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Erste Runde bei Präsidentschaftswahlen in Mazedonien

15. April 2004

Stichwahl entscheidet über neuen Amtsinhaber

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Bonn, 15.4.2004, DW-RADIO/Mazedonisch, Nada Steinmann

Am Mittwoch (14.4.) waren die Wahlberechtigten in Mazedonien aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Der vorgezogene Urnengang war nach dem Tod des Präsidenten Boris Trajkovski bei einem Flugzeugabsturz vor sieben Wochen notwendig geworden. Der aussichtsreichste Kandidat, Ministerpräsident Branko Crvenkovski, gewann mit mehr als 60 000 Stimmen Vorsprung die meisten Stimmen. Er verfehlte aber mit knapp 47 Prozent die absolute Mehrheit, so dass in zwei Wochen am 28. April eine Stichwahl mit dem Zweitplazierten, Sasko Kedev, über den neuen Präsidenten entscheidet. Kedev erhielt gut 37 Prozent. Die beiden Kandidaten der albanischen Parteien erzielten Achtungserfolge, hatten aber mit dem Ausgang der Wahl nichts zu tun. In zwei Wochen muss die Wahlbeteiligung über 51 Prozent betragen, soll die Wahl gültig sein. Ein Bericht aus Skopje von Nada Steinmann:

Mazedonien erlebte eine relativ ruhige Wahl. Doch lag die Wahlbeteiligung bei nur 55 Prozent, die bisher niedrigste bei Wahlen. In dem modern geführten Wahlkampf trat der Favorit für die Stichwahl, Branko Crvenkovski, um Mitternacht siegessicher vor der Presse: "Bei diesen Wahlen sind wir nicht aufgetreten, um gegen jemanden zu sein, sondern hinter unserem Wahlprogramm zu stehen, für unsere Vision, für die Republik Mazedonien. An diesem Ort, am 28. April, wird der neue Präsident Mazedoniens zu Ihnen sprechen."

Nicht weniger euphorisch verkündete auch der Kandidat der Opposition, Sasko Kedev, seinen Sieg bei der anstehenden Entscheidungsrunde. "Er ist erledigt! Die erste Halbzeit ist für uns nicht verloren. Wir ermutigen alle Mazedonier, die nicht gewählt haben, alle Albaner, die Angst vor dem Polizeistaat haben, dass wir die Chance haben, ein für alle mal diese destruktive Person zu entfernen, die die Teilung unter den Mazedoniern und Streit mit den Albanern brachte," so Kedev.

Crvenkovski verlor in der Vergangenheit zwar an Popularität, da es ihm als Regierungschef nicht gelang, die wirtschaftliche Lage deutlich zu verbessern. Seine Chancen sieht er aber darin, Mazedonien in die Moderne und sicher in die NATO und in die EU zu führen. Auch Kedev will Wohlstand für sein Land, aber sein Wahlslogan "ein neues Gesicht Mazedoniens" bleibt blass. Ihm fehlen die Visionen, um sein Land aus der wirtschaftlichen Misere und der großen Arbeitslosigkeit herausführen zu können. Nur mit Vorwürfen gegen die regierende Partei kann er kaum etwas erreichen. Die Wähler erwarten vom künftigen Präsidenten vor allem, dass er das Image des Landes im Ausland verbessert. Kedev, der längere Zeit in Italien und den USA verbrachte, könnte diese Rolle übernehmen. Aber er ist zu unerfahren im Vergleich zu Crvenkovski, der als jüngster Premierminister Europas schon 1992 die Regierung führte.

Die chancenlosen Kandidaten der albanischen Minderheit nutzten die Wahlen, um sich als stärkste Kraft der Albaner zu etablieren. Von den Stimmen ihrer Anhänger hängt es ab, welcher der beiden mazedonischen Kandidaten das Rennen macht. Vor allen Dingen aber entscheiden die Wähler, ob die erforderliche Wahlbeteiligung von mehr als 51 Prozent erreicht und damit die Stichwahl gültig wird. (md)