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Die zweite Einheit

Hang-Shuen Lee17. September 2015

Hang-Shuen Lee hat schon eine Wiedervereinigung miterlebt: Die Rückgabe Hongkongs an China 1997 - damals von viel nationalistischem Rummel begleitet. Die junge Chinesen mag es deshalb lieber ruhiger.

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Hang-Shuen Lee DW-Volontär
Bild: DW

Deutschland feiert den Tag der Einheit. Kaum ein Deutscher wird sich dabei auf eine große Feier freuen oder sein Haus mit Fahnen schmücken. Für viele Deutschen ist der Nationalfeiertag wenig mehr als einfach ein hoch willkommener freier Tag.

Dieses für viele andere Nationen unverständliche Phänomen ist wohl Deutschlands Vergangenheit geschuldet. Allzu nationalistischer Stolz ist in Deutschland schnell verdächtig und höchstens während Fußballweltmeisterschaften vorübergehend erlaubt. So seltsam das klingen mag: Genau deswegen fühle ich mich besonders wohl in diesem Land. Ständig Fahnen im Alltag zu sehen, tut meinen Augen manchmal weh. Nicht weil ich diese viereckigen Tücher so schrecklich finde, sondern weil für mich dabei auch immer Abgrenzung und Überlegenheitsgefühl mitschwingt.

Ist das ständige Beschwören der nationalen Identität für das eigene Land wirklich so wichtig? Die Deutschen haben gezeigt: Nein. In manchen Ländern wie etwa den USA oder auch China werden täglich feierlich die Fahnen gehisst. Die Deutschen verzichten auf solche äußeren Rituale. Sie schätzen ihr Land trotzdem - wenn auch auf bescheidenere Weise. Immerhin ist es natürlich, dass man sich mit seiner Herkunft identifiziert. Wenn diese Identifikation allerdings übertrieben wird, kann sie sich gegen andere richten. Die Folgen hat uns die Geschichte vielfach gezeigt. Nationalismus hat bisher vor allem Krieg, Streit und Hass gebracht.

Es ist Zeit, dass wir die Nationalität weniger wichtig nehmen und uns eher als Weltbürger betrachten. Die Deutschen sich für mich auf diesem Weg schon ziemlich weit.