Chance für Opel – Schreck für VW
23. Februar 2012PSA Peugeot-Citroën geht es nicht gut. PSA ist der zweitgrößte europäische Autokonzern, doch während die Konkurrenz, allen voran Renault und Europas Branchenführer Volkswagen, scheinbar unaufhaltsam immer mehr Autos verkauft, sinkt die Nachfrage nach den Modellen von Peugeot und Citroën. Der Grund dürfte darin liegen, dass PSA seine Hauptabsatzmärkte in Frankreich und den südeuropäischen Nachbarländern hat – und diese sind von der Schuldenkrise am heftigsten gebeutelt. Wegen der Verluste im PKW-Geschäft wird PSA in diesem Jahr rund 6.000 Arbeitsplätze in Europa abbauen.
Ein anderer europäischer Autobauer, der italienische Fiat-Konzern, ist ebenfalls auf der Suche nach einem strategischen Partner. Mit Peugeot unterhalten die Italiener bereits eine Kooperation beim Bau von Transportfahrzeugen. Medienberichten zufolge wollen die Turiner aber diese Zusammenarbeit beenden. Währenddessen hat sich Peugeot-Citroën weiter umgesehen. Wie jetzt bekannt wurde, verhandeln die Franzosen bereits seit einiger Zeit mit dem amerikanischen Konzern GM.
Nur eine Partnerschaft - keine Hochzeit
Die französische Wirtschaftszeitung "La Tribune" berichtet, die Gespräche zwischen Peugeot-Citroën und General Motors seien bereits weit fortgeschritten. Ginge alles glatt und würden sich die beiden Konzerne einig, dann könnte bereits auf dem Genfer Automobilsalon Anfang März die Zusammenarbeit offiziell verkündet werden. GM und PSA wollten diese Berichte weder bestätigen noch dementieren. Die Meldung von "La Tribune" sorgte jedenfalls für einen Kurssprung der Peugeot-Aktie, die um 16 Prozent im Wert zulegte.
Angestrebt werde jedenfalls keine Fusion, berichtete die Zeitung. Es gehe lediglich um eine enge Zusammenarbeit bei der Kleinwagenproduktion. Mit gemeinsamen Modellplattformen und einer größeren Marktmacht beim Einkauf solle das Europa-Geschäft aus den Roten Zahlen gebracht werden. Die "Financial Times" aus England konkretisiert diesen Bericht und schreibt, es sei eine Kooperation von PSA und dem europäischen Ableger von GM geplant. Ziel der Zusammenarbeit soll die gemeinsame Entwicklung von Motoren und Fahrzeugen sein.
Verschiedene Perspektiven
Für den europäischen Ableger des US-amerikanischen Autokonzerns GM, für Opel also, könnte sich eine solche Kooperation als segensreich erweisen. Hatte GM im letzten Jahr bereits wieder erstaunliche Gewinne geschrieben, ist Opel immer noch defizitär. Opel steht vor weiteren, wahrscheinlich sehr harten Sanierungsrunden. Eine Zusammenarbeit mit einem anderen europäischen Autobauer könnte die Stellung von Opel innerhalb des Konzerns stärken.
Argwohn wird diese Entwicklung in Wolfsburg hervorrufen. Die niedersächsische Stadt ist der Sitz des Volkswagen-Konzerns, der auf dem europäischen Markt die Nummer Eins ist und das auch weltweit werden will. Die Konzernbosse haben dafür das Jahr 2018 angepeilt. Eine Stärkung der Nummer Zwei in Europa, PSA Peugeot-Citroën, und eine gleichzeitige Stärkung der weltweiten Nummer Eins, nämlich GM, könnte dieses ehrgeizige Ziel für Volkswagen in weite Ferne rücken.
dk/wl (afp, rtr, dpa)