Christo und Jeanne-Claude zum 90. Geburtstag
Das Künstlerpaar hat sein Lebenswerk dem Einpacken gewidmet: ob Münztelefon, Gebäude oder ein ganzer Küstenstrich. Hier einige der schönsten Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude. Beide wären am 13. Juni 90 geworden.
Nicht fahrtüchtig...
So fing es an: 1961 verhüllte Christo einen VW-Käfer mit Stoff und Seilen - eines seiner ersten Werke dieser Art. Der "Wrapped Beetle" war ein Symbol für Alltägliches, das durch Kunst verwandelt wird. Schon hier zeigte sich Christos Handschrift: Objekte einpacken, um sie neu und anders aussehen zu lassen. Der Käfer wurde zum Vorläufer seiner späteren spektakulären Großprojekte.
Kein Anschluss unter dieser Nummer
In den 1960er-Jahren verhüllte Christo unter anderem auch öffentliche Münztelefone mit Stoff und Schnur. So verwandelte er alltägliche Gegenstände in Kunstobjekte. Die Verhüllung machte das Gewohnte fremd und regte zum Nachdenken an. Diese frühen Werke zeigen, wie Christo schon damals Räume und Objekte neu inszenierte – vergänglich, überraschend und poetisch.
1969: Verpackte Küste
Das erste Großprojekt von Christo und Jeanne-Claude war "Wrapped Coast" in Australien im Jahr 1969. Dabei wurde ein etwa zweieinhalb Kilometer langer Küstenabschnitt bei Sydney mit über 90.000 Quadratmetern Stoff und mehreren Kilometern Seil verhüllt. Es war das erste Mal, dass die beiden ein Landschaftselement in solch großem Maßstab einpackten - ein Meilenstein für ihre spätere Arbeit.
1971: Ein irrsinniger Plan?
Wer eine Küste verpacken kann, könnte ja auch ein großes Gebäude verhüllen. Und dann entstand ein kühner Plan. Christo und Jeanne-Claude hatten den Berliner Reichstag im Blick, ein Gebäude mit einer wechselvollen Geschichte. Es passte zu ihrer Philosophie, Dinge durchs Verhüllen in anders sichtbar zu machen. Gegen teils massiven Widerstand konnten sie das Projekt gut 23 Jahre später verwirklichen.
1972: Ein Vorhang durch ein Tal
Zunächst einmal verzauberte das Paar andere Dinge: Ein leuchtend oranger Vorhang spannte sich quer durch das Rifle Gap Valley in Colorado, USA. Das Tuch war 111 Meter hoch und 381 Meter lang. Es flatterte wie eine riesige Welle im Wind - ein kraftvolles Zusammenspiel von Natur, Technik und Kunst. Nach nur 28 Stunden musste der "Valley Curtain" wegen eines Sturms wieder abgebaut werden.
1976: Der "laufende Zaun"
Vier Jahre später realisierten Christo und Jeanne-Claude "Running Fence": ein 39 Kilometer langer Zaun aus weißem Stoff, der sich durch die Hügel Kaliforniens bis zum Pazifik zog. Das Werk stand nur zwei Wochen und verband Landschaft, Licht und Bewegung auf eindrucksvolle Weise. Es war ein poetisches Spiel mit Raum und Perspektive - monumental, aber flüchtig.
1985: Die berühmte Pont Neuf in sandfarbenem Tuch
Das Jahr 2025 ist nicht nur für Christo und Jeanne-Claude, die beide am gleichen Tag geboren wurden und am 13. Juni 2025 beide ihren 90. Geburtstag gefeiert hätten, Jubiläumsjahr. Es markiert auch besondere Jahrestage ihrer berühmtesten Installationen. Vor 40 Jahren verhüllten die beiden die berühmte Pariser Pont Neuf mit 41.800 Quadratmetern sandfarbenem Polyesterstoff sowie 12 Kilometern Seil.
1991: Bunte Schirme in der Landschaft
1991 installierten Christo und Jeanne-Claude mit dem Projekt "The Umbrellas" in Japan 1.340 riesige blaue Schirme in einem Tal bei Ibaraki. Gleichzeitig standen 1.760 gelbe Schirme in Kalifornien - als gemeinsames Projekt auf zwei Kontinenten. Die Schirme waren je 6 Meter hoch und 8,7 Meter breit. Das Werk verband nicht nur die Kontinente, auch hier brachte es Natur, Kunst und Farbe in Einklang.
1995: Die Idee ist Wirklichkeit geworden
Nachdem der deutsche Bundestag im Februar 1994 endlich "Ja" zur Reichstagsverhüllung gesagt hat, konnten Christo und Jeanne-Claude ihren Traum endlich erfüllen und bescherten mit dem verpackten Reichstag nicht nur den Berlinern, sondern der ganzen Welt zwei magische Wochen. Vor genau 30 Jahren konnten Millionen Besucherinnen und Besucher das spektakuläre Kunstobjekt in Berlin bewundern.
1998: Diese Bäume konnten trotzdem atmen
Der Stoff, mit dem das Künstlerpaar diese Bäume in der Schweiz verhüllt hat, ist ganz dünn und licht- und luftdurchlässig. Christo und Jeanne-Claude verhüllten 178 Bäume mit etwa 55.000 Quadratmetern silbrig durchscheinendem Polyesterstoff. Die Bäume sahen wie schwebende Skulpturen aus, je nach Licht fast magisch. Wieder wirkt es wie eine Symbiose aus Kunst und Natur.
2005: Der New Yorker Central Park leuchtet
20 Jahre "The Gates": 7.500 leuchtend safranfarbene Tore auf 37 Kilometern Parkwegen. Freihängende Gewebebahnen in jedem Tor wehten bei leichtem Wind bis an das nächstliegende Tor. 21 Millionen US-Dollar hat das Projekt verschlungen, finanziert hat es das Künstlerpaar selber durch den Verkauf von Zeichnungen und Studien zu "The Gates" sowie weiteren Kunstwerken.
Wehendes Tuch
Nicht verpackt, aber verzaubert - leider nur für sehr kurze Zeit. Im Februar 2005 waren die Tore nur 16 Tage lang im Central Park installiert. Die Menschen genossen die leuchtenden Wege trotz des kalten New Yorker Winters. Nach dem Abbau wurde der Stoff, der in Deutschland hergestellt worden war, eingelagert und für das Projekt "Floating Piers" in Italien (2016) wieder verwendet.
2016: Fast gesunken - die Floating Piers
"The Floating Piers" auf dem Iseosee in Italien waren Christos erstes Projekt nach dem Tod seiner Frau 2009: 3 Kilometer leuchtend gelbe Stege verbanden das Festland mit zwei Inseln. 1,2 Millionen Besucher strömten herbei und sorgten teils für chaotische Zustände. Zwischenzeitlich mussten die Stege sogar vorübergehend geschlossen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
2021: Christos letztes Werk
Die Verhüllung des Arc de Triomphe wurde nach Christos Tod 2020 von dessen Team verwirklicht - allen voran von seinem langjährigen Projektleiter Vladimir Yavachev, Christos Neffen. Es wurde nach seinen genauen Anweisungen umgesetzt - als posthume Hommage an Christo und Jeanne-Claude, finanziert wie immer komplett durch den Verkauf von Christos Kunstwerken, ohne öffentliche Gelder oder Sponsoren.