Einigung im Tarifstreit bei Ford USA
26. Oktober 2023Im Tarifstreit in der US-Autobranche gibt es nach knapp sechs Wochen mit Streiks ein erstes Ergebnis. Ford und die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) gaben in der Nacht zum Donnerstag eine Einigung bekannt - die allerdings noch von den Gewerkschaftsmitgliedern abgesegnet werden muss.
Der Vertrag habe eine Laufzeit von 4,5 Jahren und sehe Rekord-Lohnerhöhungen vor, teilte UAW-Präsident Shawn Fain per Videobotschaft mit. Über die Vertragslaufzeit würden die Löhne um 25 Prozent steigen. Das sei ein größerer Sprung als in allen vorherigen Tarifrunden der vergangenen 22 Jahre.
Wird die Einigung bestätigt, erhalten die Ford-Beschäftigten in einem ersten Schritt eine sofortige Lohnerhöhung von elf Prozent. Über die gesamte Vertragslaufzeit steige der Stundenlohn dann auf über 40 Dollar pro Stunde.
Druck auf GM und Stellantis
"Wir haben Ford gesagt, sie sollen zahlen, und sie haben es getan", so Fain in dem Videobeitrag auf Facebook. Die Arbeitsniederlegungen bei Ford hätten zum Erfolg geführt.
Die Gewerkschaft rief die Ford-Beschäftigten auf, wieder die Arbeit aufzunehmen. Das solle auch den Druck auf General Motors (GM) und den Peugeot-Konzern Stellantis erhöhen, zu dem in den USA unter anderem Chrysler gehört.
US-Präsident Joe Biden, der sich auch unter den Streikenden hatte blicken lassen, begrüßte die Einigung.
Die Einigung, die noch von der Gewerkschaftsführung und den Mitgliedern abgesegnet werden muss, ist die erste seit Beginn der Streiks von 45.000 Gewerkschaftsmitgliedern bei Ford, General Motors und der Chrysler-Mutter Stellantis am 15. September.
Plus 40 Prozent für die Chefs
Die ursprüngliche Forderung der UAW hatte bei 40 Prozent gelegen. Begründet wurde dies damit, dass auch die Einkommen des Top-Management in dieser Größenordnung gewachsen seien.
Die Autobauer waren vor Beginn des Streiks zu Zuwächsen von bis zu 20 Prozent über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren bereit. Die Gewerkschaft entschied sich dafür, die Streiks nach und nach auf weitere Werke auszuweiten. Damit wussten die Unternehmen nicht, welche ihrer Fabriken als nächste betroffen sein könnten.
Die wirtschaftlichen Verluste durch den UAW-Streik belaufen sich nach Schätzungen der Anderson Economic Group auf insgesamt 9,3 Milliarden Dollar.
bea/hb (dpa, reuters)