Ein Badestrand für Tokio
Tokio liegt direkt am Meer - und trotzdem hieß es 50 Jahre lang: Schwimmen verboten. Das Wasser in der Bucht der Hauptstadt war einfach zu dreckig. Doch jetzt könnte sich das ändern: auf 150 Metern Stadtstrand.
Ins Wasser, dass es nur so spritzt
50 Jahre lang waren diese Bilder selten: Planschende Kinder mitten in der Tokioter Bucht. Mitte Juli wurde der erste reguläre Badestrand in der japanischen Hauptstadt eröffnet und ist an Wochenenden und Feiertagen bis Ende August offiziell in Betrieb. Das heißt: falls die Wasserqualität stimmt. Denn Tokio hat ein Problem: Das Meerwasser war hier jahrzehntelang gesundheitsgefährdend verschmutzt.
Schön - und vor allem: ganz schön dreckig
Die Bucht von Tokio ist das größte industrialisierte Gebiet in Japan - zwei riesige Industriezonen sind hier angesiedelt. Vor allem in der Nachkriegszeit leiteten die dort ansässigen Fabriken ihre Abfälle direkt ins Meer. Erst in den vergangenen Jahrzehnten verbesserte sich die Situation allmählich: Die Regierung führte Kontrollen und Regeln zur Abwasserentsorgung ein.
Schwitzen statt schwimmen
Weil das Wasser so dreckig war, erließen die Behörden in den 1960ern ein Schwimmverbot. Die letzten städtischen Badestrände wurden geschlossen - und die Tokioter mussten schwitzen. Um die 30 Grad sind es üblicherweise im Sommer. In den vergangenen beiden Jahren stiegen die Temperaturen sogar auf bis zu 40 Grad, die Hitzewellen dauerten Wochen an. Mehrere dutzend Menschen starben.
Zufluchtsorte in der Umgebung
Um sich richtig im Meer abzukühlen, mussten die Einwohner von Tokio deshalb bislang in die Umgebung fahren - etwa an die Badestrände der Präfektur Kanagawa, südlich von Tokio. Doch an heißen Tagen machten das natürlich sehr viele Leute, so wie hier am Strand Yuigahama.
Menschliche Welle
Wer da dann doch lieber in der Stadt schwimmen wollte, konnte in eines der Tokiotoer Schwimmbäder wie das im Toshimaen Amusement Park gehen - zumindest wenn noch Platz war. Gerade an heißen Tagen sind die Pools dort natürlich auch sehr beliebt: Während der Hitzewelle 2013 kamen an manchen Tagen bis zu 13.000 Schwimmwillige.
Der Sonne ergeben
Im Vergleich dazu sind die Strände in Tokio geradezu leer. Wegen des Schwimmverbots sind sie vor allem was für Sonnenanbeter. Seit 2013 veranstaltet eine Nonprofit-Organisation, die sich für mehr Lebensqualität in Tokio einsetzt, zwar Dank spezieller Genehmigung Schwimmveranstaltungen an einzelnen Orten. Eine Auflage gab es jedoch auch hier für die Teilnehmer: Der Kopf musste über Wasser bleiben!
Auf zu neuen Ufern
Am neuen Stadtstrand im Kasai-Rinkai-Park ist das anders: Hier darf geschwommen, getaucht und geplanscht werden. Am Ufer gibt's kostenlose Umkleidekabinen und Duschen. 150 Meter breit ist die Schwimmzone bislang. Doch wenn die Wasserqualität sich weiter verbessert, ist noch Platz für mehr in der Bucht von Tokio.