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"Der Warenumsatz soll in den nächsten Jahren 20 Milliarden Dollar erreichen"

24. August 2004

Türkischer Botschafter in Moskau, Kurtulus Taskent, zu den Beziehungen zwischen beiden Ländern

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Moskau, 24.8.2004, ITAR-TASS, russ., Swetlana Aleksandrowa

Über den bevorstehenden russisch-türkischen Gipfel in Ankara, über die Perspektiven der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und das Niveau des politischen Dialogs zwischen Moskau und Ankara berichtet der Botschafter der Türkei in Moskau, Kurtulus Taskent, der ITAR-TASS-Korrespondentin Swetlana Aleksandrowa.

Frage:

Wie bewerten Sie die russisch-türkischen Beziehungen und deren Perspektiven im Lichte des bevorstehenden Besuches des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, in der Türkei. Welche Themen werden die wichtigsten beim russisch-türkischen Gipfeltreffen sein?

Taskent:

Was den politischen Dialog betrifft, so sind zwischen Russland und der Türkei gut nachbarschaftliche Beziehungen entstanden. Die Standpunkte unserer Länder sind in vielen Fragen der internationalen und der regionalen Politik ähnlich. Auch bei den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren Ländern ist ein Aufschwung zu verzeichnen. Seit 2002 verfolgen wir das Ziel, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auf das Niveau einer vielseitigen Partnerschaft zu heben. Wir sind der Ansicht, dass der Besuch des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, in der Türkei dazu beitragen wird, die gesetzten Aufgaben umzusetzen. Die Seiten wollen beim russisch-türkischen Gipfel in Ankara Fragen der bilateralen Beziehungen sowie internationale Fragen erörtern.

Frage:

Russische und türkische Fachleute bereiten ein Abkommen über die Kooperation in der Gas-Branche vor, bei dem es um neue Richtungen der Zusammenarbeit in der Energie-Branche geht. Um welche neuen Richtungen handelt es sich dabei? Könnte dieses Dokument beim Besuch von Wladimir Putin in der Türkei unterzeichnet werden?

Taskent:

Bereits in diesem Jahr hat der Gasprom-Chef, Aleksej Miller, die Türkei besucht, wo er mit Vertretern türkischer Firmen zusammenkam und die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern im Energiebereich erörterte. Um effizient die Möglichleiten der neuen Formen der Kooperation in dieser Branche zu studieren, wurde eine Arbeitsgruppe gebildet. Es ist jedoch vorläufig unklar, ob es ihr gelingen wird, einen entsprechenden Vertrag vor dem Besuch des russischen Präsidenten in Ankara vorzubereiten.

(...)

Frage:

Russland wird im Jahr 2004 über die Gaspipeline "Goluboj potok" 3,3 Milliarden Kubikmeter Gas in die Türkei liefern. Ist eine Erhöhung der russischen Gaslieferungen in die Türkei vorgesehen? 2006 soll mit der Lieferung von aserbaidschanischem Gas in die Türkei begonnen werden. Welche Auswirkungen wird das auf die russisch-türkische Zusammenarbeit in der Energienbranche haben?

Taskent:

Der Umfang des Erdgases, das die Türkei bei Russland erwirbt, wird steigen. In den Jahren 2008-2010, wenn die Pipeline "Goluboj potok" mit voller Kraft arbeiten wird, wird die Türkei bei Russland bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr erwerben. Die Türkei liegt bereits heute an dritter Stelle, was die Länder betrifft, die russisches Gas erwerben. Sie hat die Chance, den zweiten Platz zu belegen. Der Beginn der Erdgaslieferungen aus Aserbaidschan im Jahr 2006 wird die russisch-türkische Zusammenarbeit im Energiebereich nicht beeinflussen. Erstens steigt der Konsum von Gas und anderen Energieträgern in der Türkei stets. Zweitens wird ein Teil des Erdgases, das aus Aserbaidschan kommt, nach Europa weitergeliefert werden. Ich glaube, dass Russland und die Türkei noch viele Bereiche haben, bei denen sie ihre Partnerschaft in der Energetik erweitern können.

