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"Die ganze Wahrheit über Turkmenistan und die hier stattfindenden grandiosen Veränderungen"

29. März 2004

– Turkmenischer Fernsehsender soll rund um die Uhr in sechs Weltsprachen ins Ausland senden

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Moskau, 18.3.2004, PRIMANEWS, russ., Marjam Idrissowa aus Aschgabad

Der turkmenische Diktator Saparmurad Nijasow hat beschlossen, sich bei der Propagierung seines Personenkultes nicht auf Turkmenistan zu beschränken, sondern sie auch auf andere Staaten auszudehnen. Zu diesem Zweck wird sich das Land mit einem katastrophal niedrigen Lebensstandard des kostspieligen Satellitenfernsehens bedienen.

Gosel Nuralijewa, die Vizepremierin der Regierung und Kultur- und Informationsministerin Turkmenistans, die gleichzeitig auch noch Chefredakteurin der einzigen Russisch sprachigen Zeitung des Landes "Nejtralnyj Turkmenistan" ist, wird ab jetzt noch einiges mehr zu tun haben. Bei einer erweiterten Sitzung des Ministerkabinetts letzten Dienstag (16.3.) hat Saparmurad Nijasow sie beauftragt, sich ernsthaft mit der Auswahl von Personal für den 4. Satelliten-Fernsehkanal zu beschäftigen, der beim nationalen Fernsehen gegründet wird und seine Sendungen in den sechs am stärksten verbreiteten Sprachen der Welt ausstrahlen wird. "In allen Ländern, über denen unser Satellit kreisen wird, wird man unser Fernsehen empfangen können, und das in der entsprechenden Sprache", sagte der turkmenische Präsident.

Dafür sollen zur Arbeit beim neuen Sender das Außenministerium Turkmenistans und das Nationale Asadi-Institut für Weltsprachen herangezogen werden. Insgesamt sollen beim 4. Kanal 120 Mitarbeiter tätig sein. Nach dem Plan des "Vaters aller Turkmenen" werden die Fernsehzuschauer in verschiedenen Ländern 24 Stunden lang am Tag die ganze Wahrheit über Turkmenistan und die hier stattfindenden grandiosen Veränderungen erfahren.

Für die Schaffung der neuen Struktur werden 12 Millionen US-Dollar bereitgestellt. Und das obwohl Beamte und Angestellte im ganzen Land monatelang keine Gehälter bekommen.

Frau Nuralijewa ist nicht zu beneiden, gibt es doch in Turkmenistan seit langem keine Journalisten mehr, die imstande wären, ein interessantes Fernsehprogramm zu machen. Hier werden solche Fachleute nicht einmal ausgebildet. Die Abteilung Journalistik bei der philologischen Fakultät der hiesigen Universität ist seit langem geschlossen. Die bereits existierenden drei Fernsehsender – "Altyn Asyr" (Goldenes Jahrhundert), "Miras" (Erbe) und "Jaschlyk" (Jugend) – kopieren einander lediglich. Sie strahlen nichts außer Liedern, die Turkmenbaschi und seinen Eltern gewidmet sind, sowie Tänzen und Gesprächen am Runden Tisch aus, bei denen über die Literaturwerke des Präsidenten diskutiert werden. Das Ansehen dieser Sender ist so schlecht, dass sie praktisch niemand einschaltet. Die Bürger bevorzugen die russischen Sender, die sie über Satellit empfangen können. Wegen der niedrigen Qualität des lokalen Fernsehens tauscht Turkmenbaschi regelmäßig die Fernseh-Oberen aus, was jedoch nicht zu dem erwartenden Ergebnis führt. Was der neue turkmenische Sender 24 Stunden am Tag ausstrahlen wird, ist vorläufig für alle ein Rätsel. (lr)