Ein Kind auf tadschikischen Märkten für zwei Dollar zu haben
16. Mai 2002Köln, 15.5.2002, DW-radio / Russisch
Am Dienstag hat in Duschanbe ein von der UNICEF organisierter Runder Tisch stattgefunden, der der in Tadschikistan aufwachsenden Generation gewidmet war.
Im Auftrag der UNICEF führten unabhängige Organisationen in Tadschikistan Studien durch, mit denen die Lage von Kindern ohne elterliche Fürsorge und aus armen Familien untersucht wurde. Die Studien zeigen, dass sich die Kinder in großer Gefahr befinden. Beobachtet wird ein drastischer Anstieg der Kinderkriminalität. Die anhaltende Inflation, die geringen Löhne, hohe Preise auf notwendige Waren und die Arbeitslosigkeit führen dazu, dass den Kindern elementare Bedingungen für ein normales Leben und für Bildung fehlen. 88 Prozent der Eltern in Tadschikistan leben unter der Armutsgrenze. Die Mehrheit gibt ihre Kinder in Internate ab.
Jeffrey Paulson, Direktor bei der internationalen Organisation ORA-International, erklärte, nach offiziellen Angaben gebe es in Tadschikistan 10 000 Waisen, tatsächlich seien es jedoch bis zu 62 000. Der Mitarbeiter des Innenministeriums Abdulfat Dawlatow stellte fest, dass heute die Besserungsanstalten, Internate und die Aufnahmestellen für minderjährige Straftäter überfüllt sind. Hinzu komme, dass die meisten minderjährigen Straftäter mit Pedikulose und Geschlechtskrankheiten infiziert seien. Der Rechtsgelehrte des unabhängigen Juristenverbandes, Inomow, bestätigte die Tatsache, dass in Krankenhäusern Säuglinge verkauft werden.
Einen Neugeborenen kann man für 500 US-Dollar kaufen, das Verfahren der "legalen" Adoption kostet bis zu 1000 US-Dollar. Auch wurde der Verkauf von Kindern im Alter zwischen sieben und 14 Jahren aufgedeckt, die zur sexuellen Ausbeutung ins Ausland gebracht werden. Der "Inhaber der Ware" erhält für den Verkauf und die Lieferung 5000 US-Dollar. Auf örtlichen Märkten kann man ein Mädchen oder einen Jungen sogar für zwei US-Dollar kaufen, vor Hotels liegt der Preis etwas höher – 50 US-Dollar. (MO)