Die Ministerinnen und Minister der Regierung Merz
Deutschland hat eine neue Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD. Unter den Ministerinnen und Ministern sind treue Verbündete von CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Chef Lars Klingbeil. Einige Personalien überraschen jedoch.
Bundeskanzler: Friedrich Merz (CDU)
Auf den 69-jährigen Juristen Friedrich Merz kommen innen- wie außenpolitisch enorme Herausforderungen zu. Deutschlands Wirtschaft liegt am Boden, die in Teilen rechtsextreme AfD legt weiter zu. Der CDU-Chef will die Konjunktur ankurbeln und die Migration begrenzen. Arbeiten muss er vor allem wohl an sich selbst, denn noch nie war ein designierter Bundeskanzler so unbeliebt wie Friedrich Merz.
Finanzministerium: Lars Klingbeil (SPD)
Der SPD-Chef übernimmt nicht nur das Finanzressort, er wird zudem Vizekanzler. Damit wird der 47-Jährige trotz des desaströsen Ergebnisses bei der Bundestagswahl zur zentralen Figur in der SPD. Klingbeil hat Politikwissenschaften, Soziologie und Geschichte studiert. Im Bundestag sitzt er seit 2005 und machte parallel Karriere in der Partei. Regierungserfahrung hat Klingbeil bislang nicht.
Verteidigungsminister: Boris Pistorius (SPD)
Boris Pistorius ist der einzige SPD-Minister, der seinen Posten behält. In der Rangliste der beliebtesten Politiker steht er regelmäßig an der Spitze. Auch in der Bundeswehr hat sich der 65-jährige Niedersachse, der seit Januar 2023 im Amt ist, hohes Ansehen erworben. Pistorius will die Truppe wieder "kriegstüchtig" machen und soll dafür auch die nötigen Milliarden bekommen.
Außenminmisterium: Johann Wadephul (CDU)
Der 62-jährige Johann Wadephul sitzt seit 2009 im Bundestag, Schwerpunkt: Außenpolitik. Der promovierte Jurist und Ex-Zeitsoldat ist international gut vernetzt, gilt als diplomatisch und pragmatisch. Mit Friedrich Merz verbindet ihn viel. Die beiden dürften im Gleichklang Außenpolitik machen, da Kanzleramt und Außenamt nach rund 60 Jahren nun wieder von der CDU geführt werden.
Innenministerium: Alexander Dobrindt (CSU)
Der CSU-Politiker Alexander Dobrindt war schon Verkehrsminister unter Angela Merkel. Als Innenminister will der 54-jährige Soziologe eine schärfere Gangart beim Thema Migration: mehr Zurückweisungen an den Grenzen, Aussetzung des Familiennachzugs, Abschiebungen auch nach Syrien und Afghanistan. Dobrindt lehnt die doppelte Staatsbürgerschaft genauso ab wie die Gleichstellung homosexueller Paare.
Wirtschaft und Energie: Katherina Reiche (CDU)
Für die 51-jährige Diplom-Chemikerin Katherina Reiche ist es eine Rückkehr in die Politik. Bereits mit 25 Jahren saß sie im Bundestag, brachte es bis zur Parlamentarischen Staatssekretärin. 2015 wechselte die Ostdeutsche in die Wirtschaft, wurde Vorstandschefin der Westenergie AG (E.ON-Konzern). 2020 wurde sie auf den Vorsitz des Nationalen Wasserstoffrats berufen, der die Bundesregierung berät.
Digitalisierung/Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger
Der Manager Karsten Wildberger ist die große Überraschung. Der promovierte Physiker blickt auf eine Karriere in internationalen Führungspositionen zurück. Unter anderem bei Boston-Consulting, T-Mobile und E.ON. Sein Kernthema: die digitale Transformation. Der 56-Jährige ist Chef von Europas größter Kette von Elektronik-Fachmärkten, MediaMarktSaturn. Für die CDU betrieb er bislang nur Lobbyarbeit.
Arbeits- und Sozialministerin: Bärbel Bas (SPD)
Größere Bekanntheit erlangte Bärbel Bas erst, als sie 2021 Präsidentin des Bundestags wurde. Mit einem Hauptschulabschluss und einer Ausbildung zur Bürogehilfin war ihr Weg in politische Spitzenämter nicht unbedingt vorgezeichnet. Doch die 57-jährige aus Duisburg arbeitete sich beharrlich nach oben – und übernimmt nun das Ministerium mit dem größten Etat.
Justizministerin: Stefanie Hubig (SPD)
Die 56-jährige Sozialdemokratin ist seit 2016 Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz. Das Bundesministerium der Justiz ist ihr dennoch alles andere als fremd: Die promovierte Juristin aus Frankfurt am Main hatte dort mehrere Posten inne, von 2014 bis 2016 war sie Staatssekretärin. Vor ihrer politischen Karriere war Hubig als Staatsanwältin und Richterin tätig.
