Börse stellt Emissionshandel ein
22. Mai 2012"Die an europäischen Börsen gehandelten Volumina sind in den vergangenen Monaten drastisch auf nahezu null zurückgegangen", teilte die Börse am Dienstag in München mit. Verantwortlich dafür seien ein Überangebot an CO2-Zertifikaten, ein Verfall der Preise und ein Imageschaden durch Betrugsfälle.
Weil Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) zur Erwärmung der Erde beitragen, will die Europäische Union den Ausstoß solcher Gase reduzieren. Der 2005 eingeführte Emissionshandel ist ein zentrales Instrument, um die Klimaziele zu erreichen. Großer Erzeuger von Treibhausgasen wie Industrieunternehmen und Kraftwerke bekommen dabei einen bestimmten Anteil an Verschmutzungsrechten in Form von Zertifikaten zugeteilt. Produzieren sie weniger oder umweltfreundlicher, können sie überschüssige Verschmutzungsrechte an der Börse verkaufen. Umgekehrt müssen Betriebe zukaufen, deren Budget ausgeschöpft ist.
Schwache Konjunktur, schwache Nachfrage
Da zahlreiche Zertifikate ausgegeben wurden und sich die Nachfrage angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Europa in Grenzen hält, sind die Preise für Verschmutzungsrechte in den vergangenen zwölf Monaten um rund 60 Prozent gesunken. Größter Handelsplatz für Emissionszertifikate in Deutschland ist die Leipziger EEX, die zur Deutschen Börse gehört.
"Um das ursprüngliche Ziel der Emissionsminderung tatsächlich zu erreichen, müsste die Anzahl der Zertifikate deutlich verknappt werden, damit die Kurse wieder steigen", sagte Christine Bortenschläger, Vorstand der Bayerischen Börse. "Nur dann würde es sich für Unternehmen lohnen, in Technologien zur Emissionsminderung zu investieren."
Die Münchner Börse erwartet angesichts der Staatsschuldenkrise und der schlechten Konjunkturaussichten in Europa allerdings keine schnelle Anpassung durch die Politik.
bea/qu (rtr)