als Parodie-Account. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die veröffentlichten Beiträge nicht unbedingt wahre Informationen enthalten.
Trumps Interesse an Grönland ist nicht neu
Während seiner ersten Amtszeit 2019 bot Trump bereits an, Grönland zu kaufen. Die dänische Regierung lehnte dies umgehend ab. Aktuell äußert Trump aber immer wieder Expansionsabsichten, die sich nicht nur auf Grönland, sondern auch auf Kanada, den Panamakanal und den Gazastreifen beziehen.
In seiner Rede vor dem Kongress Anfang März sprach Präsident Trump seine Ziele erneut an und richtete seine Bemerkungen an die Menschen in Grönland. "Wir unterstützen nachdrücklich Ihr Recht, Ihre eigene Zukunft zu bestimmen", sagte Trump. Doch nur zwei Sätze später schien er davon abzurücken und erklärte: "Ich denke, wir werden es [Grönland] bekommen - so oder so, wir werden es bekommen".
Mitarbeit: Carlos Muros und Thomas Sparrow
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 14. März 2025 veröffentlicht. Er wurde am 18. März 2025 aktualisiert, und beinhaltet nun eine Behauptung über einen angeblichen Beitrag von US-Präsident Donald Trump im Social-Media-Netzwerk Truth Social.