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Früherkennung von Darmkrebs ist wichtig

Gudrun Heise
14. Dezember 2021

Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 60.000 Menschen neu an Darmkrebs. Mehr als ein Drittel sterben daran. Das sollte Grund genug sein, regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen.

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Eine 3D-Darstellung des Verdauungssystems
Alleine der Dickdarm hat eine Länge von eineinhalb Metern. Insgesamt kommt der Darm auf circa sieben MeterBild: Stanislav Rishnyak/Zoonar/picture alliance

Viele scheuen sich vor der Darmkrebsvorsorge, der Koloskopie , denn sie empfinden noch immer alles, was mit Darm oder Stuhlgang zu tun hat, als peinlich oder unangenehm. Der Darm ist nach wie vor ein Tabuthema, etwas, über das die meisten nicht gerne reden, nicht einmal mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin. Dabei gilt gerade bei Darmkrebs: Je früher diese gefährliche Krebsart erkannt wird desto größer sind die Heilungschancen.

Nach Lungen- und Prostatakrebs ist Darmkrebs bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen nach Brustkrebs die zweithäufigste Todesursache bei Krebs. Wird Darmkrebs nicht behandelt, führt er in den meisten Fällen innerhalb eines Jahres zum Tod. Eine Koloskopie kann verhindern, dass Darmkrebs überhaupt erst entsteht und sich ausbreitet. 

Polypen sind meist die Vorstufe von Darmkrebs

Bei der Darmspiegelung schiebt der Arzt ein Endoskop über den After in den Darm. Mithilfe einer Kamera, die am Ende des Endoskops angebracht ist, kann der Arzt Veränderungen im Darm erkennen. Dazu gehören gutartige Polypen.

Innenansicht des Darms bei einer Darmspiegelung. Polypen ragen aus der Darmwand.
Gutartige Polypen, eine Vorstufe von Darmkrebs, werden bei der Koloskopie entferntBild: Shotshop/imago images

Diese kann der Facharzt, der Gastroenterologe, gleich während der eigentlichen Untersuchung entfernen und so die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, um ein Vielfaches reduzieren. Sind sie erst einmal entfernt, können sich diese zunächst gutartigen Wucherungen gar nicht erst in bösartigen Krebs verwandeln.

Nur in sehr seltenen Fällen entwickelt sich Darmkrebs direkt aus der Darmschleimhaut, überspringt die Krebsvorstufe, also die Polypen und entwickelt einen bösartigen Tumor. Aber auch der kann durch eine Koloskopie bereits in einem frühen Stadium diagnostiziert und zügig behandelt werden. Das Gefährliche ist, dass Darmkrebs zunächst keine Beschwerden verursacht. 

Tumoren im Enddarm können sich durch Blutungen zeigen

Blutungen sind ein augenfälliges, deutliches Symptom dafür, dass Darmkrebs vorliegen könnte. Diese Blutungen sind im Stuhl sichtbar. Aber  auch andere Erkrankungen können Blutungen verursachen, haben aber nichts mit einem bösartigen Karzinom zu tun. Verstopfungen beispielsweise können Blutungen verursachen, ähnlich wie Hämorrhoiden. In solchen Fällen ist das Blut relativ hell, bei einem bösartigen Tumor hingegen ist es dunkel. Der Krebs muss dann sobald wie möglich behandelt werden.

Innenansicht des Darms mit Darmkrebs
Darmkrebs wird oft viel zu spät entdecktBild: Science Photo Library/imago images

Eine Operation ist das Mittel der Wahl

Beim Erwachsenen ist der Dickdarm etwa eineinhalb Meter lang. Entdecken die Ärztin oder der Arzt dort einen Tumor, entfernen sie den kompletten Abschnitt, in dem der Tumor sitzt.

Das letzte Stück des Dickdarms ist der sogenannte Enddarm. Er ist etwa 20 Zentimeter lang und endet im After. Ein Teil dieses Enddarms ist der sogenannte Mastdarm. Ein Schließmuskel trennt ihn vom eigentlichen Analkanal. Auch dort können Tumoren entstehen.

Je nachdem wie stark das Gewebe bereits betroffen ist, wird zunächst eine Radiochemotherapie durchgeführt. So soll der Tumor noch vor der Operation verkleinert werden, damit er möglichst problemlos und präzise herausoperiert werden kann. Damit sichergestellt ist, dass sie das kranke Gewebe vollständig herausgenommen haben, entfernen die Chirurgen meist auch die Lymphknoten.

