"Geschichte der Kricket-Frauen Afghanistans beginnt neu"
15. April 2025Der Kricket-Weltverband (ICC) wird nach eigenen Angaben eine Task Force bilden, um die afghanischen Kricketspielerinnen zu unterstützen, die durch das Taliban-Regime vertrieben wurden. Diese Nachricht war für viele Spielerinnen im Exil eine freudige Überraschung. Seit drei Jahren kämpfen sie dafür, Afghanistan bei internationalen Wettkämpfen zu vertreten.
"Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben, als ich diese Neuigkeit hörte", sagt Firooza Afghan der DW. "Ich kann kaum glauben, dass es gerade mal drei Jahre waren. Es fühlt sich an wie 20 Jahre. Wir haben schon für dieses Team gekämpft, als wir noch in Afghanistan lebten. Und auch schon vor uns haben andere Frauen seit 2010 dafür gekämpft, dass wir - wie andere Frauen aus [den Kricket-Hochburgen - Anm. d. Red.] Pakistan, Indien oder Australien - unser Land vertreten können." Es sei eine großartige Nachricht für die auf der ganzen Welt verstreuten Exil-Afghaninnen, sagt Kricketspielerin Afghan. "Ich denke, dass die afghanischen Frauen und Mädchen diese Chance verdient haben."
ICC reagierte erst nach drei Jahren
Seitdem die Taliban 2021 in Afghanistan an die Macht zurückkehrten, sind Frauen von den meisten Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen, auch vom Sport, insbesondere Kricket. Firooza Afghan floh wie viele ihrer Teamkolleginnen nach Australien. Die Nationalspielerinnen wandten sich an das ICC, um als Flüchtlingsmannschaft anerkannt zu werden.
Die Regierungen einiger führender Kricketnationen unterstützten sie und übten Druck auf den Weltverband aus. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte das ICC auf, die Mitgliedschaft Afghanistans auszusetzen. Damit hätte auch die Männer-Nationalmannschaft, die regelmäßig bei Weltmeisterschaften antritt, nicht mehr bei internationalen Wettkämpfen spielen dürfen. Doch zunächst geschah nichts - und das, obwohl Länder eigentlich nur dann vollwertige ICC-Mitglieder sein dürfen, wenn sie auch eine Frauen-Nationalmannschaft haben. Insofern ist die aktuelle Ankündigung des ICC ein großer Schritt für die afghanischen Spielerinnen.
Die Task Force wird in Zusammenarbeit mit den größten Kricketverbänden der Welt - Indien, England und Australien - gebildet. Geplant ist ein spezieller Fonds. Mit dem Geld daraus solle sichergestellt werden, dass die afghanischen Exil-Spielerinnen "die nötigen Mittel haben, um weiterhin dem Spiel nachzugehen, das sie lieben", heißt es in der Erklärung des ICC. "Dies wird durch ein solides Hochleistungssport-Programm ergänzt, das fortschrittliches Training, erstklassige Sportstätten sowie eine maßgeschneiderte Betreuung bietet, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können."
"Geschichte für alle afghanischen Frauen schreiben"
Im Januar hatte die afghanische Frauen-Exilmannschaft in Australien ihr erstes Spiel seit drei Jahren bestritten - gegen ein Team der 2011 gegründeten australischen Initiative "Cricket without Borders" (Kricket ohne Grenzen). Bei dieser Partie waren die afghanischen Spielerinnen in blauen Trikots aufgelaufen, nicht in den afghanischen Landesfarben.
"Das ist nicht das Ende. Wir haben gerade erst angefangen", sagt Kricketspielerin Firooza Afghan. "Ich denke, die Geschichte der Frauen in Afghanistan beginnt jetzt von vorn. Das Glück wird kommen. In der Vergangenheit haben wir nur dafür gekämpft, unsere Rechte zu bekommen. Jetzt hoffe ich, dass wir mit Unterstützung des ICC Geschichte schreiben können. Für alle afghanischen Frauen."
Der Artikel wurde aus dem englischen Original "Cricket: 'Afghanistan women's history is starting again'" adaptiert.