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PolitikChina

China, Russland und Nordkorea wollen Zusammenarbeit ausbauen

3. September 2025

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wirbt auf seiner Chinareise für mehr Unterstützung - sowohl beim Gastgeber China als auch bei Russland, dem derzeit immer wichtigeren Partner. Ein Pokerspiel mit Kim als Joker.

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Putin, Xi und Kim am Mittwoch, den 3. September, am Platz des Himmlischen Friedens in Peking
Neue Allianz: Putin, Xi und Kim (v.l.n.r.) besuchen die Militärparade am Platz des Himmlischen Friedens in Peking Bild: Sergei Bobylev/Sputnik/AP Photo/picture alliance

Bei der Militärparade, die in Peking zum 80. Jahrestag des Weltkriegsendes in Asien stattfand, saßen an diesem Mittwoch Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Russlands Präsident Wladimir Putin auf der Ehrentribüne. Der Gastgeber, Chinas Präsident Xi Jinping, will mit ihnen eine Allianz schmieden. Er beabsichtigt damit, dem in Pekings Augen hegemonialen Vorgehen der USA entgegenzutreten.

Soldaten marschieren im Gleichschritt bei einer Militärparade zum 80. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs
Große Waffenshow in Peking zum 80. Jahrestag des Endes vom Zweiten WeltkriegBild: Kevin Frayer/Getty Images

Die Bilder von der Militärparade auf dem Tiananmen-Platz sollen Geschlossenheit zeigen - gegen ausländische Sanktionen und andere Druckmittel, insbesondere im Handel.

Allerdings hätten China, Russland und Nordkorea unterschiedliche Interessen im In- und Ausland, sagen Analysten. Es handele sich daher lediglich um eine "Zweckgemeinschaft", in der Nordkorea der Joker sein könnte.

Spielt Nordkorea Moskau und Peking gegeneinander aus?

"Kim Jong Un  selbst hat sich sehr über die Einladung zur Parade gefreut, denn diese zeigt, dass er nun als gleichwertiger Partner im internationalen Kontext akzeptiert worden ist", sagt Dan Pinkston, Professor für internationale Beziehungen am Campus Seoul der US-amerikanischen Troy University.

Es ist die erste Auslandsreise des 41-jährigen Machthabers in einem multilateralen Rahmen. Er trifft hochrangige Delegationen aus vielen Ländern. Und dabei nebenXi und Putin zu stehen, sei für ihn auch eine Gelegenheit, bessere Verhandlungspositionen für Nordkorea auszuloten.

Putin umarmt Kim bei Militärparade
Herzliche Umarmung der Machthaber: Putin hat Kim zum Besuch nach Russland eingeladenBild: Alexander Kazakov/Sputnik/REUTERS

"Kim möchte mehr Freiraum von Peking erreichen", meint Pinkston. "Sein Land ist seit langem Jahren Zeit stark von China abhängig." Kim strebe daher eine Diversifizierung an.

Kim habe für Putin Truppen in den Krieg gegen die Ukraine geschickt und Waffen und Munition geliefert. Nun erwarte er eine Gegenleistung. Aus Kims Sicht sei das sicher vernünftig, für Xi jedoch beunruhigend.

"China möchte nicht, dass sich Nordkorea zu sehr an Russland annähert", sagt Pinkston im DW-Interview. Der Experte erinnert daran, dass Peking "schon seit dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 immer der engste Verbündete Pjöngjangs" gewesen sei. "Später konnte China Jahrzehnte lang die aggressivsten Impulse in Nordkorea zügeln, aus Sorge um seine eigene Sicherheit."

China und Nordkorea nicht mehr "Lippen und Zähne"

Die Beziehung zu Nordkorea beschreib Chinas Staatsgründer Mao Zedong im Kalten Krieg als "so eng wie Lippen und Zähne". Chinas Einfluss bleibt zwar immer dominant: "Kims Großvater, Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung, war aber dafür bekannt, dass er in den 1970er- und 80er-Jahren Peking und Moskau gegeneinander ausgespielt hatte, um das Höchstmögliche, was aus dem sozialistischen Lager herauszuholen war, für sein Land zu sichern", sagt Pinkston.

Ukraine: Nordkoreaner an der Front?

