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Charlie Kirk - die Online-Stimme der US-Rechten

12. September 2025

Polit-Influencer Charlie Kirk, der bei einem öffentlichen Auftritt erschossen wurde, war ein Liebling der politischen Rechten. Er hatte großen Einfluss auf junge Konservative - und hier vor allem auf weiße Männer.

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Charlie Kirk gestikuliert bei einer öffentlichen Veranstaltung vor rot-violettem Hintergrund
Charlie Kirk war vor allem für junge Menschen ein wichtiger Influencer der MAGA-BewegungBild: Kevin Lamarque/REUTERS

Wie kaum einem anderen gelang es Charlie Kirk, Jugendliche und junge Erwachsene für die Bewegung "Make America Great Again" (MAGA) zu gewinnen, wofür ihn Donald Trump als "Martyrer der Wahrheit" huldigte. Kirk zählt zu den Gründern der rechten Studentenorganisation Turning Point USA (TPUSA). Die Nonprofit-Organisation fördert den Aufbau konservativer Clubs und Aktivistengruppen an Universitäten im ganzen Land.

In den sozialen Medien und mit seinem Podcast "The Charlie Kirk Show" erzielte der 31-jährige Kirk eine große Reichweite. Auf diese Weise unterstützte er Trumps Rückkehr ins Weiße Haus nach Kräften. Dabei bespielte er nicht nur die eigenen Kanäle, sondern trat auch als Experte für etablierte Medien konservativen Einschlags wie Fox News auf.

Seine Ermordung am 10. September bei einem öffentlichen Auftritt an einer Universität in Utah hat nicht nur in den  Vereinigten Staaten Bestürzung ausgelöst. Nach zwei Mordanschlägen auf Donald Trump im Jahr 2024 und der Ermordung einer demokratischen Abgeordneten in Minnesota Anfang dieses Jahres wächst die Angst vor politischer Gewalt.

Rechter Kulturkrieger

Zu Beginn seiner Karriere setzte sich Charlie Kirk für freie Märkte und einen schlanken Staat ein, beides sind Grundpfeiler der konservativen Politik in den Vereinigten Staaten. Mit Anfang 20 arbeitete Kirk während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 als Berater des Präsidentensohns Donald Jr.

In den vergangenen Jahren war er zu einem führenden rechten Kulturkämpfer aufgestiegen und vertrat zentrale MAGA-Positionen: Er lehnte LGBTQ+-Rechte ebenso ab wie striktere Waffengesetze und unterstützte nachdrücklich Trumps Anti-Migrations-Agenda.

USA: Reaktionen auf Ermordung des Influencers Charlie Kirk

Kritiker und Gegner stießen sich auch an seinen unbelegten Behauptungen über einen angeblichen Betrug bei der US-Präsidentschaftswahl 2020, seinen Angriffen auf die Biden-Regierung wegen der Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zurzeit der Coronapandemie und dass er Gegner der Rechten öffentlich als gefährlich bezeichnete.

Über seine Medienpräsenz baute Kirk seine persönliche Marke auf, und über Turning Point USA brachte er politische Redner, Country-Musiker und konservative Evangelikale auf konzertartigen Veranstaltungen mit einem jungen Publikum zusammen. TPUSA bezeichnet sich selbst als die "größte konservative Bewegung" der Vereinigten Staaten und hat nach eigenen Angaben mehr als 800 Ortsgruppen an Colleges und Universitäten im ganzen Land.

Mainstream-Konservativismus für junge Menschen

Influencer wie Kirk seien mit ihren Kampagnen gegen die "wahrgenommene" politische Korrektheit in der Gesellschaft sehr erfolgreich, sagt Bart Cammaerts, Professor für Politik und Kommunikation an der London School of Economics: "Solche 'Kulturkrieger' oder 'moralischen Unternehmer', wie immer man sie mit Bezug auf das Etikett Influencer nennen will, ebnen auch den Weg für die Politik."

Ein Straßenmaler arbeitet an einem Porträt des Getöteten mit dem Schriftzug "A Tribute to Charlie Kirk, Marty of Truth and Freedom
Charlie Kirk war ein "Märtyrer für Wahrheit und Freiheit", findet nicht nur dieser Straßenmaler im indischen MumbaiBild: Rajanish Kakade/AP Photo/picture alliance

Kirks persönliche MAGA-Werte, also sein kämpferischer Aktivismus, christlicher Glaube und wirtschaftlicher Konservativismus, machten ihn bei einem rechten Publikum beliebt, das alles ablehnt, was ihnen "Woke" erscheint.

Dem Einfluss konservativer Influencer wie Kirk wird zugeschrieben, dass sie bei den Präsidentschaftswahlen 2024 entscheidende Wählergruppen hinter Trump brachten. Viele junge Männer, die noch 2020 den demokratischen Kandidaten Joe Biden unterstützt hatten, wählten nun der Republikaner Trump.

"Ein mächtiges Werkzeug"

Parteien auf der ganzen Welt, darunter auch die rechtsextreme AfD in Deutschland, nutzen Podcasting, um ihre politischen Inhalte Wählern nahezubringen, sagt Professor Cammaerts: "Alle Seiten haben das Potenzial von Podcasts erkannt." Als Beispiel nennt er den äußerst beliebten britischen Podcast "The Rest is Politics" (Deutsch: "Der Rest ist Politik"), der vom ehemaligen politischen Strategen der Labour Party, Alastair Campbell, und dem ehemaligen Tory-Abgeordneten Rory Stewart moderiert wird.

JD Vance und Charlie Kirk in festlicher Kleidung auf einer blau geschmückten Bühne.
Kirk genoss die Anerkennung der höchsten konservativen Kreise. Hier auf der Bühne mit US-Vizepräsident JD VannceBild: Samuel Corum/Getty Images

Medienaffine Persönlichkeiten jeglicher politischer Ausrichtung machen sich Podcasts und soziale Medien zunutze, sagt auch Yini Zhang, Assistenzprofessorin für politische Kommunikation an der University of Buffalo. Gerade für Menschen mit starken Kommunikationsstilen und Meinungen sei diese Kombination "ein mächtiges Werkzeug, um eine große Fangemeinde aufzubauen und Einfluss zu gewinnen".

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert

DW Matthew Agius
Matthew Ward Agius Matthew berichtet über Geschichte, Wissenschaft, Gesundheit, Klima und Umwelt.matt_agius