Dürre in Deutschland strapaziert Natur und Wirtschaft
Der März war in Deutschland einer der trockensten seit Aufzeichnungsbeginn. Bundesumweltministerin Lemke und der Deutsche Städtetag warnen bereits: Die Dürre hat Folgen für Natur, Landwirtschaft und Schifffahrt.
Der Norden trocknet aus
Sonnig, kühl - und viel zu trocken: So präsentiert sich der Frühling bisher in Norddeutschland. Die Daten bestätigen, was der Augenschein ohnehin nahelegt: Der Deutsche Wetterdienst teilte mit, der März sei hierzulande einer der trockensten seit Messbeginn im Jahr 1881 gewesen. Die Bodenfeuchte lag in den oberen Schichten besonders im Norden bis zu 20 Prozent unter den langjährigen Minimalwerten.
Überlebenskünstler
Diese Pflänzchen haben der monatelangen Dürre getrotzt: Nicht nur der März war ungewöhnlich trocken, auch im Februar hat es zu wenig geregnet - und die erste Aprilwoche brachte ebenfalls keinen Niederschlag. Das bleibt zunächst so: In den kommenden Tagen falle Regen "allenfalls in homöopathischen Mengen", sagte Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD) der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Sparsamkeitsappell vom Städtetag
Niedrigwasser auf der Elbe: Am Mittwoch rief Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, angesichts der Dürre zu einem sparsamen Umgang mit Trinkwasser auf. "Der Klimawandel ist mehr und mehr spürbar", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, "wir müssen sparsam mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen." Aktuell sei die Trinkwasserversorgung jedoch sicher.
Trockendock am Bodensee
Nicht nur im Norden herrscht Wassermangel: Der Wasserstand am Bodensee ist aktuell so niedrig wie lange nicht mehr, und die anhaltende Trockenheit lässt ihn weiter sinken. Diese Schiffe auf der Insel Reichenau haben noch ein wenig Wasser unter dem Kiel - ein Hafen am Untersee ist bereits ausgetrocknet. Und die kleinste Bodenseeinsel Hoy, 100 Meter vom Ufer entfernt, ist derzeit zu Fuß erreichbar.
"Wir warten dringend auf Niederschläge"
Landwirt Bernd Im Winkel demonstriert auf seinem Hof im nordrheinwestfälischen Gladbeck, wie ausgedörrt die Erde ist. "Wir schauen mit gewisser Sorge auf die aktuelle Wettersituation", sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied der dpa. "Wir warten jetzt dringend auf Niederschläge." Allerdings ließen sich aus der aktuellen Situation noch keine Rückschlüsse auf die Ernte ziehen.
Staub-Schleuder
DWD-Experte Brömser bestätigt eine "ungewöhnlich niedrige Bodenfeuchte für diese Jahreszeit", hat aber auch eine gute Nachricht: In der Tiefe seien die Böden noch gut mit Wasser gesättigt. Einige Wochen mit viel Regen könnten die aktuelle Trockenperiode wieder ausgleichen. "Daher müssen wir im Moment nicht davon ausgehen, dass wir eine ausgeprägte Dürre im Sommer erleben werden", so Brömser.
Dürre am Dom
Niedrigwasser in Köln: Anfang April liegt der Rheinpegel bei 1,54 Metern, halb so hoch wie der Normalwasserstand von 3,21 Metern. Die niedrigen Pegelstände haben Folgen für die Wirtschaft: Stahlhersteller Thyssenkrupp etwa belädt seine Schiffe bereits mit geringerer Ladung. Derzeit gebe es aber noch keine Probleme mit der Rohstoffversorgung, sagte ein Sprecher der "Rheinischen Post".
Der Wald braucht Wasser
Die Waldbrandgefahr ist laut DWD bereits früh im Jahr deutlich gestiegen: Hier im Sauerland musste die Feuerwehr bereits zwei großflächige Waldbrände binnen zweier Tage bekämpfen. Auch das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium warnt davor, die derzeitige Trockenheit sei ein "reales Waldschutzproblem" - auch deshalb, weil sich geschwächte Bäume schlechter gegen Insektenbefall wehren könnten.
"Wir alle spüren die Folgen der Klimakrise"
"Land- und Forstwirtschaft, aber auch wir alle spüren die Folgen der Klimakrise deutlich", sagte die scheidende grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Bleibe es so trocken, sei mit Ernteeinbußen zu rechnen. Lemke fordert eine bessere Vorsorge: "Gesunde Flüsse, Auen, Moore, Böden und Wälder speichern Kohlenstoff und Wasser und machen unser Land so widerstandsfähiger gegen die Klimakrise."
Ein bisschen Regen in Sicht
Die Zeit für Maßnahmen drängt: Das internationale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, gilt als kaum noch erreichbar; der März war in Europa bereits der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Immerhin: Für den Westen Deutschlands sind nächste Woche Niederschläge angesagt. In Freiburg soll es regnen, in Köln ebenfalls - und auch der Rheinpegel hier in Oberkassel könnte dann wieder steigen.