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Chef des Serbischen Nationalrats des Nord-Kosovo deutet Gründung einer "Serbischen Befreiungsarmee" an

8. April 2003

– Führender Povratak-Vertreter Oliver Ivanovic widerspricht: Militante Erklärungen sind keine Lösung

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Köln, 6.4.2003, RADIO B92, FONET

RADIO B92, serb., 6.4.2003

(...) Der Führer des SNV (Serbischer Nationalrat – MD) für das nördliche Kosovo, Milan Ivanovic, hat gegenüber B92 erklärt, er erwarte jetzt eine Destabilisierung der Lage im Kosovo. Ivanovic vertrat die Einschätzung, dass (UNMIK –Chef Michael – MD) Steiner nun einem starken Druck der ethnischen Albaner ausgesetzt sei und anstatt für Standards vor Status zu sorgen verwirkliche er die Unabhängigkeit, bevor die Standards umgesetzt seien.

(Ivanovic) Der weitere Prozess hin zur Unabhängigkeit kann auch zu Unruhen führen, besonders während des von Steiner angekündigten Prozesses. Das würde sicherlich zu einer Destabilisierung der Lage in Kosovo-Metohija führen. Ich glaube, sie würde noch angespannter werden. Die Serben würden die vorläufigen Institutionen verlassen und hätten dann die Möglichkeit, ihre eigenen Institutionen wieder einzusetzen und die Bindungen an das serbische Kernland zu stärken. Gegenwärtig unterstützen wir diese Option nicht, aber es wäre unter solchen Umständen sehr einfach, in eine Lage zu geraten, in der eine serbische Befreiungsarmee geschaffen würde, was genau das ist, was auch die Albaner für sich selbst getan haben.

(Sprecher) Die Kosovo-Serben versichern, der UN-Sicherheitsrat habe Steiner nicht bei der Übertragung weitreichender Befugnisse an die vorläufigen Institutionen des Kosovo bis Jahresende unterstützt. Milan Ivanovic beschuldigte den UMNMIK-Chef zudem der Manipulation.

(Ivanovic) Es ist offenkundig, dass er diese Übertragung durchführen will und die Rolle der Kosovaren, das heißt der Albaner, bei der operativen Führung des KZK (serbische Abkürzung des Kosovo-Schutzkorps, alban. TMK – MD) stärken will. Tatsächlich bedeutet das die Schaffung einer Armee. Außerdem will er der Polizei (Kosovo-Polizei, engl. Abkürzung KPS – MD) viel größere Befugnisse geben, Verkehrseinheiten zu bilden, die nur aus KPS-Mitgliedern bestehen. Das betrifft die Albaner im KPS. Dazu kommt der Wunsch, die Rolle der KPS bei den Grenzeinheiten zu stärken, das heißt, KPS-Einheiten für Schutz und Sicherheit zu gründen, ohne Beteiligung von UNMIK-Polizisten. Sie alle stellen natürlich Sicherheitsfunktionen eines Staates dar. Daher ist es heuchlerisch, wenn er behauptet, hier gehe es nicht um die Schaffung eines unabhängigen Staates. (...) (MK)

FONET, serb., 7.4.2003

Ein Mitglied des Präsidiums der Kosovo-Versammlung, Oliver Ivanovic, hat heute (7,.4.) erklärt, Ankündigungen über die mögliche Bildung einer serbischen "Befreiungsarmee" ergäben keinen Sinn.

In einer Reaktion auf eine Aussage eines der Führers der Kosovo-Serben, dass Aktionen von UNMIK-Chef Michael Steiner zu der Gründung einer solchen Armee führen könnten, sagte (Oliver) Ivanovic in der (Radiosendung – MD) Beograd 202, die serbische Seite "konzentriert sich auf politische Lösungen".

"Militante Erklärungen oder ein militanter Ansatz werden das Kosovo-Problem nicht lösen. Wir konzentrieren uns auf politische Lösungen, die von Institutionen und unter Einbeziehung der internationalen Gemeinschaft erreicht werden. Wir müssen ihnen erklären, dass die Dinge nicht so sind, wie Steiner sie darstellt", so Ivanovic.

Er ist der Ansicht, dass die schwierige Lage der Kosovo-Serben nicht ausgenutzt werden dürfe. "Zuweilen ist es einfach, eine frustrierte Bevölkerung mit einer extremen und radikalen Idee aufzustacheln. Aber nach dem ersten Tag, wenn die Konsequenzen einer derart radikalen Idee offenkundig werden, wird die Bevölkerung in eine andere Richtung gelenkt. Dann setzt Panik ein und führt zu einer allgemeinen Frustration und das kann ein ernsteres Problem für uns werden", warnte Ivanovic und fügte hinzu, eine solche Lage "kann einen massiven Exodus aus dem Kosovo auslösen". "Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist niemand so einfach bereit zu sterben. Ich habe sogar den Eindruck, dass diejenigen, die solche Ideen verbreiten, die Kriegsjahre in Belgrad verbracht haben", so Ivanovic. (MK)