Eiskalte Schönheit in Harbin
Besucher müssen sich warm anziehen, wenn sie durch die gefrorene Kulisse schlendern - beim größten Eisfestival der Welt in Harbin in China. Manche springen halbnackt in den Fluss Songhua, andere heiraten hier.
Feuer und Eis
Mit einem Feuerwerk wird die offizielle Eröffnung des Internationalen Eis- und Schneefestes in Harbin gefeiert, in der Regel am 5. Januar. Harbin liegt im Nordosten Chinas in der Mandschurei. Dank sibirischer Winde sinken die Temperaturen hier im Winter auf -10 bis -25 Grad Celsius - und darunter. Ideale Bedingungen für das Eisfest, das - je nach Wetterlage - bis Ende Februar dauert.
Bonbonfarben beleuchtet
In der ganzen Stadt gibt es Events und Eisbauten. Die spektakulärsten Skulpturen stehen auf zwei zentralen Ausstellungsflächen, für die Besucher Eintritt zahlen müssen. Dafür ist eines der Gelände auch nachts geöffnet und die gefrorenen Gebäude werden von innen mit bunten LED-Leuchten illuminiert. Das Harbin Eis- und Schneefest findet 2020 zum 36. Mal statt.
Ehrfürchtiges Erstarren
Es gibt nichts, was sich nicht aus Eis nachbauen lässt - Paläste, Brücken und Kathedralen in Originalgröße ebenso wie überlebensgroße Figuren. Manche Türme sind über 50 Meter hoch und werden aus Eisblöcken oder -ziegeln konstruiert. Viele Gebäude haben Eisrutschen, so wie vor Jahren ein Nachbau der Chinesischen Mauer - ein Spaß nicht nur für Kinder.
Ein Zug nach nirgendwo
Wenn eine Eisenbahn festgefahren wirkt, dann diese - eisig erstarrt und überproportioniert. Ganz anders als die Millionenmetropole Harbin, die im Nordosten Chinas ein wichtiges Zentrum für Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur ist - und ein Tor zum Handel mit Russland.
Vergängliche Kunst
Die Hauptattraktion der diesjährigen Ausstellung soll diese Schneeskulptur sein. Künstler aus einem Dutzend Ländern steuern ihre Werke zum Eisfestival bei, die sie natürlich vor Ort fertigen müssen - und die den Sommer nicht überleben. Rund 170.000 Kubikmeter Eisblöcke sind beim Festival in Harbin verbaut worden.
Künstler und ihre Helfer
Um die Schnee- und Eisblöcke zu formen, arbeiten die Bildhauer mit Meißeln, Eispickeln und Sägen. Das können sie nicht allein schaffen - über 12.000 Arbeiter sind hier wochenlang im Mehrschichtbetrieb beschäftigt.
Letzte Hand anlegen
Nicht nur Gebäude und Monumente entstehen aus Eis - jede erdenkliche Form ist möglich beim Wettbewerb der Eisskulpturen-Konstrukteure. Wer stemmt, schnitzt und fräst am gekonntesten? Hier vollendet ein indischer Künstler sein Werk.
Eis-Farmer
Woher kommt der Rohstoff für die Kunst? Vor allem Bauern, die im Sommer Mais und Soya anbauen und deren Böden im Winter gefroren sind, holen die 400 Kilo schweren Eisblöcke aus dem Fluss Songhua. Den weiteren Transport übernimmt ein Fließband. Pro Block verdienen die Bauern 2,5 Yuan - 32 Cent. Mit einer 12-Stunden-Schicht kommen sie auf rund 64 Euro am Tag.
Bloß nicht ins Wasser fallen...
Das Eis im Fluss muss vorher aber erst mal geschnitten werden. Das machen die Eis-Farmer mit Schwingsägen. Sie zerteilen die gefrorene Oberfläche des Songhua-Flusses in Rechtecke, bis sie aussieht wie eine Tafel Eis-Schokolade. Dabei müssen sie aufpassen, nicht abzurutschen und ins eiskalte Wasser zu fallen.
... oder absichtlich reinspringen
Manche Besucher des Eisfestivals dagegen wollen unbedingt ins eisige Nass - wie diese Teilnehmer an einem Schwimmwettbewerb. Auch einfaches Winterbaden im Fluss Songhua gehört zum Schnee- und Eisfest.
Luftschnappen
Man kann vermuten, dass die meisten Schwimmer schnell wieder aus dem Wasser wollen. Allerdings: Selbst wenn die Wassertemperatur kaum über null Grad Celsius liegt - die Luft darüber ist allemal kälter. Viel, viel kälter.
Frostige Hochzeit
Sage niemand, die eiskalte Eleganz sei nicht romantisch: Viele hartgesottene Paare trotzen der Kälte, um beim Festival ihren Bund fürs Leben zu knüpfen. Diese hier stehen Schlange für eine Eis- und Schnee-Massenhochzeit. Schulterfreie Brautkleider können sie leider nicht zur Schau tragen.