Wie die Therapie letztendlich aussieht, hängt von der Größe des Tumors ab und auch davon, ob er bereits über die Darmwand hinausgeht, ob Lymphknoten befallen sind und schließlich wie nah der Tumor am Schließmuskel liegt, der nicht verletzt werden darf. 

Schalen mit Bohnen und Körnern auf einem Tisch
Körner jeglicher Art sind vor der Darmspiegelung tabuBild: Zoonar.com/Daniel Dash/picture alliance

Das unangenehmste ist die Darmentleerung

Vor einer Koloskopie müssen die Patienten ihren Darm komplett und gründlich reinigen. Nur so können die Ärztin oder der Arzt während der Untersuchung auch kleinste Veränderungen und Läsionen erkennen.

Die Darmentleerung erfolgt mithilfe einer Trinklösung. Das sind meistens zwei bis drei Liter, die spätestens am Abend vor der Untersuchung zu trinken sind. Das kann gegen Ende der Einnahme, beim letzten Liter Flüssigkeit schon mal etwas schwierig werden. Aber es ist durchaus zu schaffen. Auch bei fester Nahrung gibt es klare Regeln, was wann gegessen werden darf. Körner in jeder Form sind tabu, genauso wie fette oder schwer verdauliche Lebensmittel. Die Empfehlung lautet: am Abend vorher nur noch ein leichte Brühe zu essen.

Die Untersuchung ist vollkommen schmerzfrei

Die eigentliche Untersuchung wird mit einer Schlafspritze durchgeführt, das heißt die Patientin oder der Patient fällt in einen leichten Dämmerschlaf. Von der eigentlichen Koloskopie bekommen die meisten überhaupt nichts mit, und nach etwa 20 bis 30 Minuten ist dann auch schon alles vorbei.

Ein Arzt hält das Steuerungsgerät eines Koloskops in der Hand. Im Hintergrund ein Bildschirm, der die Kamerafahrt der Darmspiegelung zeigt.
Am Ende des Koloskops ist eine Kamera, mit der ein Arzt den Dickdarm eines Patienten untersuchtBild: Rupert Oberhäuser/imago images

Manche möchten aber wach bleiben. Sie erhalten dann über die Vene ein beruhigendes Medikament, damit Arzt oder Ärztin die Untersuchung durchführen können, ohne dass sich die betreffende Person intuitiv und unnötig bewegt oder etwas von der Koloskopie spürt. 

Einige haben vielleicht Angst davor, dass während des Eingriffs Gewebe verletzt werden könnte oder sie stellen sich vor, dass die Untersuchung mit Schmerzen verbunden ist. Der Anteil ernsthafter Komplikationen liegt allerdings bei lediglich 0,03 Prozent. Die Gefahr, dass eine erfahrene Gastroenterologin oder ein Gastroenterologe Verletzungen verursachen, ist also äußerst gering.

Entzündliche Darmerkrankungen können Darmkrebs fördern

Wie bei vielen Krebserkrankungen ist es auch bei Darmkrebs notwendig zu wissen, ob diese Krebsart innerhalb der Familie bereits vorgekommen ist. Denn dann sind Vorsorgeuntersuchungen umso wichtiger.

Entzündliche Darmerkrankungen können die Entstehung von Tumoren begünstigen. Das gilt beispielsweise für die Colitis Ulcerosa, eine Autoimmunerkrankung, die schubförmig verläuft und nicht heilbar ist. NebenMorbus Crohn  ist sie eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Die Ernährung ist wichtig

Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss, den die Ernährung auf die Entstehung von Polypen und schließlich Darmkrebs haben kann. Fettreiche Lebensmittel können diese Erkrankung begünstigen. Auch wenn oft rotes Fleisch auf dem Speiseplan steht, kann das die Entstehung von Darmkrebs fördern. Das trifft offenbar vor allem auf Männer zu.

Rotes Fleisch (Rindfleisch) auf einem Holzbrett, daneben liegt ein Messer
Rotes Fleisch begünstigt die Entstehung von DarmkrebsBild: H.LEITNER/Zoonar/picture alliance

Untersuchungen zufolge konsumieren Männer wesentlich mehr rotes Fleisch als Frauen, sie erkranken auch häufiger an Darmkrebs, darin sehen Forscher einen der Gründe. Ein anderer möglicher Grund, dass Frauen seltener an Darmkrebs erkranken: Sie sind wahrscheinlich durch Geschlechtshormone etwas besser davor geschützt. Eine Garantie ist das allerdings nicht.

Alle sollten das Angebot annehmen und sich für eine regelmäßige Koloskopie entscheiden. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit trinken, um den Darm zu reinigen, ist nicht gerade angenehm, aber verglichen mit möglichem Darmkrebs wohl eher eine Lappalie.