Frage:

Im Jahr 2003 betrug der Warenumsatz zwischen Russland und der Türkei etwa 6,5 Milliarden Dollar. Erklärungen beider Seiten zufolge könnte der bilaterale Handel in den nächsten Jahren 10 Milliarden Dollar übersteigen. Welche Bereiche der bilateralen Zusammenarbeit könnten zu solch einem Sprung in den Wirtschaftsbeziehungen beitragen?

Taskent:

Es ist einfach, einen Warenumsatz von 10 Milliarden Dollar zu erreichen. Im letzten Jahr waren es bereits 6,8 Milliarden Dollar. Sollte sich die Tendenz, die wir in den ersten sechs Monaten dieses Jahres beobachten, fortsetzen, so werden wir in diesem Jahr 9 Milliarden Dollar erreichen. Und das bedeutet, dass wir die 10-Milliardem-Dollar-Grenze im kommenden Jahr leicht überschreiten werden. Wir haben uns heute bereits andere Ziele gesetzt – 15 bis 20 Milliarden Dollar. Zu den zukunftsträchtigsten Gebieten unserer Kooperation könnten Auftragsarbeiten, Investitionen, der Handel mit Energieträgern und der Tourismus werden.

Frage:

Wie sehen die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten beim Tourismus aus?

Taskent:

Im letzten Jahr haben 1,2 Millionen russische Touristen die Türkei besucht. Im ersten Halbjahr 2004 ist diese Zahl gegenüber dem gleichen Zeitraum 2003 um 50 Prozent gestiegen. Wir gehen davon aus, dass 1,7 Millionen russische Touristen bis Ende dieses Jahres die Türkei besuchen werden.

Frage:

Wie bewerten Sie die Perspektiven der militärtechnischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern? Welcher Anteil der Waffen, die die Türkei derzeit importiert, entfällt auf Russland?

Taskent:

Es wurde bereits die rechtliche Grundlage für die militärtechnische Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Russland vorbereitet. Für diese Zwecke wurde eine gemischte Kommission für die militärtechnische Zusammenarbeit gebildet. Diese kommt jährlich in Moskau und Ankara zusammen. Ferner suchte in diesem Jahr der Befehlshaber der Landstreitkräfte der Türkei Moskau auf und der Befehlshaber der Luftstreitkräfte Russlands die Türkei. Bei diesen Besuchen wurden die Perspektiven der militärischen Zusammenarbeit beider Staaten erörtert. Es gibt jedoch eine Reihe von Hindernissen bei dieser Zusammenarbeit: Es gibt Unterschiede beim Standard der Militärtechnik beider Länder. Ich glaube, dass auch dieses Hindernis schon bald beseitigt wird. Andererseits lädt die Türkei russische Rüstungsbetriebe immer ein, an Ausschreibungen teilzunehmen. Die türkische Armee benutzt weiterhin russische Hubschrauber und Waffen, die in den 90er Jahren erworben wurden.

(...)

Frage:

Zu welchen Besuchen soll es in der nächsten Zeit zwischen Moskau und Ankara kommen?

Taskent:

Während des Besuches des Außenministers der Türkei im Februar dieses Jahres in Moskau wurde ein Programm der Besuche unterzeichnet. Es handelt sich um einen dichten Plan von Treffen über die bilaterale Zusammenarbeit. Wir gehen davon aus, dass der Premierminister der Türkei noch bis Ende dieses Jahres Moskau einen Arbeitsbesuch abstatten wird. Geplant ist ferner eine Zusammenkunft der gemischten Kommission für wirtschaftliche Zusammenarbeit auf der Ebene der Minister. Außerdem wird der türkische Präsident Ahmed Necdet Sezer Russland einen Gegenbesuch abstatten. (lr)