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Chinas Wirtschaft verliert weiter an Schwung

13. Juli 2012

Der globale Wachstumsmotor stottert, sinkende Wachstumsraten signalisieren: Auch China spürt die Auswirkungen der Krise. Doch Analysten glauben, dass die Talsohle erreicht sein könnte.

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Chinesische Näherin (Foto: Reuters)
China TextilindustrieBild: Reuters

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst so langsam wie seit drei Jahren nicht mehr. Wie von Experten erwartet, stieg das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal nur noch um 7,6 Prozent. Im ersten Vierteljahr hatte das Wachstum noch 8,1 Prozent betragen.

Der Abschwung in China hält nun das sechste Quartal in Folge an. Allerdings liegt die Regierung in Peking mit ihrem Wachstumsziel von 7,5 Prozent für das Gesamtjahr auf Kurs. Es wäre jedoch die niedrigste Rate in dem boomenden Schwellenland seit 1999.

Solche für Europa sehr hoch anmutenden Wachstumsraten gelten in China als Untergrenze für die Entwicklung der Wirtschaft, um wegen der hohen Zahl auf den Jobmarkt drängender Arbeitskräfte soziale Unruhen in dem Milliardenvolk zu vermeiden.

Regierung stemmt sich gegen Abschwung

Daher stemmt sich die kommunistische Führung mit Macht gegen eine allzu starke Konjunkturabkühlung. Ministerpräsident Wen Jiabao betonte in dieser Woche, dass höhere Investitionen notwendig seien, um das Wachstum zu stärken.

Die Zentralbank senkte vor wenigen Tagen überraschend erneut die Zinsen, um die Konjunktur anzukurbeln. Zudem lockerte sie seit November dreimal die Kapitalrichtlinien für die Banken, um die Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher anzuschieben. Auch will die Regierung unter anderem mit dem Ausbau der Verkehrs- und Energienetze das Wachstum stärker auf Touren bringen.

Die Börsen in Asien zeigten sich indes erleichtert, dass bei den BIP-Daten böse Überraschungen ausblieben und präsentierten sich überwiegend im Plus. Auch die chinesischen Einzelhandelsdaten zeigten sich stabil.

Warnsignale für Unternehmen

Weltweit schauen Unternehmen auf die chinesische Konjunktur, weil das Boomland lange Zeit steigende Umsätze sicherte. Experten sind sich uneins, ob inzwischen die Talsohle des Abschwungs erreicht ist. Volkswirt Li Huiyong von Shenyin & Wanguo Securities: "Der gesunkene Binnenkonsum hat Chinas Wirtschaft geschwächt. Aber wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal die Talsohle erreicht hat." Die Zentralbank werde im zweiten Halbjahr wohl mit einer weiteren Zinssenkung und anderen Maßnahmen stützend eingreifen.

Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Halbjahr auf seinem größten Markt in China 17,5 Prozent mehr Autos seiner Marken VW, Audi und Skoda als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verkauft. Der Absatz stieg auf 1,3 Millionen Autos und entwickelte sich schneller als der Gesamtmarkt, wie das Unternehmen am Freitag in Peking berichtete. Nach Jahren außergewöhnlichen Wachstums zeige der größte Automarkt der Welt allerdings "Anzeichen für eine Normalisierung", hieß es in einer Mitteilung.

ul/Lo (rtr, dpa, dapd)