Chef des Militärischen Geheimdienstes von Serbien-Montenegro warnt vor Aktivitäten islamischer Extremisten im westlichen Balkan
3. Februar 2004Belgrad, 1.2.2004, TANJUG, serb.
Oberst Momir Stojanovic, Direktor des Militärischen Geheimdienstes (VBA), hat in einem TANJUG-Interview gesagt, dass nach Informationen, die von den inländischen Diensten und durch Kontakte zu den Sicherheitsdiensten anderer Staaten gesammelt wurden, in der nächsten Zeit mit einem bedeutenden Auftreten des radikalen Islam und des Terrorismus im westlichen Balkan, einschließlich des Territoriums von Serbien-Montenegro, gerechnet werden kann.
"Dem VBA vorliegende Informationen deuten darauf hin, dass die extremistischen islamischen Organisationen Wahhabi und Rote Rose (serb. Crvena Ruza – MD) in der Region Raska, dem Lim-Becken und Nord-Montenegro aktiv sind. Tarikat operiert in Mazedonien und Zellen von Al-Kaida sind in Kosovo-Metohija und Nord-Albanien", so Stojanovic. "Wir haben wachsende Informationen, die darauf hindeuten, dass Verbindungen hergestellt werden zwischen Exponenten des internationalen Terrorismus einerseits und Exponenten extremistischer und terroristischer Aktivitäten in Kosovo-Metohija, Raska, dem Lim-Becken und Montenegro andererseits", erläuterte er.
Stojanovic wies darauf hin, dass die Aktivitäten der Extremisten und terroristischen Organisationen Teil der Erfüllung des strategischen Ziels des islamischen Extremismus, einen einheitlichen islamischen Staat zu schaffen und die sogenannte "Grüne Querverbindung" zu vervollständigen, seien. Nach den Plänen der Extremisten solle diese die Region Raska und das Lim Basin, Teile von Montenegro und Kosovo-Metohija umfassen, und zusammen mit Bosnien-Herzegowina würde durch Albanien, Bulgarien und die Türkei eine Verbindung zu den islamischen Staaten des Nahen Ostens hergestellt.
Die religiöse Sekte der Wahabiten sei in der Region Raska, dem Lim-Becken und Nord-Montenegro in den Gemeinden Rozaje, Plavi und Gusinje aktiv. Gegenwärtig habe sie dort etwa 200 Mitglieder, aber die Zahl wachse. Sie versuche, durch eine radikale Interpretation des Koran den Islam ale eine Lebensart durchzusetzen. Stojanovic wies darauf hin, die Sekte der Wahabiten arbeite gegenwärtig daran, junge Menschen dazu zu gewinnen, Gedanken, Sitten, Verhalten und Bekleidungsart im Geist des radikalen Islam anzunehmen. Gleichzeitig rekrutiere sie junge Leute, die sie in Zentren für religiöse ebenso wie militärische Ausbildung in einigen Nachbarländfern und Ländern des Nahen Ostens schicke.
"Uns liegen Informationen vor, dass im Verlauf des Monats März 2003 allein etwa 20 Mujahidin, Mitglieder der Sekte der Wahabiten, aufgrund der verstärkten Aktivitäten der US-Spezialkräfte und der SFOR aus Bosnien-Herzegowina in die Region Raska und das Lim-Becken eingesickert sind", so Stojanovic. Er erläuterte, die Aktivitäten der muslimischen Extremisten würden von bestimmten internationalen terroristischen Organisationen, extremen politischen Kreisen in Saudi Arabien und anderen islamischen Staaten ideologisch, organisatorisch, materiell und finanziell unterstützt, und zudem verdeckt von Führern einiger politischer Parteien hier. Stillschweigende Unterstützung werde auch von Extremisten geleistet, die der islamischen religiösen Gemeinde in Serbien nahe stünden.
Nach Angaben Stojanovics steht die finanzielle Unterstützung hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Bau zahlreicher religiöser Einrichtungen, von denen einige in von Serben bewohnten Gebieten errichtet wurden. Dies ziele darauf ab, diese zu vertreiben und ein ethnisch reines Umfeld zu schaffen. Ein gutes Beispiel hierfür sei die Region Sjenica.
"Sie versuchen auch, örtliche muslimische Führer für sich zu gewinnen, und dank ihrer großzügigen finanziellen Unterstützung haben sie in dieser Hinsicht beträchtlichen Erfolg", erläutert Stojanovic. Er fügte hinzu, finanzielle Unterstützung werde auch von "Geschäftsleuten" über angebliche Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft geleistet.
Das letztendliche Ziel der muslimischen Extremisten in der Region sei die Schaffung eines islamischen Staates des Sandzak, den sie in zwei Phasen erreichen wollten, so Stojanovic. Die erste Phase sei verbunden mit Forderungen nach der Gestaltung des Sandzak als einer Region mit erheblicher Autonomie. Diese Forderungen sollten in der zweiten Phase radikalisiert werden. Das bedeute Forderungen nach einer engeren Verbindung zu Bosnien-Herzegowina und führenden islamischen Staaten. "Wir sollten die Forderungen einiger Bosniaken aus dieser Region ernst nehmen, die mit der Bildung eines Bosnischen Nationalrates des Sandzak die Regionalisierung durch Veränderungen der serbischen Verfassung anstreben", warnte er.
Eine besondere Gefahr bei der Schaffung eines sogenannten muslimischen Staates des Sandzak stellten Einzelpersonen und Gruppen von Extremisten dar, die Gewalt als Mittel zur Umsetzung dieses Ziels propagierten und sich dabei auf die Unterstützung durch islamische terroristische Organisationen und Geheimdienste einiger islamischer Staaten verließen. "Ihre Aktivitäten hängen entschieden von der Unterstützung von außen ab", erklärte Stojanovic. Er warnte, einige muslimische Parteien versuchten, eine angebliche Bedrohung der Menschenrechte zu internationalisieren und propagierten die vollständige Vereinigung der muslimischen Bevölkerung der Region.
Der VBA-Direktor wies darauf hin, dass Aktivitäten der muslimischen Organisation Rote Rose in der Region Raska und im Lim-Becken zu verzeichnen seien. Über sie sei wenig bekannt und der VBA untersuche ihre Aktivitäten operativ. Es sei bekannt, dass die Gruppe in Verbindung zu Extremisten im Iran stehe und parallel zu einer in Bosnien-Herzegowina operierenden Organisation organisiert sei.
"Uns liegen auch Informationen vor, dass Al-Kaida ihre Hochburgen in Kosovo-Metohija und Nord-Albanien, in den Dörfern Bajram Curri, Kruma und Tropoja haben, und dass sie auch in West-Mazedonien in Tetovo, Kicevo und Gostivar operieren", so Stojanovic. Auf mazedonischem Territorium operiere auch die islamische Sekte Tarikat, die wie die Wahabiten organisiert sei und die gleichen Ziele verfolge. Sie sei am aktivsten in Skopje und konzentriere sich darauf, in den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu einer Massenorganisation zu werden. (...) (MK)