Erste Phase von Trumps Zoll-Erhöhungen in Kraft
5. April 2025Lange wurde der Schritt befürchtet, erst am Mittwoch hatte ihn Präsident Donald Trump verordnet und nun wurde der erste Teil des Plans bereits umgesetzt: Ab sofort kassieren die USA zehn Prozent Zoll auf fast alle Waren, die ins Land kommen. Seit Samstag um 00.01 Uhr US-Ostküstenzeit (06.01 MESZ) greift der Mindestsatz für die meisten Einfuhren.
Laut einer Mitteilung der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde gibt es allerdings eine 51-tägige Schonfrist für Güter, die auf dem Weg in die USA vor Mitternacht bereits auf Schiffe oder in Flugzeuge verladen waren. Diese Waren müssen bis zum 27. Mai in den USA ankommen, um den Zoll zu umgehen. Und: Für die USA strategisch wichtige Waren sind von den neuen Zöllen ausgenommen - zumindest bislang.
Phase zwei ab Mittwoch
Die jetzt geltenden Zehn-Prozent-Abgaben auf Einfuhren sind aber nur der erste Schritt: Höhere Zölle für eine Reihe von Staaten folgen am 9. April. Ab dann gilt unter anderem ein 20-prozentiger Aufschlag für Güter und Dienstleistungen aus der Europäischen Union.
Trump hatte das gewaltige Zollpaket vergangenen Mittwoch bei einer wochenlang angekündigten Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington verkündet. Der 78-Jährige wirft den internationalen Handelspartnern vor, die USA "über den Tisch zu ziehen".
Beim zweiten Schritt ab kommenden Mittwoch handelt sich um einen komplexen Mechanismus. Dieser sieht noch höhere Zölle für Länder vor, mit denen die USA nach Auffassung der US-Regierung ein besonders großes Handelsdefizit haben. Nur wenigen Güter sind von den Zöllen ausgenommen.
Dazu gehören unter anderem Waren, für die bereits andere Zollregelungen gelten wie Stahl- und Aluminiumprodukte oder Autos und Autoteile. Außerdem sind einige weitere Güter wie Kupfer, Arzneimittel, Halbleiter, Holzprodukte oder bestimmte kritische Mineralien ausgenommen. Das Weiße Haus hatte allerdings deutlich gemacht, dass Trump für derartige Waren bald ebenfalls Sonderzölle ankündigen könnte.
Höhere Preise und weniger Wachstum erwartet
Trump hatte den Tag, an dem die Zölle verkündet wurden, vorab als "Tag der Befreiung" gepriesen. Es ist der bisher aggressivste und folgenschwerste Schritt in der Handelspolitik des US-Präsidenten. Der Republikaner versprach, dass mit den Zöllen das "Goldene Zeitalter" der USA zurückkommen werde.
Nach Trumps Ankündigung wurde allerdings zunächst Vermögen in vielfacher Milliardenhöhe vernichtet. Denn global gingen die Aktienkurse auf Talfahrt - auch in den USA.
Politiker und Ökonomen weltweit kritisierten Trumps Vorgehen scharf. Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, prophezeite höhere Inflation und langsameres Wachstum für die USA. Ein globaler Handelskonflikt könnte die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen.
Handelspartner reagieren mit Gegenmaßnahmen
Einige Länder haben bereits angekündigt, sich zu wehren - darunter China, nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Als Vergeltung kündigte die Regierung in Peking Extra-Zölle von 34 Prozent auf US-Produkte sowie Exportbeschränkungen für einige Seltene Erden an. Kanada, nördlicher Nachbarstaat und bislang einer der engsten Partner der USA, reagiert mit Gegenzöllen auf bestimmte Fahrzeugimporte aus den Vereinigten Staaten.
Auch Deutschland ist stark von Exporten abhängig und profitiert von offenen Märkten. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Zollpolitik der Trump-Regierung als einen "Anschlag auf eine Handelsordnung, die Wohlstand überall auf dem Globus geschaffen hat" und als "grundfalsch".
Die EU-Kommission hat ebenfalls Gegenmaßnahmen vorbereitet. Aber welche Reaktionen der US-Präsident aus Europa genau zu erwarten hat, steht noch nicht abschließend fest. Trump hatte zuletzt Gesprächsbereitschaft signalisiert und nicht ausgeschlossen, mit anderen Ländern über die Zölle zu verhandeln.
AR/se (afp, dpa, kna, rtr)