Die Wahlen in den USA und ihre Auswirkungen auf Bulgarien
3. November 2004Sofia, 3.11.2004, 1137 GMT, RADIO BULGARIEN IS, deutsch
Die USA wählen heute ihren Präsidenten. Jüngsten Umfragen zufolge liefern sich der gegenwärtige Amtsinhaber, der Republikaner George W. Bush, und sein Herausforderer, der Demokrat John Kerry, ein Kopf-an-Kopf-Rennen und haben fast gleiche Wahlchancen. Wie werden sich die Wahlergebnisse auf Bulgarien und seine Stellung in Südosteuropa auswirken? Ein Kommentar von Kostadin Filipow
Es ist ungewiss, wer als Sieger aus diesen Wahlen hervorgeht. (...) Doch egal, ob George W. Bush oder John Kerry, Bulgarien braucht keine Befürchtungen in Bezug auf seine Stabilität und seine Rolle als strategischer Partner Washingtons in Südosteuropa zu haben. Die Beziehungen zwischen unserem Land und den Vereinigten Staaten werden weiterhin auf den bewährten Prinzipien der atlantischen Solidarität fußen. Diese Solidarität ist Grundlage der einheitlichen Politik der NATO-Mitgliedsstaaten, zu denen auch Bulgarien gehört. Bei der Umsetzung dieser Politik wird unser Land seine Position als stabiler Partner bei der Schaffung einer regionalen und globalen Sicherheit und Stabilität festigen und seine Beziehungen zu den USA ausbauen.
Washington und Sofia sind Teil der globalen Antiterrorkoalition. Beide Präsidentschaftskandidaten - Bush und Kerry - haben zwar gewisse Differenzen in punkto Irak, doch diese Differenzen stellen die Präsenz der Koalitionskräfte im Irak, zu denen auch Bulgarien gehört, keinesfalls in Frage. (...) Wer aber auch aus diesen Wahlen als Sieger hervorgeht - Bulgarien wird solange im Irak bleiben, wie die Koalitionskräfte entscheiden, und es wird nicht einseitig die Initiative für seinen Rückzug ergreifen.
In den letzten Jahren hat Bulgarien bestimmte Positionen in Südosteuropa erobert, die seine Stabilität nicht vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Washington abhängig machen, so wichtig sie für die globale Sicherheit auch sein mögen. Immerhin würde der Sieg von John Kerry nach Meinung der Beobachter die Aufmerksamkeit der USA mehr auf die westlichen Balkanländer richten als bisher. Und das nicht zuletzt wegen der Erwartung, dass Kerry in sein künftiges Team Leute wie den früheren US-Staatssekretär Richard Holbrooke aufnehmen wird, den Autor des Daytoner Abkommens über Jugoslawien. Sollte dies geschehen, so bedeutet das eine neue Möglichkeit für Bulgarien, seine Rolle als Stabilitätsfaktor in Südosteuropa zu festigen. Prioritäten der Region sind nämlich ihre effektive Teilnahme an der NATO und künftige EU-Integration. Die Rundreise von Außenminister Solomon Passy, die er kürzlich in seiner Eigenschaft als OSZE-Vorsitzender vornahm, und dabei Skopje, Pristina, Belgrad, Podgorica und Tirana besuchte, hat Bulgarien neue Möglichkeiten eröffnet, sich als Land zu präsentieren, das erfolgreich den Weg der euroatlantischen Integration beschreitet.
Für Bulgarien als demokratisches Land ist die Partnerschaft mit den USA von erstrangiger Bedeutung. Diese Partnerschaft hat feste Wurzeln, sie fußt auf bewährten Prinzipien und nimmt durch praktische Aktionen im Rahmen der NATO und der globalen Antiterrorkoalition zu. Die Wahl eines neuen US-Präsidenten, egal wie er auch heißen mag, wird diese Partnerschaft bereichern und uns neue Perspektiven bieten.(fp)