Kim könnte dieser Familientradition folgen und jetzt die Möglichkeit nutzen, gegenüber China zu signalisieren, dass er sich Russland als seinem langjährigen Unterstützer und Berater annähern könnte. Er könnte damit Druck auf Peking ausüben mit dem Ziel, mehr für sein Land herauszuholen.

Nordkoreanische Wirtschaft wächst - dank Russland

So zum Beispiel bei mehr wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Die Wirtschaft in Nordkorea wuchs nach Angaben der Bank of Korea in Seoul im Jahr 2024 um 3,7 Prozent. Das war die höchste Wachstumsrate in den letzten acht Jahren. Der Export hat sogar ein zweistelliges Wachstum erreicht. 10,8 Prozent mehr Waren hatte Nordkorea 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ausführen können. Allerdings sei der größte Treiber für die Zunahme die ausgeweitete Zusammenarbeit mit Russland, so die Bank of Korea.

Profitiert Nordkorea vom Ukraine-Krieg?

Die Einnahmen aus dem Exportgeschäft investiert Nordkorea wiederum in die fortlaufende Entwicklung von Atomsprengköpfen und fortschrittlichen Trägersystemen. Es war kein Zufall, dass Kims bei seinem letzten öffentlichen Auftritt vor seiner Abreise nach Peking eine nordkoreanische Rüstungsfabrik besucht hatte. Und im Inland gibt Kims Staatskasse mehr Geld aus, um die Lebensbedingungen der einfachen Menschen zu verbessern. Dadurch steigt auch sein Ansehen.

Putin will mehr Soldaten aus Nordkorea

Um die gefallenen russischen Soldaten zu ersetzen, braucht Putin mehr Soldaten von Nordkorea. Pjöngjang erhält als Gegenleistung Treibstoffe und andere Handelswaren. Xi, Kim und Putin seien sich zwar einig in ihrer Abneigung gegen die USA sowie den Westen im Allgemeinen, sagt Experte Pinkston. Aber jeder Diktator werde versuchen, "die Dreierbeziehung zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen".

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Das Treffen sei "sicherlich sehr symbolträchtig, weil es Solidarität in Sicherheitsfragen signalisiert", sagt Choo Jae-woo, Professor für Außenpolitik an der Kyung Hee University in Seoul. "Heute sehen wir eine Veränderung in der Handelspolitik der USA gegenüber China, die sich auch auf Russland und Nordkorea auswirken wird."

Nordkorea bald Mitglied der SCO?

Choo geht davon aus, dass US-Präsident Donald Trump die höhen Strafzölle auf chinesische Importe bald abbauen werde. Diese seien eine Handelsbarriere, die neben der chinesischen auch der US-Wirtschaft schade. Experten rechnen damit, dass Trump in den nächsten Monaten China besuchen wird. Der US-Präsident hat selbst erklärt, er wolle auch Kim treffen.

"Sowohl China als auch Nordkorea wollen sich neben der Sicherheit auch in anderen Themenbereichen annähern und sich auf Herausforderungen bei Handels- und Wirtschaftsfragen konzentrieren", sagt Choo. Nordkorea wird, wie Russland, von den Vereinten Nationen sanktioniert.

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Und was macht US-Präsident Trump? Experten rechnen mit seinem China-Besuch noch in diesem JahrBild: Chip Somodevilla/Getty Images

Es komme jetzt darauf an, wie Washington reagieren werde. Wenn die USA weiter mauern sollten, würde China Nordkorea einen Sitz in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) anbieten. Das ist ein Staatenbündnis mit Schwerpunkt auf Sicherheit und Wirtschaft mit zehn Vollmitgliedern, zwei Beobachtern und 14 Dialogpartnern. Damit wäre Nordkorea bei wichtigen sicherheitspolitischen Themen mit anderen Nuklearmächten wie Russland, Pakistan und Indien vernetzt.

"Kim würde das sehr begrüßen", sagt Choo. "Der Beitritt zur SCO wird die wirtschaftlichen Interessen Nordkoreas mit denen der anderen Mitgliedstaaten in Einklang bringen und Zugang zu umfangreichen Ressourcen verschaffen."

Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan. 

 

DW-Porträt | Korrespondent Julian Ryall
Julian Ryall Korrespondent und Reporter in Tokio