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GesellschaftDeutschland

"Claim"-Allianz meldet Zunahme antimuslimischer Vorfälle

17. Juni 2025

60 Prozent mehr antimuslimische Übergriffe in Deutschland als im Vorjahr - das hat die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (Claim) in ihrem Lagebild für 2024 verzeichnet. Besonders häufig betroffen waren Frauen.

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Frauen mit Kopftuch laufen über eine Straße
Ein Großteil der antimuslimischen Vorfälle betraf Frauen (Symbolbild)Bild: Monika Skolimowska/dpa/picture-alliance

Die Zahl der dokumentierten antimuslimischen Vorfälle in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem "zivilgesellschaftlichen Lagebild antimuslimischer Rassismus" der Organisation Claim hervor.

Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3080 Übergriffe und Diskriminierungen gezählt - ein Anstieg um 60 Prozent im Vergleich zu 2023 (1926 Fälle). Durchschnittlich sind das mehr als acht Vorfälle pro Tag.

Von verbalen Angriffen bis hin zur Tötung

Verbale Angriffe machten mit fast 56 Prozent den größten Anteil der dokumentierten Fälle in dem vom Bundesbildungs- und Familienministerium sowie vom Innenministerium geförderten Lagebild aus. In fast einem Viertel der Vorfälle ging es um Diskriminierungen.

Auch schwere Delikte nahmen zu: Claim dokumentierte für 2024 zwei Tötungsdelikte und 198 Körperverletzungen, darunter drei schwere Körperverletzungen beziehungsweise versuchte Tötungen. 2023 waren keine Tötungen und 182 Körperverletzungen dokumentiert worden.

Angefeindet - Moscheeneubau in Ostdeutschland

Ein Großteil der antimuslimischen Vorfälle richtete sich gegen Einzelpersonen, in 71 Prozent der Fälle gegen Frauen. Auch Gruppen und religiöse Einrichtungen - vor allem Moscheen - waren betroffen. Laut Claim stieg die Zahl solcher Angriffe besonders seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 stark an.

"Erschütternde" Bilanz

"Die Bilanz, die wir Ihnen vorstellen, die erschüttert", sagte die Co-Geschäftsführerin von Claim, Rima Hanano. Sie sprach von einer "neuen Dimension" und einem "Alarmsignal". Es gebe "nicht nur einen massiven Anstieg, sondern auch eine neue Qualität von antimuslimischem Rassismus in Form einer zunehmenden Normalisierung, Enthemmung und Brutalität".

Claim fordert deshalb eine bessere Erfassung antimuslimischer Vorfälle durch die Polizei, aber auch durch die Zivilgesellschaft. Die Organisation fordert zudem mehr Schutz und Beratung für Betroffene sowie "einen neuen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus". Vor allem jedoch brauche es "eine klare politische Haltung" und ein "Bekenntnis gegen antimuslimischen Rassismus", betonte Hanano.

In das Lagebild flossen den Angaben zufolge unter anderem Fallzahlen von 26 regionalen Melde- und Beratungsstellen aus 13 Bundesländern, bundesweite Meldungen über ein Meldeportal sowie Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik ein. Hinter Claim stehen über 50 muslimische und nichtmuslimische Akteure der Zivilgesellschaft.

ch/wa (afp, epd, dpa, KNA)