Ehrenbär: Die vielen Rollen der Tilda Swinton
Die Internationalen Filmfestspiele Berlin zeichnen die schottische Schauspielerin Tilda Swinton mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk aus. Hier eine Auswahl ihrer vielfältigen Rollen.
The Room Next Door (2024)
Im ersten englischsprachigen Kinofilm des spanischen Filmemachers Pedro Almodóvar spielt Tilda Swinton zuletzt an der Seite von Julianne Moore: Martha (Swinton) ist unheilbar krank und plant ihren Tod. Ihre langjährige Freundin Ingrid (Moore) begleitet sie in ihren letzten Tagen. "The Room Next Door" feierte seine Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2024 und gewann den Goldenen Löwen.
Die Anfänge: Orlando (1992)
Sprung zurück: Ein Markenzeichen Swintons ist ihr androgynes Erscheinungsbild. Bekannt wurde sie in den 90er Jahren als geschlechtsneutrale Schauspielerin durch ihre Titelrolle in Sally Potters preisgekröntem Film "Orlando", der auf dem feministischen Romanklassiker von Virginia Woolf basiert. Die Hauptfigur erfährt eine mysteriöse Geschlechtsumwandlung und lebt jahrhundertelang - ohne zu altern.
Michael Clayton (2007)
Swintons frühe Rollen waren eher experimentelle, avantgardistische Werke, die nicht zu den Oscar-Favoriten zählten. Doch ihre Darstellung einer Unternehmensanwältin in Tony Gilroys "Michael Clayton" brachte ihr einen Academy Award und einen BAFTA für die beste Darstellerin in einer Nebenrolle ein. Der Justizthriller mit George Clooney in der Hauptrolle wurde hochgelobt.
We Need to Talk About Kevin (2011)
In dem verstörenden Psychothriller "We Need to Talk About Kevin" von Regisseurin Lynne Ramsay spielt Swinton die Mutter eines psychotischen Jungen, der eine grausame Gewalttat verübt. Sie wurde für den Golden Globe, den Screen Actors Guild Award und den BAFTA als beste Hauptdarstellerin nominiert und gewann den Europäischen Filmpreis für ihre herausragende Leistung.
Hail, Caesar! (2016)
In "Hail, Caesar!" verkörpert Tilda Swinton die eineiigen Zwillingsschwestern Thora und Thessaly Thacker, zwei Klatschkolumnistinnen, die ständig versuchen, schmutzige Details über Hollywood-Stars auszugraben. Die schwarze Komödie über die Machenschaften der Filmindustrie der 1950er-Jahre war nach "Burn After Reading" (2008) Swintons zweite Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern.
Doctor Strange (2016)
Tilda Swinton tritt auch in Mega-Blockbustern auf. In Marvels "Doctor Strange" verkörperte sie "Die Älteste" und spielte einmal mehr mit der Androgynität. Kritiker warfen der Produktion jedoch vor, die Figur des tibetischen Zauberers "weißgewaschen" zu haben: In den ursprünglichen Doctor Strange-Comics war der Zauberer ein männlicher Asiate.
Okja (2017)
Der koreanische Filmemacher Bong Joon-ho (Oscar-Gewinner mit "Parasite") hat Swinton auch für zwei seiner Filme gewonnen; "Snowpiercer" (2013) und "Okja", wo es um ein Mädchen geht, das gemeinsam mit einem riesigen, aber sanftmütigen Tier namens Okja in den Bergen Südkoreas aufwächst. Doch dann kommt ein internationaler Konzern mit seiner skrupellosen Chefin.
The Souvenir (2019)
Joanna Hoggs semi-autobiografischer Film war einer der Kritikerhits des Jahres 2019 und gleichzeitig das gefeierte Filmdebüt von Honor Swinton Byrne, der Tochter von Tilda Swinton. Honor spielt eine Filmstudentin und Tilda spielt ihre gut betuchte Mutter. "Ihr Zusammenspiel auf der Leinwand ist großartig", schrieb ein Kritiker des Guardian.
The Dead Don't Die (2019)
Tilda Swinton ist oft in Filmen zu sehen, die ein Ensemble aus erstklassigen und prominenten Schauspielern versammeln, wie etwa Jim Jarmuschs "The Dead Don't Die". In der absurden Zombiekomödie spielen neben Tilda Swinton auch Bill Murray, Adam Driver, Chloë Sevigny, Steve Buscemi, Tom Waits, Danny Glover, Rosie Perez, Iggy Pop, Austin Butler, Selena Gomez und viele weitere mit.
'The French Dispatch' (2021)
Sie ist auch regelmäßig in den stilisierten Filmen von Wes Anderson zu sehen, von "Moonrise Kingdom" (2012) bis "Asteroid City" (2023). Hier posiert Swinton mit Timothee Chalamet, Wes Anderson und Bill Murray bei der Cannes-Premiere von "The French Dispatch". Aufgrund ihrer unterschiedlichen Outfits ist aus diesem Foto ein Meme entstanden.
Ehrung auf der Berlinale
Die Berlinale war das erste Filmfestival, das Tilda Swinton als Schauspielerin besuchte. Es war 1986 zur Premiere ihres ersten Spielfilms "Caravaggio" von Derek Jarman. Der Film gewann den Silbernen Bären. Die schottische Schauspielerin spielte seitdem in 26 Filmen des Festivalprogramms mit und war 2009 Vorsitzende der Internationalen Jury. Am 13. Februar erhält sie den Goldenen Ehrenbären.
Aus dem Englischen adaptiert von Silke Wünsch