"Das Volk Turkmenistans braucht Hilfe!"
9. Dezember 2002Aschgabad, 9.12.2002, GÜNDOGAR, russ.
Boris Schichmuradow, Vorsitzender der Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans, 09.12.02
Seit in Aschgabad die Nachricht über den angeblichen Attentatsversuch auf S. Nijasow verbreitet wurde, entwickeln sich die Ereignisse in Turkmenistan mit tragischer Geschwindigkeit. Nijasow, der sich als "Opfer des internationalen Terrorismus" präsentiert, ist bestrebt, aus der bis zum Gehtnichtmehr zugespitzten Lage im Land optimalen Nutzen zu ziehen. Massenhafte Repressionen an Bürgern dauern an, die Willkür der Polizei erreicht unvorstellbare Ausmaße. Über 100 Personen wurden festgenommen. Sie werden beschuldigt, etwas mit dem "Anschlag auf S. Nijasow" zu tun zu haben. (...)
Ich rufe alle internationale Organisationen, die Vertretungen in Turkmenistan haben, sowie die in Turkmenistan akkreditierten diplomatischen Missionen ausländischer Staaten auf, ihre Aufmerksamkeit auf die in Turkmenistan herrschende Willkür und die groben Menschenrechtsverletzungen zu richten. Wie viele Menschenleben müssen noch dem blutgierigen Diktator geopfert werden, bevor die Weltgemeinschaft begreift, welche Gefahr er darstellt?!
Seit Beginn der Existenz der Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans erklären wir, dass wir einen Weg sehen, wie das Ziel, das wir uns gesetzt haben – Sturz des diktatorischen Regimes von Nijasow – erreicht werden kann. Wir müssen nach Turkmenistan zurückkehren. Auch den größten Optimisten ist bereits klar, dass es keinen normalen Dialog mit dem regierendem Regime geben wird. Das Regime akzeptiert keine Opposition und keinerlei Andersdenken, es rechnet nicht nur mit seinen Gegnern, sondern auch mit deren Familien und Angehörigen hart ab.
Dennoch bekräftige ich persönlich sowie andere Vertreter der Demokratischen Volksbewegung Turkmenistans erneut unsere Absicht, nach Turkmenistan zurückzukehren. Wir rufen die UNO, die OSZE, internationale Menschenrechtsorganisationen auf, die turkmenischen Machtorgane aufzufordern, ihren Beobachtern zu erlauben, an den Ermittlungen und Gerichtsverhandlungen im Fall "Anschlag vom 25. November" teilzunehmen (...). Wir sind bereit, nach Turkmenistan zu kommen. Wir sind bereit, unsere Unschuld und die Unschuld unserer Familien und Angehörigen zu beweisen. Wir sind ferner bereit, durch Argumente zu beweisen und durch Dokumente zu belegen, dass Nijasow etwas mit einer ganzen Reihe von Verbrechen zu tun hat, solchen wie Morde, Verhöhnung von Menschen, Drogenschmuggel, Amtsmissbrauch, wofür er sich bisher der Verantwortung entziehen konnte.
Nijasow hat mehrmals wiederholt, dass "jeder zu uns kommen und die Wahrheit über Turkmenistan erfahren kann". Gleichzeitig aber werden praktisch keine Einreisevisa mehr für Turkmenistan ausgestellt. Visa werden nicht nur Journalisten, sondern auch Unternehmern und Touristen verweigert. Es ist heute unmöglich, nach Turkmenistan zu gelangen. Das Land ist von der Außenwelt völlig isoliert. Nijasow bedient sich dieser Isolation und des schweigenden Befremdens seitens der Weltgemeinschaft und geht in seiner Schrankenlosigkeit immer weiter. Das Volk Turkmenistans bekommt keine Luft. Es braucht Hilfe. (lr)