"Die Organisation der Mazedonier in Bulgarien ist ein Ziel für die Kanonen des Staates geworden"
30. September 2002Skopje, 26.9.2002, DNEVNIK, mazed.
Offensichtlich kann der bulgarische Staat der OMO Ilinden, der Organisation der Mazedonier in Bulgarien, die Niederlage, die Bulgarien vor mehr als einem Jahr vor dem Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg erlitt, nicht vergessen. Das ständige Beharren darauf, zu beweisen, dass es sich um eine illegale Organisation handele, die gegen den bulgarischen Staat gerichtet sei, schlug damals fehl, weil das Tribunal zu dem Schluss kam, dass laut dem Programm der Organisation die Anschuldigungen nicht zutreffen. In den letzten Tagen haben jedoch neue rachsüchtige Paraden stattgefunden, und diese Organisation ist ein Ziel für die Kanonen des Staates geworden sind, die offenkundig eine historische Patina aufweisen.
Der Anlass für diese jüngste, antimazedonische Kampagne ist das Treffen, das von der Organisation OMO Ilinden am 12. September in Blagoewgrad organisiert wurde, an jenem Tag, an dem die Mazedonier den Tag des Völkermordes begehen, der an den Mazedoniern in Bulgarien begangen wurde, dem Tag, an dem die Vollstrecker der Politik von Vanco Mihajlow einige große mazedonische Persönlichkeiten liquidierten. Das geschah vor 78 Jahren, in der "mazedonischen Nacht der langen Messer".
Es scheint jedoch, als sei die Zeit für einige kommunale Behörden in Bulgarien stehen geblieben. Das ist anhand der jüngsten Ereignisse zu erkennen. Die Mitglieder der OMO Ilinden kündigten ihr Treffen ordnungsgemäß am 23. August an, aber die Behörden reagierten auf den Antrag nicht.. Nach dem Gesetz wird, wenn innerhalb von drei Tagen keine Antwort zu bekommen ist, davon ausgegangen, dass die Antwort positiv ist. Also hielten sie am 12. September ihr angekündigtes Treffen ab.
Der Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Außenpolitik, Verteidigung und Sicherheit erklärte jedoch: "Wenn sie auf der Straße Umzüge veranstalten wollen, dann können sie das in jedem Dorf tun. Also untersagte der Parlamentsabgeordnete aus Blagoewgrad ihnen ihr verbrieftes Recht auf Abhaltung von Versammlungen. Er bestand zudem darauf, dass die Versammlung anti-bulgarisch sei. Als Folge davon kam die Forderung nach der Verabschiedung neuer Gesetze, um solche Zusammenkünfte in Zukunft verhindern zu können.
Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber wir können vermuten, was die Absicht ist. Obgleich ein Vorhang vor 13 Jahren fiel, bringen einige Länder auf dem Balkan neue Vorhänge an, durch die die Minderheiten nicht zu sehen sind. In diesen Fall geht es um die Mazedonier in Bulgarien, die vor zwei Wochen forderten, dass der Assimilationspolitik Bulgariens ein Ende bereitet wird. Wenn die Mazedonier nicht das Recht haben, ein solches Anliegen zu äußern, dann hat Sofia leider nichts aus der Entscheidung des Gerichts in Straßburg gelernt. In solchen Fällen ist es das Einfachste, Bulgarien daran zu erinnern, die Verpflichtungen einzuhalten, die es übernommen hat, als es die europäische Konvention für Menschenrechte verabschiedete. Es ergibt keinen Sinn, nach einer Sahara für die Mazedonier in Bulgarien zu suchen, wo sie ihre Proteste abhalten können, ohne dass sie jemand sieht. (MK)