El Dorado in Venezuela: Der Preis des Goldes
In der Bergbaugemeinde El Dorado zahlen die meisten Einwohner mit purem Gold. Von mythischem Reichtum ist die arme Kommune allerdings weit entfernt, denn die Bodenschätze der Region fordern einen hohen Preis.
Goldene Stadt?
Eher braun als golden: Ein Boot fährt an der Minenstadt El Dorado im venezolanischen Bundesstaat Bolivar vorbei. Der Ort ist nach der sagenumwobenen Stadt aus Gold und anderen Reichtümern benannt, die irgendwo in Südamerika liegen soll. Den Mythos verbreiteten spanische Konquistadoren im 16. Jahrhundert. Tatsächlich sind die meisten der 5000 Einwohnerinnen und Einwohner El Dorados arm.
Harte Währung
Sorgfältig werden Goldkörner in einem Geschäft gewogen: Der Goldrausch ist zwar lange vorbei, doch rund um El Dorado gibt es nach wie vor zahlreiche Minen und Lager, in denen goldhaltiger Sand gefördert und verarbeitet wird. Mit dem Ertrag bezahlen die Bewohnerinnen und Bewohner El Dorados die Waren für ihr tägliches Leben.
Eine Tüte Lebensmittel für ein Gramm Gold
Weil in El Dorado kaum mit Bargeld oder Karten gezahlt wird, sind die Preise auf dem Markt direkt in Goldgewicht angegeben. Für 0,02 Gramm erhält man ein kleines Päckchen Maismehl, für ein ganzes Gramm lassen sich Waren im Wert von 85 bis 100 Dollar kaufen. Hier warten Tüten voller Lebensmittel wie Mehl, Nudeln, Öl, Margarine, Ketchup und Milchpulver auf ihre Käufer.
"Man muss hart arbeiten"
Metall statt Kreditkarte: Die ältesten Einwohner der Stadt erinnern sich, wie nach einem Regen früher Goldpartikel aus den Lehmstraßen der Stadt auftauchten. "Das Gold ist ein Segen, der uns gegeben wurde, damit wir uns kaufen können, was wir wollen", sagt ein Einwohner El Dorados der Nachrichtenagentur AFP. "Aber man muss hart dafür arbeiten."
Gefährliches Geschäft
Minenarbeiter rüsten ein Boot aus, um zu den Schürfgründen zu fahren. El Dorado entstand 1895 als Militärfestung, als sich Großbritannien und Venezuela um die mineralien- und ölreiche Region stritten. Heute sind die meisten Einwohner im Bergbau beschäftigt, entweder legal oder illegal. Die Goldgewinnung ist schwierig und gefährlich: Mineneinstürze haben bereits Dutzende Leben gefordert.
Mühsam durch den Matsch
Auch die Verarbeitung des goldhaltigen Sandes, der in den Minen gefördert wird, birgt Risiken: Er wird in Maschinen gemahlen, betrieben von umfunktionierten Automotoren, und dann in Wasser und giftigem Quecksilber gewaschen, um winzige Goldpartikel von anderen Metallen zu trennen. Schädlich ist das nicht nur für Menschen: Umweltschützer beklagen einen "Ökozid" in dem stark ausgebeuteten Gebiet.
Trauriger Tageslohn
Die so gewonnenen Körnchen werden schließlich mit einer Lötlampe erhitzt, um Verunreinigungen zu entfernen, bevor das Gold gehandelt oder verkauft werden kann. "Die Gefahr dabei ist der Rauch, der durch das Abbrennen des Quecksilbers entsteht", erklärt ein Mühlenbetreiber gegenüber AFP. Der Lohn einer fünfköpfigen Familie am Ende eines Tages harter Arbeit: ein Gramm Gold.
Gold statt Geld
Ihr mühsam gewonnenes Gold können Minenarbeiter bei zahlreichen Händlerinnen und Händlern in El Dorado verkaufen. Doch die meisten Menschen ziehen es vor, ihre Einkäufe direkt mit dem Edelmetall zu bezahlen. Denn während die venezolanische Währung in diesem Jahr bereits 50 Prozent ihres Wertes verloren hat, bleibt der Goldpreis relativ konstant.
Reiche Region
Neben Gold gibt es in der Region auch große Diamanten-, Eisen-, Bauxit-, Quarz- und Coltanvorkommen. Der Reichtum ist Segen und Fluch zugleich, denn er lockt das organisierte Verbrechen an. Zahlreiche Menschen sterben bei Zusammenstößen zwischen rivalisierenden kriminellen Banden, und die Erpressung von Kleinunternehmern ist weit verbreitet. El Dorado zahlt einen hohen Preis für sein Gold.