CDU-Politiker Mißfelder tot
13. Juli 2015Philipp Mißfelder wurde nur 35 Jahre alt. Nach Angaben der CDU/CSU-Fraktion starb der Bundestagsabgeordnete in der Nacht von Sonntag auf Montag. Ursache soll eine Lungenembolie gewesen sein, heißt es aus Parteikreisen. Fraktionschef Volker Kauder reagierte in einer Pressemitteilung "bestürzt, fassungslos und traurig". Die Union verliere einen ihrer profiliertesten Außenpolitiker "und ich persönlich einen Freund, der mich auf vielen meiner Reisen begleitet hat". Mißfelder sei ein überzeugter Freund Israels gewesen. Mit großem Engagement habe er sich für die transatlantischen Beziehungen eingesetzt. Außerdem sei er ein ausgewiesener Kenner der Situation in Osteuropa und in Russland gewesen und habe über herausragende Kontakte in Asien verfügt. Der Verstorbene hinterlässt Frau und zwei Kinder.
Dem Bundestag gehörte der in Gelsenkirchen geborene Mißfelder seit 2005 an. Vier Jahre später wurde der damals 30-Jährige außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Bis 2014 war er zudem Vorsitzender der Jungen Union (JU). Aus Altersgründen durfte er nach zwölf Jahren Amtszeit kein weiteres Mal kandidieren. Das vergangene Jahr bedeutete aber auch aus anderen Gründen eine Zäsur für den lang aufgeschossenen Mißfelder. Im Januar war er zum Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit mit den USA und Kanada ernannt worden. Diesen einflussreichen Posten legte er aber schon drei Monate später überraschend mit der Begründung nieder, mögliche Interessenkollisionen vermeiden zu wollen. Die befürchtete er für den Fall, dass er zum CDU-Schatzmeister in seinem Landesverband Nordrhein-Westfalen gewählt werden würde.
Schatzmeister statt transatlantischer Koordinator
Und tatsächlich bewarb sich Mißfelder erfolgreich darum. Dennoch kam der vorzeitige Verzicht auf das prestigeträchtige Amt des transatlantischen Koordinators für viele überraschend. In diesem Job war er auch in die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) und den USA (TTIP) eingebunden. Nach seiner Darstellung befürchtete er, als Schatzmeister Kollisionen zwischen potenziellen Spendern aus der Wirtschaft und seiner Zuständigkeit für die Freihandelsabkommen.
Mißfelders Verzicht passte auch schlecht ins Bild des strebsamen und karrierebewussten Nachwuchspolitikers, dem als Mittdreißiger vermeintlich viele Türen offen standen. Nach außen musste seine Entscheidung wie ein Karriereknick wirken. Zeitlich fiel dieses Ereignis mit seiner umstrittenen Teilnahme an der Geburtstagsfeier von Altkanzler Gerhard Schröder in Sankt Petersburg zusammen. Dort feierte der Sozialdemokrat in Anwesenheit des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin seinen 70sten. Mißfelder musste für sein Verhalten viel Kritik auch aus den eigenen Reihen einstecken. Sein Auftritt in Sankt Petersburg galt wegen der schon damals sehr fragwürdigen Rolle Putins in der Krise zwischen Russland und der Ukraine als besonders unpassend.
Rückzug aus der Parteispitze
Kurz nach diesen Turbulenzen gab Mißfelder im Mai 2014 seinen Rückzug aus dem CDU-Präsidium bekannt. Auch diese Entscheidung wurde allgemein als Niederlage eines politisch sehr ambitionierten jungen Politikers bewertet. Mit seinem frühen Tod endet eine trotz mancher Rückschläge bemerkenswerte Karriere, die als Teenager in der Jungen Union begonnen hat. Seinen 1995 erfolgten Eintritt in die CDU begründete der studierte Geschichtswissenschaftler mit der Politik Helmut Kohls und der Deutschen Einheit. Der Kanzler der Einheit war Mißfelders wichtigster Förderer - und ein persönlicher Freund.