Diplomatischer Skandal: US-Botschafter in Skopje verzichtet "aus praktischen Gründen" auf Übersetzung seiner Rede ins Mazedonische
6. August 2003Köln, 5.8.2003, DNEVNIK, MIA
DNEVNIK, 5.8.2003, mazed.
Die Ansprache des amerikanischen Botschafters (in Mazedonien – MD) Lawrence Butler in Velesta (Südwestmazedonien – MD) wurde aus "praktischen Gründen" nicht ins Mazedonische übersetzt, erklärte ein Vertreter der amerikanischen Botschaft in Skopje. Offizielle Reaktionen seitens der mazedonischen Regierung gab es gestern (3.8.) noch nicht, aber Butlers Geste wurde in politischen Kreisen als "ein großer diplomatischer Skandal", bezeichnet.
Botschafter Butler hatte am Freitag (1.8.) im Ort Velesta das Zentrum für Geschäftsentwicklung der amerikanischen Agentur für Internationale Entwicklung USAID, die in das Projekt 20 000 US-Dollar investiert hat, feierlich eröffnet. An der Feier nahmen etwa 2000 Menschen sowie die Bürgermeister von Velesta, Vevcani und Lukovo (Nachbarorte – MD) teil.
Die Bühne war mit mazedonischen, albanischen und amerikanischen Fahnen geschmückt. Alle Begrüßungsansprachen wurden in die mazedonische, albanische und englische Sprache übersetzt. Die Rede des Bürgermeisters von Velesta, Tahir Hani, wurde ins Englische und Mazedonische übersetzt. Die Rede des amerikanischen Botschafters wurde zunächst von einem USAID-Dolmetscher ins Albanische übersetzt. Als er anfing, sie auch ins Mazedonische zu übersetzten, sagte Botschafter Butler, "die weitere Übersetzung erübrigt sich".
"Das hatte praktische Gründe. Wir wollten damit eine bessere Kommunikation erreichen. (sic) Über das Ereignis wurde auch in mazedonischer Sprache informiert. Außerdem war das Ereignis in Velesta nicht offiziell", sagte gestern (4.8.) ein Vertreter der US-Botschaft gegenüber "Dnevnik". (...)
Ähnlich hatte sich Butler auch bei der feierlichen Einweihung einer Straße in Debar (Westmazedonien – MD) verhalten. Seine Rede wurde auch damals nur ins Albanische übersetzt. (fp)
MIA, 5.8.2003, mazed.
Die Hilfe von 20 000 US-Dollar der amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung habe einen "bitteren Geschmack" bekommen, sagte ein Vertreter des mazedonischen Schriftstellerverbandes und fügte hinzu, US-Botschafter Butler sollte sich bei der Bevölkerung entschuldigen. "Die Ablehnung der mazedonischen Sprache, wenn auch aus diplomatischem Ungeschick, ist eine Beleidigung der Bürger Mazedoniens ... Herr Butler, Sie haben damit die Glaubwürdigkeit für die objektive Mission, für die USA im Prinzip eintreten, verloren", heißt es in einer Miteilung des Schriftstellerverbandes. (...) (fp)