Ecuador: Ausnahmezustand begleitet Präsidenten-Stichwahl
13. April 2025Mit Blick auf die Stichwahl um das Präsidentenamt in Ecuador an diesem Sonntag hat der amtierende Staatschef Daniel Noboa den Ausnahmezustand über Teile des südamerikanischen Landes verhängt. In einem Dekret begründete er die Maßnahme mit der "zunehmenden Gewalt durch organisierte bewaffnete Gruppen".
Der Ausnahmezustand gilt demnach in der Hauptstadt Quito und in sieben Provinzen, außerdem in allen ecuadorianischen Gefängnissen. In den betroffenen Gebieten ist dadurch die Versammlungsfreiheit außer Kraft gesetzt, auch gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Hürden für den Einsatz der Armee sind niedriger als sonst.
Wieder Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet
In der Stichwahl steht Noboa der linksgerichteten Anwältin Luisa González gegenüber. Beide hatten in der ersten Runde im Februar rund 44 Prozent der Stimmen erzielt. Umfragen sagen auch für diesen Sonntag ein enges Rennen voraus. Der Amtsinhaber bezeichnet sich selbst als Mitte-Links-Politiker, doch Teile des rechten Lagers unterstützen ihn.
Noboa und González waren bereits bei der vorgezogenen Präsidentschaftswahl 2023 gegeneinander angetreten. Ex-Staatschef Guillermo Lasso hatte die Wahl damals angesetzt, um einem drohenden Amtsenthebungsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen zu entgehen.
Nach seinem knappen Sieg gegen González konnte Noboa die reguläre Amtszeit von Lasso zu Ende führen - nun sind die Bürger Ecuadors abermals zur Wahl aufgerufen. Stimmberechtigt sind knapp 14 Millionen Menschen.
Die beiden Kandidaten könnten unterschiedlicher kaum sein: Noboa stammt aus einer der reichsten Familien Ecuadors, die mit dem Export von Bananen ein Vermögen anhäufte. González wuchs in einem Dorf auf, heiratete mit 15 und startete als Alleinerziehende ihre Karriere dank eines Stipendiums.
Ecuador als Drogenumschlagplatz
Im Wahlkampf sehr präsent war die grassierende Gewalt durch Drogenbanden. Das früher als vergleichsweise friedlich und stabil geltende Ecuador ist in den vergangenen Jahren zum Umschlagplatz für Kokain geworden, die Mordrate stieg massiv an. Das Land liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt.
Vielen Ecuadorianern macht zudem die schlechte Wirtschaftslage zu schaffen. Seit vergangenem Jahr steckt das südamerikanische Land in einer Rezession, Armut und Arbeitslosigkeit haben zugenommen. Die Zahl der Auswanderungen ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Nähe zu Trump, Nähe zu Correa
Der 37 Jahre alte Noboa versuchte während seiner bisherigen Präsidentschaft, sich als Hardliner zu inszenieren - insbesondere im Kampf gegen die Drogenkartelle. Seine Gegner werfen ihm vor, dabei bewusst Menschenrechtsverletzungen in Kauf zu nehmen. Zuletzt suchte er die persönliche Nähe zu US-Präsident Donald Trump.
Auch González versprach, gegen die Ursachen der Kriminalität vorzugehen. "Soziale Gerechtigkeit und harte Hand gegen diejenigen, die Gewalt säen", lautet ihr Wahlslogan.
Unterstützt wird die 47-Jährige vom noch immer einflussreichen Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007-2017), der in Abwesenheit wegen Korruption zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde und im Exil lebt. "Ich bin die Kandidatin, ich werde regieren" - und nicht Correa, versuchte González den Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
wa/se (dpa, afp, epd, kna)
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