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PolitikDänemark

Dänemark verbittet sich den Ton von US-Vizepräsident Vance

29. März 2025

Im Streit mit den USA um Grönland hat der dänische Außenminister eine deutliche Botschaft an den US-Vize J.D. Vance gesandt. Doch zugleich streckt Lars Løkke Rasmussen seine Hand Richtung Washington aus.

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Lars Løkke Rasmussen
Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen weist US-Vize J.D. Vance mit harschen Worten zurecht Bild: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix Foto/dpa/picture alliance

"So redet man nicht mit engen Verbündeten - und ich betrachte Dänemark und die USA immer noch als enge Verbündete", sagte der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen in einem auf Englisch aufgezeichneten Video. Es wurde an diesem Samstag im Onlinedienst X veröffentlicht. "Wir sind offen für Kritik, (...) aber wir schätzen überhaupt nicht den Ton, in dem sie vorgetragen wurde", betonte Løkke Rasmussen in Kopenhagen weiter.

Der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance hatte am Freitag mit seiner Frau Usha Vance, dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz und US-Energieminister Chris Wright dem US-Militärstützpunkt Pituffik in Grönland einen Kurzbesuch abgestattet. "Unsere Botschaft an Dänemark ist sehr einfach: Sie haben keine gute Arbeit für die Menschen in Grönland geleistet", sagte der US-Vizepräsident dabei. Die dänische Regierung habe angesichts der Bedrohung durch Russland und China auch zu wenig in die Sicherheitsarchitektur investiert.

Energieminister Chris Wright links, in der Mitte J.D. Vance, rechts vom US-Vize steht der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz
US-Vize J.D. Vance während seiner Rede auf der US-Militärbasis in Nordgrönland Bild: Getty Images

Angebot: Gespräche über stärkere US-Militärpräsenz 

Neben seiner Kritik an den Worten von Vance bot Dänemarks Außenminister in seiner Videoansprache zugleich Gespräche über eine stärkere US-Militärpräsenz auf Grönland an. Das Verteidigungsabkommen von 1951 zwischen den USA und Dänemark biete dafür reichhaltige Möglichkeiten. "Wenn es das ist, was ihr wollt, lasst uns darüber reden", so der liberale Politiker weiter.

Er erinnerte daran, dass die Vereinigten Staaten 1945 noch 17 Stützpunkte und andere Militäreinrichtungen mit Tausenden Soldaten in Grönland unterhalten hätten. Diese Einrichtungen wurden im Laufe der Zeit deutlich zurückgefahren. Wenn die USA ihre Präsenz nun wieder ausweiten wollten, sei auch "viel mehr" möglich, sagte Løkke Rasmussen. 

US-Vizepräsident J.D. Vance (r.)  und seine Frau Usha Vance an der Treppe vor dem Eingang zum US-Stützpunkt
US-Vizepräsident J.D. Vance (r.) und seine Frau Usha Vance verlassen den US-Stützpunkt wiederBild: Jim Watson/AFP

Der Militärstützpunkt Pituffik ist ein Vorposten der US-Luftabwehr gegen mögliche Raketenangriffe vor allem aus Russland. Die kürzeste Distanz für russische Raketen gegen Ziele in den USA führt über Grönland.

Auch dänische Regierungschefin weist US-Kritik zurück

Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen hatte Vances Kritik am Freitag bereits als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Zugleich erinnerte sie daran, dass ihr Land "viele Jahre lang" den USA "in sehr schwierigen Situationen zur Seite gestanden" habe. Dabei bezog sie sich auf die dänischen Kampfeinsätze an der Seite der US-Truppen im Irak und in Afghanistan.

Präsident Donald Trump hatte am Freitag bekräftigt, dass die USA Grönland zur Wahrung der "internationalen Sicherheit" brauchten. Zuvor hatte er wiederholt unverhohlen seine Absicht geäußert, das arktische Inselgebiet unter US-Kontrolle bringen zu wollen.

Grönland und Dänemark lehnen eine Annexion entschieden ab. Auf der größten Insel der Welt leben rund 57.000 Menschen. Im Boden lagern wertvolle Rohstoffe, die bisher kaum genutzt werden. Seit 1979 ist Grönland in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa in der Außen- und Verteidigungspolitik noch immer die ehemalige Kolonialmacht Dänemark.

se/sti (dpa, afp, rtr)

Vance-Besuch: Provokation für Grönland