"Der Status des Kosovo ist auch der Status von Serbien"
7. März 2003Belgrad, den 6.3.2003, BETA, serb., nach VECERNJE NOVOSTI
Der serbische Premier Zoran Djindjic hat erklärt, für ihn gehöre die Kosovo-Frage zur Nummer eins unter den staatlichen Prioritäten. Ferner sei "der Status des Kosovo im Grunde genommen der Status Serbiens". In einem Interview für "Vecernje Novosti" vom Freitag (7.3.) sagte Djindjic, "es entspricht auch der Wahrheit, dass mein Verhältnis wegen Kosovo und Metohija bereits zu so manchem meiner Kollegen aus internationalen Organisationen gestört ist. Einige von ihnen haben meinen Einsatz dafür als Faustschlag aufgefasst. Kosovo und Metohija gehört für mich jedoch zur staatlichen Priorität Nummer eins. Der Status des Kosovo ist im Grunde genommen der Status Serbiens. Wir können die Staatsbildung Serbiens nicht abschließen, solange wir nicht den Status von Kosovo und Metohija kennen".
Djindjic befürchtet nicht, dass der Sicherheitsrat einen Beschluss fasst, nach dem das Kosovo unabhängig oder dass zwischenstaatliche Grenzen einseitig geändert werden könnten. Allerdings merkte er an, es könnte zu einer Sachlage führen, die für uns unerträglich wäre. "Uns kann ein faktisch unabhängiges Kosovo innerhalb formell unveränderter Grenzen ‚serviert‘ werden. Ich bin auch zutiefst davon überzeugt, dass wir endlich ein abgerundetes Staatsgebilde erhalten müssen. Denn nur ein solcher Staat kann seine nationalen Interessen wahren".
Hinsichtlich einer Föderalisierung des Kosovo sagte Djindjic, "Serben und Albaner haben nie im Kosovo zusammengelebt. Sie haben immer neben einander gelebt. Eine multiethnische kosovarische Gesellschaft – das ist eine gewaltige Illusion. Dies hat es noch nie gegeben. Es war vielmehr eine Gesellschaft der ethnischen Koexistenz". "Ich würde mir wünschen, dass das Kosovo eine Föderation wird und dass Serbien mit dieser Föderation asymmetrische Beziehungen unterhält – mit der serbischen Entität tiefere Beziehungen und mit der albanischen solche, die im Interesse der Albaner sind – das heißt etwas lockere Beziehungen. Serbien kann eine derartige Form der Beziehungen zum Kosovo ‚aushalten‘. Aber ich wiederhole noch einmal, Serbien muss wissen, woran es ist", so Djindjic.
"Viele in der Welt sind noch nicht dazu bereit", die Lösung des Kosovo-Status "ernsthaft anzugehen (...). Daher ist auch ein Gespräch über Alltagsfragen vorgeschlagen worden. (...) Es besteht keinerlei Zweifel daran, dass auch dies ein Fortschritt ist. Und zwar ein sehr bedeutender, denn bislang haben albanische Politiker allein die Idee, einen Dialog mit Belgrad aufzunehmen, absolut abgelehnt". "Was sich nun ereignet, wahrscheinlich unter dem Druck von (UNMIK-Chef Michael) Steiner und der Welt, ist uns sehr willkommen. Auch weil dadurch wenigstens indirekt die Rechte Serbiens anerkannt werden. Denn es handelt sich um eine – erstmalige – Einladung an die serbische Regierung und nicht an die Spitze der Union (...)", sagte Djindjic. (...) (md)