Forschung, Technologie und Raumfahrt: Dorothee Bär (CSU)
Die 47-jährige Dorothee Bär gehört seit 2002 dem Deutschen Bundestag an und ist eine der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Seit 2017 ist sie eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden der CSU. Von 2018 bis 2021 war sie Beauftragte der Bundesregierung Merkel für Digitalisierung. Raumfahrt ist erstmals als Thema in einem Ministerium angesiedelt.
Bildung/Familie: Karin Prien (CDU)
Karin Prien gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der CDU. Seit 2017 ist die 59-jährige Juristin Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Prien gilt als meinungsstark und scheut keine Debatte. Geboren und anfangs aufgewachsen ist sie in den Niederlanden, wohin ihre Großeltern vor den Nationalsozialisten geflohen waren. Niederländisch war Priens Muttersprache.
Entwicklungsministerium: Reem Alabali-Radovan (SPD)
Die Politologin, Tochter von aus dem Irak stammenden Eltern, und in Moskau geboren, ist eine der Überraschungen auf dem SPD-Personaltableau. Die 35-jährige Ostdeutsche war bisher Integrations- und Anti-Rassismus-Beauftragte der Bundesregierung im Kanzleramt. Seit 2021 sitzt Alabali-Radovan im Bundestag, davor war sie Integrationsbeauftragte der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern.
Gesundheit: Nina Warken (CDU)
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken gehört zu den überraschenden Personalien. Die 45-jährige war schon als Jura-Studentin in der CDU engagiert, seit 2013 sitzt sie im Bundestag. Dort beschäftigte sie sich allerdings mit Innenpolitik, in die Gesundheitspolitik muss sich die Rechtsanwältin nun rasch einarbeiten. Warken kommt, wie Thorsten Frei, aus dem Bundesland Baden-Württemberg.
Landwirtschaft: Alois Rainer (CSU)
"Jetzt gibt es wieder Leberkäs statt Tofu" - mit diesem Satz stellte CSU-Chef Markus Söder den künftigen Bundeslandwirtschaftsminister vor. Der 60-jährige Alois Rainer ist gelernter Metzgermeister und leitet den Familienbetrieb mit Gasthof im Bayerischen Wald. Seit 2013 sitzt er im Bundestag, war dort bislang eher für Haushalts- und Verkehrsthemen zuständig.
Verkehr: Patrick Schnieder (CDU)
Patrick Schnieder wird als Verkehrsminister etwas haben, um das ihn seine Kollegen beneiden werden: viel Geld. Ein großer Teil des 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögens für Infrastruktur soll in marode Verkehrswege fließen. Der 56-jährige Jurist kommt aus dem Westen Deutschlands, sitzt seit 2009 im Bundestag und war zuletzt Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Umweltministerium: Carsten Schneider (SPD)
Umwelt- und Klimaschutz gehörten bis jetzt nicht zu den Schwerpunkten des 49-jährigen. Der Thüringer ist gelernter Bankkaufmann, sitzt seit 1998 im Bundestag und machte sich schnell einen Namen als Finanzexperte und Haushaltspolitiker seiner Fraktion. Zuletzt war er Ostbeauftragter im Kanzleramt. Schneider gehört zum konservativen Teil der SPD, so wie Lars Klingbeil.
Bauministerium: Verena Hubertz (SPD)
Die 37-Jährige aus Trier kam aus der Wirtschaft in die Politik. Nach einem Wirtschaftsstudium gründete und führte sie zunächst ein Start-up Unternehmen. 2021 zog sie in den Bundestag ein. Sie gilt als unprätentiös, voller Tatendrang und ergebnisorientiert. Eigenschaften, die sie in ihrem neuen Amt brauchen kann. Der Wohnungsmangel gehört zu den großen Problemen in Deutschland.
Kanzleramt: Thorsten Frei (CDU)
Der 52-jährige Jurist Thorsten Frei ist der wohl wichtigste Vertraute von Friedrich Merz. Seit 2013 sitzt er im Bundestag, davor war er in der süddeutschen Landespolitik. Der stets freundliche Frei gilt als eloquent und thematisch breit aufgestellt. Als Chef des Kanzleramts muss er vor allem eins: Ärger und Fallstricke für Friedrich Merz frühzeitig erahnen und aus dem Weg räumen.
Staatsminister für Kultur und Medien: Wolfram Weimer
Mit dem Verleger und Publizisten Wolfram Weimer holt sich Friedrich Merz einen überzeugten Konservativen ins Kanzleramt. Der 60-jährige promovierte Historiker schrieb unter anderem Sachbücher wie "Das konservative Manifest" und "Sehnsucht nach Gott". Er arbeitete journalistisch für die FAZ und die Welt, war Chefredakteur von Cicero und Focus, bevor er sein eigenes Verlagshaus gründete.